Samstag, September 18, 2010

Causa Pastior

aktualisiert: 14.6.2013, 1:20 Uhr

Herta Müller über Oskar Pastior - aspekte - ZDF mediathek

Perlentaucher, 18.09.2010
[Auszüge]

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.09.2010

Im Interview mit Felicitas von Lovenberg spricht die Nobelpreisträgerin Herta Müller über ihre ersten Reaktionen auf die Nachricht, dass Oskar Pastior in den sechziger Jahren in Rumänien für die Securitate gearbeitet hat: "Die Akte zeigt wie ein finsteres Gemälde das Rumänien der fünfziger und sechziger Jahre. Die Gefängnisse waren voll. Der aus dem Lager heimgekehrte Pastior, Kistennagler und Bauarbeiter, konnte endlich in Bukarest studieren. Er wollte wieder in die Normalität, mit einem müden, sturen Eigensinn sein Leben selbst in die Hand nehmen. Aber es wurde ihm wieder konfisziert. Die Akte zeigt ihn von allen Seiten umzingelt... Aus dem Lager heimgekehrt wurde er statt frei vogelfrei. Meine zweite Reaktion auf den IM Pastior war Anteilnahme. Und je länger ich die Details hin und her drehe, umso mehr wird es Trauer."
Der Autor Ernest Wichner hat Pastiors Akte offenbar schon vor einiger Zeit  gelesen, darin aber keine Spitzelberichte entdeckt, allenfalls Material, aus dem die Securitate Pastior einen Strick drehen konnte. Und natürlich die Verpflichtungserklärung: "Unterzeichneter Pastior Capesius Oskar Walter... habe im Rahmen der Untersuchung zugegeben, Gedichte feindlichen Inhalts geschrieben und diese bei verschiedenen Personen verbreitet zu haben. Mir ist bewusst, dass diese meine Tätigkeit strafbar ist, und ich bitte die Organe der Securitate um die Möglichkeit, mich zu rehabilitieren und durch konkrete Taten meine Aufrichtigkeit und Loyalität gegenüber dem demokratischen Regime in der RVR zu beweisen." Verleger Michael Krüger versichert: "Er bleibt mein Freund Oskar."

Frankfurter Rundschau, 18.09.2010

Mit viel Verständnis für Oskar Pastior kommentiert Hans-Jürgen Linke dessen postume Enttarnung als Securitate-IM: "Pastiors Verbindung zum Geheimdienst ist ein klassisch tragischer Fall von schuldloser Schuld. Das Entsetzen darüber kann allein einer Diktatur gelten, die sich tief im Leben und im Geist der Gesellschaft und ihrer Mitglieder einnistet. Die Allgegenwart der Securitate in Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg gibt reichlich Anlass zu der bangen Frage, wie lange es dauern mag, bis eine Gesellschaft ihren Stoffwechsel geändert und die Diktatur verdaut und ausgeschieden hat. In Rumänien scheint dieser schmerzhafte Prozess gerade zu beginnen."


Berliner Zeitung, 18.09.2010

Im Feuilleton fragt Dirk Pilz, warum Ernest Wichner, Leiter des Literaturhauses Berlin und Mitkurator einer gestern eröffneten Herta-Müller-Ausstellung, dort keinen Hinweis auf Oskar Pastiors gestern bekannt gewordene Geheimdienstarbeit gibt, obwohl er die Geschichte schon einige Zeit kannte. "Einen Tag vor der Eröffnung jedenfalls führte Wichner die geladene Presseschar durch die Ausstellung. Er sprach warme, einfühlsame Worte über den vor vier Jahren verstorbenen Pastior, ohne die Sache auch nur anzudeuten. Tags darauf war er für Stellungnahmen nicht zu sprechen."

Die Tageszeitung, 18.09.2010

In einem kurzen Kommentar zur Causa Pastior wünscht sich Dirk Knipphals, dass sich "alle weiteren, bislang noch unenttarnten IMs von sich aus melden".
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Weitere Artikel:

(Einige der folgenden Verweise - Links - wurden gelöscht, sodass die Beiträge nicht mehr abrufbar sind. Anm. hjs-online, 5.7. 2012)

- Richard Wagner: "Oskar Pastior: Der Dichter als Informant", AdG, 18.09.2010;
- "Schlimmer ist das Verschweigen". Richard Wagner im Gespräch mit Katrin Heise, DRK, 20.09. 2010. - Audio.
- William Totok: "O victimă ideală de şantaj. Poetul Oskar Pastior şi Securitatea", RFE, 17.09.2010. - Audio.
- Richard Wagner über den Fall Pastior, in: Die Welt, 16.10.2010
- Dieter Schlesak: "Die Schule der Schizophrenie", FAZ, 16.11.2010 
- Felicitas von Lovenberg, "Der Mensch Pastior muss neu bewertet werden. Interview mit dem Historiker Stefan Sienerth", in: FAZ, 17.11. 2010 
- "Schatten der Vergangenheit" (Audio)  DLF, 16.11.2010 
- Richard Wagner: "Fall von großer Tragweite" (Audio)DLF, 16.11.2010 
- Richard Wagner: "Vom Nachlass zur Hinterlassenschaft", in: NZZ, 18.10. 2010 
Herta Müller zu den Spitzelberichten: "Der doppelte Pastior", in: FAZ, 18.10.2010 
- Ernest Wichner: "Spitzel und Bespitzelter", in: FAZ, 18.11. 2010 
- Ernest Wichner: "Oskar Pastior und die Securitate", in: WDR, 18.11.2010 [Audio]

- Richard Wagner:"Mit Pastior im Salonwagen der Securitate", AdG, 20.11.2010 
- William Totok, "Infiltrarea de către Securitate a lumii literaților germani", in: RFE, 1.12.2010 
- "Im Fadenkreuz der Securitate. Neue Aktenfunde über die Spitzeltätigkeit rumäniendeutscher Schriftsteller", ARD (WDR), 16.1. 2011   
Dirk Schümer, "Im Securitate-Archiv in Bukarest. Nie wurde Poesie ernster genommen", in: FAZ, 21.1.2011
Oskar Pastior, der harmlose Verräter. Die Nachricht schlug 2010 hohe Wellen: Der rumänische Dichter Oskar Pastior soll als Spitzel mitschuldig am Selbstmord eines Freundes gewesen sein. Nun präsentiert der Germanist Ernest Wichner neue Erkenntnisse. Interview, in: DW, 4.7.12  
Günter Grass verteidigt Oskar Pastior, Die Zeit, 29.9. 2012 
Versuchte Rekonstruktion. Die Securitate und Oskar Pastior, in: Text und Kritik, Januar 2013 
"Securitatea şi Oskar Pastior", in: RFE, 8. 5. 2013 
Timpul, an XIII, nr.  (171) 5, 2013, p. 8
Neu!



Dienstag, September 14, 2010

"Mayer". Dialoge


ACNSAS, R 311942
"Mayer" (alias "Müller Hans") war einer der fleißigsten inoffiziellen Mitarbeiter der Securitate, für die er jahrzehntelang tätig war. Er debütierte 1938 und veröffentlichte dann nach dem 2. Weltkrieg regelmäßig in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen. Neben seiner Tätigkeit als genauer "Beobachter" literarischer Zusammenkünfte in Temeswar hatte er erfolgreich auch mehrere Auslandsaufträge ausgeführt, die auf die Diskreditierung von missliebigen Autoren abzielten. Seine Aktivität kann stellenweise mit der eines "Neamţu", "Traian" (alias "Abrud", "Silviu" - weitere Details hier), "Moga", "Sorin", "Matei", "Voicu" u.a. verglichen werden.
Er wanderte schließlich 1991 auch in die Bundesrepublik aus, wo er 1999 starb.
(Siehe auch den hier bereits veröffentlichten Bericht von "Mayer" vom 25. Juni 1983.)
Weitere Einzelheiten folgen.


(A se vedea şi:  Bibliotecar la Auschwitz - Bibliothekar in Auschwitz, RFI, 7.11. 2011)  - (Siehe auch: Bibliotecar la Auschwitz - Bibliothekar in Auschwitz, RFI, 7.11. 2011) + Halbjahresschrift - hjs-online.




[10. Mai. 1971. "Mayer" wird für seine Mitarbeit mit 500 Lei entlohnt]

[10 mai 1971. "Mayer" recompensat cu 500 lei pentru activitatea depusa] 
ACNSAS, R 311942, f. 424


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[24. Mai 1975. "Mayer" enthüllt der Securitate seine Meinung bezüglich der von der Aktionsgruppe Banat verfassten Textaufstellung, die in der „Neuen Literatur“, Nr. 4/1974, erschienen ist]

[24 mai 1975. „Mayer“ dezvăluie Securităţii opiniile sale referitoare la grupajul de texte semnate de autorii din Aktionsgruppe, Grupul de acţiune Banat, apărute în „Neue Literatur“, nr. 4/1974] 

ACNSAS, I 210845, vol.2, ff. 49-52


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[28. Dezember 1978. Analyse der Tätigkeit von "Mayer", Mitglied des Temeswarer Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturkreises, der auch auf Gerhard Ortinau, William Totok und Richard Wagner angesetzt wird, wie ein nicht identifizierbarer Securitateoffizier auf dem von Oberstleutnant Nicolae Pădurariu handschriftlich verfassten Dokument anmerkt]


[28 decembrie 1978. Notă-raport privind analiza activităţii lui "Mayer", membru al cenaclului literar Adam-Müller-Guttenbrunn din Timişoara care, potrivit unei note manuscrise a unui ofiţer neidentificat, adăugată materialului redactat de către lt. col. Nicolae Pădurariu, cere ca acesta “să fie dirijat şi pe lîngă” Gerhard Ortinau, William Totok şi Richard Wagner]


ACNSAS, R 311942, ff. 18-18v


(*) "Mayer" ist nicht zu verwechseln mit "Mayer Iosif" (siehe: Securitate und Partei) - Anm. Halbjahresschrift - hjs-online
(*) A nu se confunda “Mayer” cu “Mayer Iosif” (a se vedea Securitatea şi partidul) - n.n. Halbjahresschrift - hjs-online.



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[28. Februar 1981. "Mayer" berichtet über jüngere Autoren im Temeswarer Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturkreis und spricht mit Franz Schleich über die "Aktionsgruppe"]

[28 februarie 1981. „Mayer” relatează despre prezenţa unor tineri în cenaclul timişorean „Adam Müller-Guttenbrunn” şi discută cu Franz Schleich despre „Aktionsgruppe”]




Nr. 26546 /1/A / PN / 0039/28.II. 981
Primeşte: Lt. col. PĂDURARIU NICOLAE
Informator: „MAYER”
Notă informativă [1]
Sursa relatează următoarele:
În ziua de 19 februarie a.c. a fost la şedinţa la cercul Adam Müller-Guttenbrunn unde Richard Wagner a prezentat cinci elevi cari au citit poezii. Elevii sînt: HARALD DASINGER, BETTINA GROSS, SIEGRUN JÄGER, de la liceul Lenau, OTTMAR MEITERTH, de la liceul industrial Nr. 9, şi UTE ROOS din liceul Arta Plastică. Toţi elevii au dat probe de talent cu poezii de tema individuală despre amor, şcoală, peisaj şi note cu caracter de jurnal. Ceva deosebit n-a fost semnalat.
La această şedinţă sursa s-a întîlnit cu FRANZ SCHLEICH care între altele a răspuns la întrebarea sursei dacă şi Schleich a fost la Aktionsgruppe cu Totok şi Wagner? Schleich zîmbeşte ironic: „oamenii ăştia, eu nu cred nimic pentru că nici unul dintre ei nu este un om sincer, poate ei spune orice. Ei sînt oamenii conjuncturii şi fac pe marxiştii, în fond umblă fiecare dintre ei cu mască şi vorbeşte despre literatură parcă au descoperit ei acest gen de artă.”
20 februarie 1981 (ss) Mayer


Observaţii
- WAGNER RICHARD este lucrat în D.U.I.
SARCINI
Informatorul a fost instruit de a urmări legăturile pe care le are WAGNER în rîndul intelectualilor din Timişoara cît şi cel al tineretului, deasemeni să stabilească ce poziţie adoptă în cadrul cenaclului, ce conţinut au lucrările sale pe care le prezintă.
MĂSURI
Vom insista pentru introducerea măsurilor speciale la domiciliul lui WAGNER RICHARD.


(ss) Pădurariu
ACNSAS, I 210845, vol. 2, ff. 232-232v
__________
[1] Notă manuscrisă.

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[24. September 1983. "Mayer" berichtet über die Absichten von William Totok, etwas zu historischen Themen zu schreiben. Er erhält den Auftrag, Einzelheiten auszuforschen]
[24 septembrie 1983. “Mayer” relatează despre preocupările lui William Totok de a scrie ceva pe teme istorice, primind sarcina de a afla amănunte în acest sens]



- Nr. 26546/1/A/PN/00116/ 24.09.983
- Primeşte lt. col. Pădurariu N.
- Informator “MAYER”

NOTĂ [1]

Asupra lui TOTOK WILIAM sursa “MAYER” semnalează următoarele:
În ziua de 15 august 1983 sursa a călătorit cu trenul împreună cu TOTOK W. pînă la LIPOVA cu prilejul sărbătorii anuale a bisericii din Radna. Cu această ocazie TOTOK a relatat că este preocupat de redactarea unor lucrări cu caracter istoric despre Banat şi nu găseşte materialele de care are nevoie. Ar fi solicitat de la X [anonimizat], redactor la N.B.Z. dar acesta a refuzat să-i dea deşi are.
Sursa avînd unele materiale, a promis că i le poate împrumuta, rămînînd să vină în una din zile acasă la sursă.
WILIAM TOTOK a mai făcut referiri la deplasările pe care le face de 2 şi 3 ori pe săptămînă la Arad avînd în răspundere pagina culturală care apare săptămînal iar POMMERSHEIM se ocupă de aspecte cu caracter economic şi social, de multe ori deplasîndu-se împreună.
În discuţie TOTOK a mai făcut referiri la romanul lui LILLIN,respectiv că este de proastă calitate, că în ziarul “NEUER WEG” a fost foarte aspru criticat de REICHRATH EMERIC motiv pentru care ar fi fost şi la redactorul şef al ziarului “NEUER WEG” pe nume BREITENSTEIN [2] dar acesta i-a explicat că ziarul şi autorul are dreptul să-şi exprime părerea.
Sursa cunoaşte că TOTOK WILIAM lucrează la redacţie într-un birou cu HORST SAMSON şi SCHNEIDER EDUARD avînd toţi răspunderi cu probleme culturale.

Observaţii
- TOTOK W. este lucrat în D.U.I.
- HORST SAMSON, legătura sa, cunoscut cu scrieri şi poziţie ostilă.
SARCINI
- Cu ocazia sosirii la domiciliu a lui WILIAM TOTOK să extindă discuţia asupra preocupărilor sale istorice şi ce aspecte are în vedere să trateze despre Banat. Deasemeni să discute asupra celorlalte preocupări literare ale sale şi îndeosebi ce lucrări mai redactează.

MĂSURI
- Intrucît TOTOK W. lucrează împreună cu HORST SAMSON, element ostil, vom analiza posibilitatea introducerii mijloacelor speciale la locul de muncă, în prealabil însă vom verifica dacă într-adevăr lucrează împreună cu HORST SAMSON.
- Semnalarea lui TOTOK la Arad pentru încadrarea informativă.



(ss) Lt. col. Pădurariu
ACNSAS, I 210845, vol. 2, ff. 303-303v
____________________
[1] Notă manuscrisă, redactată de Pădurariu.
[2] Ernst Breitenstein (1923-1990), 
redactor şef al cotidianului de limbă germană, Neuer Weg (1949-1954 şi 1976-1988).
***

[30. November 1987. "Mayer" berichtet über einen Besuch von Horst Fassel in Temeswar]

[30 noiembrie 1987. "Mayer" relatează despre o vizită a lui Horst Fassel la Timişoara]



ACNSAS, I 184943, ff. 27-30

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[1980. „Mayer“ angesetzt auf Balthasar Waitz(*)


[1980. Balthasar Waitz încadrat informativ de către „Mayer“(*)]


ACNSAS, I 256905, ff. 29-29v


ACNSAS, I 256905, ff. 31-31v

Anmerkung - adnotare

(*) Der Schriftsteller und Journalist Balthasar Waitz (geb. 1950) geriet ins Fadenkreuz der Securitate, nachdem „Mayer” 1980 über eine Lesung des Autors im Temeswarer Literaturkreis „Adam Müller-Guttenbrunn” berichtet hatte und kurz darauf über dessen Aufnahmebemühungen in die westdeutsche Literatenvereinigung „Kogge”. Zu Waitz gab es allerdings bereits in den 1970er Jahren nachrichtendienstliche Hinweise auf seine literarische Tätigkeit. Da 1974 die Redaktion der Zeitschrift „Neue Literatur” einen Text von ihm zusammen mit der Aufstellung der Aktionsgruppe Banat (Wire Wegbereiter, NL, Heft 4, 1974) veröffentlicht hatte, hielt ihn die Securitate fälschlicherweise für ein Mitglied der Gruppe. Waitz war jedoch 1974 Mitglied des von Peter Grosz gegründeten „Arbeitskreises `74”, der in der Temeswarer Universität tagte. Gleichzeitig war er auch mit einigen Mitgliedern der Aktionsgruppe befreundet.
Aufgrund der Berichte von „Mayer” eröffnete die Securitete eine sogenannte Problemakte (E.D.P. Evidenţă Dosar Problemă), die als Vorstufe zu einem Operativen Vorgang (OV – rum. DUI) angesehen werden kann. Nachdem Waitz, der bei der Temeswarer „Neuen Banater Zeitung” als Redakteur angestellt war und inzwischen auch zwei Prosabände veröffentlicht hatte, 1981 „Ein Alibi für Papa Kunze” und 1984 „Widerlinge”, einen Protestbrief (Memoriu colectiv - so die Securitatebezeichnung) mitunterschrieben hatte, wurden die Parteibehörden eingeschaltet, die die Eröffnung eines OV genehmigen mussten.
Diese Vorschrift galt in erster Linie für Parteimitglieder und in besonderen Ausnahmefällen aber auch für Parteilose.
In der Zwischenzeit wurden weitere Berichte über Waitz bestellt und ausgewertet. Am 22. Januar 1985 wurde schließlich Major Ioan Adamescu beauftragt, einen OV unter dem Decknamen „Walter” einzuleiten. Belastendes Material stammte u.a. aus der Feder von „Dan”, ältere Berichte auch von „Voicu”. Adamescu war von 1979 bis 1989 Mitarbeiter der bis 1987 von Nicolae Păduraru geleiteten Temeswarer Unterabteilung 1/A, zuständig für politische Inlandsüberwachung. Als Nachfolger des 1987 in den Ruhestand getretenen, langjährigen Ressortleiters Pădurariu wurde Petru Pele ernannt.
Die Temeswarer Dienststelle 1/A war unterbesetzt, 1985 waren zusammen mit dem Ressortleiter 16 Offiziere in dieser Abteilung beschäftigt, die aus mehreren Untergliederungen bestand (5 Offiziere zuständig für: Deutsche Nationalisten und Faschisten, ungarische Nationalisten und Irredentisten - naţionalişti-fascişti germani, naţionalişti iredentişti maghiari; Kunst-Kultur, Gesundheitswesen, Justiz, Presse, Kulte und Sekten - artă-cultură, sănătate, justiţie-presă, culte-secte: 4 Offiziere unter der Leitung von Ioan Indrei; Unterricht, Forschung, Sport - învăţămînt-cercetare-sport: 6 Offiziere, geleitet von Radu Tinu – cf. Raport, 19. April 1985, ACNSAS, D, 120, vol. 9, Bl. 32-34).

ACNSAS, I 256905, Bl. 125
Bis 1989 wurden auf Balthasar Waitz mehrere inoffizielle Mitarbeiter angesetzt. Außer „Dan” und „Mayer” beteiligten sich an der Überwachung des NBZ-Redakteurs u.a. auch „Victor”, „Victoria”, „Claudia” und „Eva”. Die letztgenannten Mitarbeiterinnen hatten die Aufgabe sämtliche Artikel von Waitz zusammenzufassen und auf eventuelle feindliche Äußerungen zu überprüfen. Seine Artikel aus der von ihm betreuten NBZ-Rubrik „Fall-Report”, in denen er über Straftaten, Prozesse u.ä. berichtete, wurden von dem inzwischen in der Leitungshierachie der lokalen Securitate aufgestiegenen Radu Tinu, als nicht aussagekräftig bewertet, nachdem Adamescu und später auch Valerică Fulga (Mitarbeiter der Dienststelle 1/A von 1987 bis 1989) sie als negative Schwarzmalerei eingestuft hatten. („Cazul trebuie lucrat cu mai mult profesionalism, mai ofensiv”, hieß es in einer kritischen Anmerkung von Radu Tinu vom 26. März 1988, ACNSAS, I 256905, Bl. 125. „Nota nu are valoare pentru munca de Securitate. Nu mai luaţi asemenea `hîrtie’” – notierte ebenfalls Radu Tinu an das Ende einer Zusammenfassung der Artikel von Waitz - die er mitunter auch mit seinem Pseudonym Bruno Wegemann unterzeichnete -, die „Claudia” am 7. Januar 1987 verfasste und ihrem Führungsoffizier, Major Adamescu überreicht hatte – ACNSAS, I 256905, Bl. 116-116v, hier 116v). 


Zu Waitz siehe auch - privitor la Waitz a se vedea si:

Operationen der Securitate. 1974, 1981, 1984 - acţiuni ale Securităţii. 1974, 1981, 1984 







PS.

[21. April 1976. Anweisung der Temeswarer Securitate an den zuständigen Offizier des Militärischen Abschirmdienstes – C.I. - in der Militäreinheit Vînju Mare, in der Balthasar Waitz und Richard Wagner ihren Wehrdienst ableisteten, diese zu überwachen] 


[21 aprilie 1976. Securitatea din Timişoara cere CI-istului din U.M. Vînju Mare, unde Balthasar Waitz şi Richard Wagner şi-au satisfăcut serviciul militar, să-i supravegheze pe cei doi] 
ACNSAS, I 256905, Bl. 13-13v





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Externer Link: Richard Wagner, "Besserwisser Brantsch", Banater Zeitung, 14.9. 2010

Aktualisiert - actualizat, 12.10.2021,17:14 h