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Montag, Dezember 06, 2021

Freundliche Fremdheit - Politeţe rezervată



Freundliche Fremdheit - Politeţe rezervată  


[3. Februar 1982. „Barbu“ analysiert die Texte aus der Zeitschrift „Neue Literatur“, Heft 12, 1981, von Eduard Schneider, Horst Samson, William Totok, Bettina Gros u.a. Auszug aus dem Bericht]

 

[3 februarie 1982. „Barbu“ analizează textele apărute în revista „Neue Literatur“, nr. 12, 1981, semnate de Eduard Schneider, Horst Samson, William Totok, Bettina Gros ş.a. Fragment din nota informativă]

 

Nr.I A/AI/ X-6/0094                                                                        Sursa „Barbu

Primit: Cpt. Adamescu I

Data: 03.02. 1982

 

Notă informativă[1]

 

În legătură cu nr. 12 al revistei „Neue Literatur“ sursa are de făcut următoarele completări la o notă anterioară: [2]

 

[...] Grupajul de poezii ale lui William Totok (pag. 31-35) stă tot sub semnul „Noii subiectivităţi". Eul liric este şocat de o serie de atitudini umane. Bunăoară în „Entsetzliche Freude“ („Bucurie groaznică“)[3] se spune: Fiecare îşi caută un colţ / pentru a se odihni / în genţile umplute pînă la refuz / străluceşte carnea cumpărată."

Poezia „Eindrücke“ („Impresii“)[4] este o înlănţuire de imagini neplăcute, ca şi cînd poetul ar sta într-un compartiment de tren. Atmosfera rece de afară se transmite şi lui. Îşi pune întrebarea cine va mai citi poeziile sale. Poezia se încheie cu imaginea unei mulţimi adunate într-o cameră, în care nimeni nu spune ceva.

Freundliche Fremdheit“ („Străinătate amabilă“)[5] poartă dedicaţia: „pentru Nina şi Wolf“, fără alte precizări. Interpretarea, că ar fi vorba de actriţa Nina Hagen şi de poetul Wolf Biermann, plecaţi din RDG, nu este exclusă. Scepticismul exprimat şi în această poezie, poate fi interpretat, în acest context, şi în mod politic. Totok afirmă că „este vorba de supravieţuire / eu înţeleg / dar toţi au fost înfrînţi / sau au fost păcăliţi.“ Unii încearcă să se ascundă în spatele divanului, cu speranţa că glontele acolo nu îi va ajunge.

Frica domneşte şi în poezia „Verwarnung“ („Avertisment“)[6], în timp ce în poezia „Du überquerst jeden Tag die Straße" („Tu treci în fiecare zi strada“)[7] atmosfera este creată de monotonia cotidianului, care la rîndul ei generează neliniştea, ceea ce face ca în final să se pună întrebarea: „de fapt, tu mai trăieşti".

                                          *

Sursa consideră că excesul de pesimism şi scepticism care se degajă din textele mai sus menţionate, ale diferiţilor poeţi şi scriitori, este exagerată şi lipsită (!) de temei. În acest sens, sursa este de părere, că cei care au alcătuit caietul nu au procedat întocmai corect prin abundenţa de texte de acest gen.

[...]

 ACNSAS, I 210845, vol. 2, ff. 248- 252, aici f. 251.

 



[1] Textul olograf cuprinde şapte pagini. Pagina 5, cu prezentarea textelor semnate de Bettina Gros, a fost extrasă pentru a fi „exploatată“ într-un alt dosar. Tot aşa şi pagina a 3-a cu analiza textelor lui Herta Müller, Cf. menţiunea olografă semnată de lt.col. Păduraru, f. 250, respectiv f. 251.

[2] Urmează traducerea şi interpretarea textelor lui Eduard Schneider, ff. 248-249v, şi cele ale lui Horst Samson, f. 250.

[3] Textul original:

Entsetzliche Freude

die Hitze bedeckt die Gesichter
wie Schimmel
irgendwo zwischen den Wolken versteckt
sitzt der Wind
und lacht sich eins ins Fäustchen
jeder sucht sich eine Ecke
um auszuruhen
in den vollgestopften Taschen
schimmert das erstandene Fleisch
in den Küchen
rülpsen die Töpfe
der Sommer ist wie schale Limonade
in die Häuser eingedrungen
eine Straßenbahn nach der anderen entgleist
in der Fantasie einiger Lyriker
[die anderen heucheln Optimismus – zensierte Zeile im Facla-Band, Anm. W.T.]
das Leben humpelt wie ein lahmer Hund
über den heißen Asphalt
es ist Sommer
es ist ein versengender Sommer
und alles schmort in entsetzlicher Freude

aus: Neue Literatur, 32. Jg., Heft 12, 1981, S. 31 und Freundliche Fremdheit, (Politeţe rezervată), Facla Verlag, Temeswar 1984, S. 13-14


O traducere în limba română: 

Bucurie cumplită

arşiţa năpădeşte feţele
ca mucegaiul
ascuns undeva printre nori
zace vîntul
şi se prăpădeşte de rîs
îşi caută fiecare un locşor
unde să-şi mai tragă sufletul
în genţi burduşite
licăreşte carnea de curînd
cumpărată
în bucătărie 
oalele sughit
vara s-a instalat în case
ca o limonadă stătută
tramvaile deraiază unul după altul
în imaginaţia unor poeţi 
alţii simulează optimismul [vers eliminat de cenzură în volumul de la Facla - W.T.]
viaţa şchioapătă ca un cîine schilod
pe asfaltul fierbinte
e vară
o vară dogoritoare
şi totul se frige-ntr-o bucurie
cumplită

Traducere de: Doina Paşca şi W. Totok 

(Orizont, nr. 30, 30.7.1982, p. 8) 

 

[4] Text original în germană:

Eindrücke

das Gespräch über den Hirten der sein Haus angezündet hatte
ließ mich aufhorchen
mehr kam aber nicht
ein Dorf nach dem anderen kroch vorbei
und im schmutzigen Zugabteil
musterten mich neugierige Augen
ich tat so als würde ich in meinem Verlaine lesen
die Verse blieben an meinen Augen hängen
draußen war so ein grüner Himmel
wie er nur in Gedichten vorkommt
die Kälte konnte ich nur ahnen
unter den schneeverdeckten Bauernhäusern gabs wohl auch Bewohner
der Bahnhof lag still im Talkessel
lautlos fuhren die Züge vorbei
ich sah nur die Riesenbetriebe
und die Losungen
hören konnte ich nur die heiseren Schreie der Fabriksirenen
und da soll ich noch Gedichte schreiben
wer wird sie denn eigentlich noch lesen
mein Haar war weiß vom Schnee
und wieder saß ich in einem Fahrzeug
der Weg schlängelte sich irgendwo hinauf
mürrisch blickte ich hinaus
und blieb allein mit meinen Empfindungen
ein zugefrorener Stausee
in der Herberge saß ich Freunden gegenüber
oder täuschte ich mich
schweigend erwartete ich irgendetwas
ich saß da mit meiner eigenen Fremdheit
wußte nicht was damit anzufangen
einer begann auf der Gitarre zu spielen
ein obszöner Text
der junge Mann hatte keine Sorgen
er sang drauflos in den Schneesturm
der Wind zerrte am Dach wie in einem Abenteuerroman
ein Rohr war geplatzt
die Wasserzufuhr gestoppt
ein unmerklicher Schauer durchfuhr die jungen Leute
sie rauchten eine Zigarette nach der anderen
Berichte über Verschollene
Schneegeschichten wurden zum besten gegeben
langsam wurden alle ernst
und schläfrig
ich sah den Vormittag an mir vorbeiziehn
eine angebundene Ziege
Neugierige
ein pyromanischer Hirte
draußen stürmte es
sogar die Angst wurde überflüssig
ich klammerte mich an das Schnarchen der Schlafenden
ich kombinierte wer weiß was
ich schlief ein mit dem Schnaps im Magen
und sah im Traum den grünen Poesiehimmel
ich berührte ihn mit den Fingern
er war kalt und naß wie Schnee
er war in mir und ich konnte ihm nicht entkommen
ich erwachte und hörte den Wind
eine Stimme neben mir stellte fest
daß es kalt sei
jemand begann kurz danach auf der Gitarre zu klimpern
ein Geburtstag am frühen Morgen
wir standen plötzlich zusammengedrängt im Zimmer
niemand sagte etwas
 

Neue Literatur, 32. Jg., Heft 12, 1981, S. 31-33

[5] Textul original în germană. A apărut ulterior şi în volumul, grav cenzurat, „Freundliche Fremdheit“ / „Politeţe rezervată“, Editura Facla, Timişoara, 1984, pp. 9-10.


Freundliche Fremdheit

für Nina und Wolf

 Genossen ihr seid tot
in meinem Kopf überlebten nur die Potemkinschen Dörfer
und eine freundliche Fremdheit zeigt überall
ihr Gesicht

was soll ich tun Genossen
wenn es noch irgendwo einen gibt
den es noch nicht erwischt hat
wo soll ich ihn suchen

wie lange kannst du mit der Schere im Kopf überleben
könntest du dir nicht wenigstens im Kopf
ein zwei fünf
meinetwegen auch hundert Vietnams schaffen
 

ja es geht ums überleben
ich begreife
und alle blieben auf der Strecke
oder ließen sich ganz einfach drankriegen

ach wie bequem du dirs machst
du würdest niemals gestehen
daß deine Waffen immer schon schartig waren

jeden Abend spielst du doch mit deinen Kindern
was erzählst du ihnen denn
gestutzte Erinnerungen

sie hören nur halb hin
meinst du
auf dem Fußboden verstreut
liegen die Spielwaffen

du versteckst dich hinter der Couch
glaubst du denn
daß dich die Kugel dort nicht erreicht

    aus: Neue Literatur, 32. Jg., Heft 12, 1981, S. 33-34 und Freundliche Fremdheit, Facla Verlag, Temeswar 1984, S. 9-10. 

[6] Textul original:

Verwarnung

 jede Sekunde ist ein ungeschriebenes Gedicht
ausgestattet mit beschädigten Erinnerungen
eine festgehakte Platte
die denselben Satz
wahnsinnig monoton ins Zimmer singt

der Dichter klappert seine letzten Sätze hin
am Rande der Erinnerungen zeigt sich
ein altes Cover:

 

die Stadt ist braun wie Leder
die Leute stumm wie Sand
dem Dichter bricht die Feder
das Schweigen heult im Land

 die Angst wächst immer höher
die Wörter sinken tief
die Dichter schreiben nichts mehr
die Sätze sind verbrannt

                    aus: Neue Literatur, 32. Jg., Heft 12, 1981, S. 34.

 

[7] Aici textul original în limba germană:

Du überquerst jeden Tag die Straße

 du überquerst die Straße
du überquerst jeden Tag die Straße
und kannst nichts dagegen tun
du begegnest denselben Gesichtern
und atmest dieselbe muffige Luft
die siehst die gleichen Wände
an den Wänden deines Zimmers
hängen immer dieselben Bilder
die Möbel sind genauso trostlos braun wie immer
vom Bildschirm spricht dieselbe Person zu dir
es ist dieselbe Person seit eh und je
du schlägst die Zeitung auf
du kennst die Sätze schon seit langem auswendig
du schläfst beunruhigt ein
traumlos löst die Nacht den Tag ab
du steckst dein Geld ein und gibst es wieder aus
du isst dasselbe schale Essen
du kaust Bissen um Bissen
dein Appetit ist völlig unsinnig
du sprichst nur das Nötigste
lebst du eigentlich noch

            aus: Neue Literatur, 32. Jg., Heft 12, 1981, S. 34-35.


O traducere în limba română: 

Treci strada în fiecare zi

treci strada
treci strada în fiecare zi
şi nu poţi să te împotriveşti
întîlneşti aceleaşi figuri
vezi aceiaşi pereţi
ai camerei tale
pe care atîrnă aceleaşi tablouri
mobila este tot atît de cafeniu-dezolantă
vocea cunoscută din totdeauna
deschizi ziarele
cazi într-un somn agitat
bagi banii în buzunar îi cheltuieşti
mesteci fiecare dumicat
apetitul tău e maşinal
vorbeşti cît este strict necesar
mai trăieşti

Traducere de: Doina Paşca şi W. Totok 
(Orizont, nr. 30, 30.7.1982, p. 8) 



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7. 12. 2021

Einzelheiten über die 1959 eingesetzte Tätigkeit von „Barbu“, der in verschiedenen Akten auch unter anderen Decknamen auftaucht, irgendwann als unzuverlässig eingestuft und von anderen inoffiziellen Mitarbeitern bespitzelt wird. Zeitweise wurde sein Telefon angezapft und seine Korrespondenz zensiert. 

1982 hat „Barbu“ ausführliche Berichte über die literarischen Arbeiten einiger Mitglieder des Temeswarer Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturkreises verfasst. Die Berichte befinden sich in den Akten (EDP oder DUI = Problemakten bzw. Operative Vorgänge, OV) einiger Autoren, die von der Securitate als besonders gefährlich eingestuft wurden. Aus den 1982 verfassten Berichten kann herausgelesen werden, dass „Barbu“ versucht hatte, keinen großen „Schaden“ anzurichten. Seinen letzten Führungsoffizieren, Ioan Adamescu und Lup Ţepelea kam er nur halbherzig entgegen. (Zu Adamescu siehe auch CNSAS, cadre sowie das gegen ihn eingeleitete Gerichtsverfahren. Hinweise auf die Karriere von Tepelea Lup können ebenfalls in der CNSAS-Datenbank zu den hauptamtlichen Securitateleuten eingesehen werden.) 

Johann Lippet hat in seinem Band  Das Leben einer Akte (2009) aus einem Bericht von „Barbu“, vom 14. Februar 1981,  zitiert, in dem er das Gedicht „Versuch einer Diagnose“ (aus der Neuen Literatur, Heft 12, 1980) begutachtet: 

In Nummer 12 vom Dezember 1980 der Zeitschrift „Neue Literatur“, die von  den Mitgliedern des Literaturkreises „Adam Müller- Guttenbrunn zusammengestellt wurde, befindet sich auf Seite 9 das folgende Gedicht von Johann Lippet. 
Es folgt die Übersetzung meines Gedichtes „Versuch einer Diagnose“ zu dem der Informant abschließend meint: Meines Erachtens ist dies ein pessimistisches Gedicht, das die Aufstellung nicht hätte eröffnen dürfen (nach einer kurzen Studie von N. Berwanger zur deutschen Literatur des Banats).
Die letzten drei Zeilen der Übersetzung sind unterstrichen, wahrscheinlich von Hauptmann Adamescu. Hier das Gedicht im Original. 
Neue Literatur 12/1980

                                 Versuch einer Diagnose

                                              I.
                 die antworten werden immer unsicherer
                 heute hat es sich ausgeschneit
                 meine gefühle werden unbeständiger
                 und meine ungeduld hat zugenommen
                 ich warte morgens nicht mehr in den haltestellen
                 auch meine gedichte
                 wachsen über ein paar zeilen nicht mehr hinaus

                                           II.
                die gespräche mit den freunden
                sind immer schwieriger in gang zu setzten
                zu viel nachdenken liegt in jedem satz
                zum verzweifeln
                braucht man weniger zeit als zur ahnung der freude
                hier irgendwo
                liegt unser schweigen begraben 

(Abschnitt aus: Johann Lippet, Das Leben einer Akte. Chronologie einer Bespitzelung, Wunderhorn, Heidelberg 2009, S. 55-56.)






Erstellt 6. 12. 2021 - Aktualisiert ". 24. 12. 2023, 17:30 h




Mittwoch, September 16, 2020

Kunst-Kultur 4 – Artă-cultură 4

 






Kunst-Kultur 4 – Artă-cultură 4

Kunst und Kultur im Visier der politischen Polizei - Arta şi cultura în vizorul poliţiei politice

Aus dem Inhalt dieser Seite – Din cuprinsul acestei pagini



I.



1970/1971: Ingmar Brantsch (1940-2013) wird in der Siebenbürgischen Zeitung kritisiert, der Artikel wird der Securitate in rumänischer Übersetzung überreicht / Ingmar Brantsch (1940-2013) este criticat într-un articol din ziarul repatriaţilor saşi din RFG, iar textul a fost tradus pentru Securitate în limba română

1971: Mitteilung / Bericht - Adresă / notă-raport

1986: Bericht der Hauptabteilung 1 der Securitate in dem die Aufnahme rumäniendeutscher Autoren in den VS erwähnt wird / Notă a Direcţiei 1 a Securităţii în care se aminteşte de primirea în Uniunea Scriitorilor din R.F.G. a unor autori germani din România 

1986: Ingmar Brantsch, Unredlich und undankbar, in: feder, 4/86, S. 16

[2018: Herta Muller: Pe mine nu m-a întrebat nimeni dacă vreau să intru în Uniunea Scriitorilor, Agerpres, 18 aprilie 2018]

[2018. Nobel Prize winner, Herta Muller, says she was not aware is member of Writers Guild: ‘It is absurd theatre', Romania Journal, 19.4. 2018]

[2018: Robert Schwartz, Herta Müller - Opfer rumänischer Eitelkeiten, Deutsche Welle, 20.4. 2018]

[2018: Stefan Both, Documentul prin care William Totok îşi retrage cererea de intrare in Uniunea Scriitorilor din România. La fel a făcut atunci şi Herta Müller, Adevărul, 21.4. 2018]

[Decembrie 1985. William Totok, Cererea de retragere a dosarului de primire în Uniunea Scriitorilor depus la Asociaţia Scriitorilor din Timişoara]

[Dezember 1985. William Totok, Verzichtserklärung auf die Aufnahme in den Rumänischen Schriftstellerverband]

2009: Ingmar Brantsch: Ich war kein Dissident. Autobiographie (Nu am fost disident. Autobiografie), Ludwigsburg, Pop-Verlag 2009, 254 Seiten 




1988: Replik von Richard Wagner auf Angriffe von Ingmar Brantsch während einer Diskussion in Marburg anlässlich der Tagung zur rumäniendeutschen Literatur im Herbst 1989 / Replica lui Richard Wagner după atacurile lui Ingmar Brantsch în cursul unei discuţii desfăşurată la Marburg cu prilejul unui simpozion dedicat, în toamna anului 1989, literaturii germane din România


2014 (1968): Dieter Schlesak (1934-2019) zu „Barbu Elena“ / Dieter Schlesak (1934-2019) despre „Barbu Elena“


***


I. 


[30. November 1970. In der Siebenbürgischen Zeitung erscheint ein langer, nicht unterzeichneter Artikel, „Die fragwürdige Kunst, Tatsachen zu korrigieren”, in dem der anonyme Verfasser auf einen Streit zwischen einem Angestellten des Aufnahmelagers Unna Massen und Ingmar Brantsch, der nach einer Reise in die Bundesrepublik sich geweigert hatte, nach Rumänien zurückzukehren, hinweist. In dem Artikel werden einige Aussagen von Brantsch zitiert, die in der westdeutschen Presse erschienen sind und die wir aus objektiven Gründen nicht überprüfen konnten. Allerdings kann auch nicht der Hinweis der SbZ überprüft werden, in dem es heißt, Brantsch habe vor seiner Ausreise in Rumänien, Leute mit politischen Aussagen eingeschüchtert und würde mit seinem Verhalten der deutsch-rumänischen Völkerverständigung einen schlechten Dienst erweisen: „Damit leistet er weder der Völkerverständigung einen Dienst, noch beherrscht er sein pseudo-marxistisches Brevier; er stellt nicht der Fortschrittlichkeit seiner rumänischen Landsleute, sondern sich selber mit Kategorisierungen dieser Art ein miserables Zeugnis aus. / Wäre noch hinzuzufügen: während Brantsch in Rumänien seine Arbeitskollegen durch eben jene pseudo-kommunistische Unerbittlichkeit sentimental so terrorisierte, daß sie bei seinem Auftreten ängstlich verstummten — was nota bene kein echter Marxist tut —, saß der von ihm apostrophierte Repser R. Lahni als politisch -Verurteilter in stalinistischen Gefängnissen — zwölf Jahre Zwangsarbeit... Brantsch ist als Marxist, als Rumänenfreund, als Kritiker seiner deutschen Landsleute — quod erat demonstrandum — gleichermaßen unglaubwürdig. Was bleibt also übrig? Ein Mann, der sich auch im Westen mit billigen, kurzatmigen Faxen interessant machen will. Wir halten es für unsere Aufgabe, diese Dinge beim Namen zu nennen.” Tatasache ist, dass die Securitate sich für den Zwischenfall interessiert hatte. Am 31. Januar 1971 überreichte ein inoffizieller Mitarbeiter der Securitate eine Übersetzung des Artikels.]

[30 noiembrie 1970. Ziarul Siebenbürgische Zeitung îl critică pe Ingmar Brantsch, reproşîndu-i un comportament dogmatic în România şi, totodată, că prin atitudinea sa ar compromite ideea relaţiilor armonioase, existente între români şi germani. Este greu de apreciat, în ce măsură reproşurile au fost reale. Cert este că Securitatea a primit, pe data de 31 ianuarie 1971, o traducere a textului.] 


SbZ, 20. Jg., Nr. 19, 30. November 1970, S. 1 und 2 (Ausschnitt - fragment)





ACNSAS, SIE 25427,  ff. 23-24


#


[1. Oktober 1971. Mitteilung der Hauptabteilung III aus Bukarest an die Securitate in Kronstadt/Braşov]  

[1 octombrie 1971. Adresă a Direcţiei a III-a din Bucureşti către Inspectoratul Securităţii din Braşov]

ACNSAS, SIE 25427, f. 21


[12. Juni 1971. Auszug aus einem Bericht] 

[12 iunie 1971. Extras dintr-o notă-raport]

ACNSAS, SIE 25427, f. 50

Geschwärzt – anonimizat: Halbjahresschrift – hjs-online 

#


[25. Juli 1986. Bericht der Hauptabteilung 1 der Securitate über den Stand der informativ-operativen Tätigkeit bezüglich der Schriftsteller und Filmemacher. Das Dokument enthält einen Absatz, in dem die Aufnahme rumäniendeutscher Autoren in den Verband deutscher Schriftsteller – VS – erwähnt wird. Fälschlicherweise wird in dem Bericht auch Franz Hodjak erwähnt, der damals nicht VS-Mitglied wurde.]

[25 iulie 1986. Notă privind stadiul muncii informativ-operative în rîndul oamenilor de artă şi cultură, profesionişti şi amatori, îndeosebi al scriitorilor şi cineaştilor. Notă a Ministerului de Interne, Departamentul Securităţii Statului, Direcţia 1. În notă este aminitit şi Franz Hodjak. Acesta nu a devenit atunci membru al Uniunii Scriitorilor din R.F. Germania - VS] 

ACNSAS, D 120, vol. 2, ff. 242-267, hier / aici ff. 247-248





1986: Ingmar Brantsch, Unredlich und undankbar, in: feder, 4/86, S. 16


Die Aufnahme der vier volksdeutschen Kollegen aus dem rumänischen Banat in den BRD VS wird begründet: „Diese vier Autoren dürfen in Rumänien kein Wort mehr veröffentlichen; ihre Namen dürfen nicht mehr erwähnt werden. Sie veröffentli-chen nun in der BRD und haben mithin einen Anspruch darauf, daß hier auch ihre Rechte als Autoren vertreten werden können.“
Unredlich und undankbar

Betr.: „Aufnahme in den VS: Johann Lippet, Herta Müller, William Totok und Richard Wagner“ – feder 4/86, S. 16

Dazu: Natürlich ist es bedauerlich, daß es zu dieser Entfremdung der vier volksdeutschen Schriftstellern und den Behörden ihrer rumänischen Heimat gekommen ist und eine Hilfe (dabei hätte vielleicht Vermittlung auch eine Hilfe sein können) seitens des VS sollte selbstverständlich sein. Der Satz aber „Sie veröffentlichen nun in der BRD...“ ist irreführend, da Lippet und Wagner schon 1976, also vor zehn Jahren, in der BRD Texte publizierten (Nachrichten aus Rumänien , Olms Presse Hildesheim New – York) und Herta Müller ihren Erzählband „Niederungen“, der zuerst in Rumänien erschienen war, ebenfalls schon 1974 [richtig 1984 - Anm. W.T.] im Rotbuch-Verlag West-Berlin herausbrachte und dafür dann vielfach ausgezeichnet wurde im Westen (Preis des ZDF, Rauriser Literaturpreis, Buch des Monats etc.), allerdings erst nachdem sie den Debütpreis des rumänischen VS erhalten hatte.
Als diese Autoren im Westen zu veröffentlichen begannen, waren sie keine Waisenkinder Rumäniens, sondern Lieblingskinder des rumänischen VS, der sie reichlich mit Preisen bedachte. Lippet und Wagner sind Preisträger des Kommunistischen Jugendverbandes Rumäniens [Lippet hat nie diesen Preis erhalten - Anm. W.T.], Wagner erhielt dazu auch noch 1980 den Lyrik-Preis des rumänischen VS (nachzulesen selbst im bundesdeutschen Kürschner 1984). Totok allein hatte es wesentlich schwieriger, von dem ist dafür auch am wenigsten die Rede.
Besonders befremdlich wirkte auch die den beiden Begründungen folgende Erklärungsklammer: „Als Material zu diesem Antrag wurde zusätzlich beschlossen: Der Bundesvorstand wird beauftragt, sich mit dem Bundeskanzleramt und dem Außenministerium in Verbindung zu setzen.“ Nicht aber mit dem rumänischen Schriftstellerverband, dessen Mitglieder meines Wissens sie noch immer sind, zumindest aber waren. [Nur Wagner war Mitglied - Anm. W.T.]  Reine Politik – nichts Literarisches mehr? Ist beim BRD VS der rumänische VS noch nicht einmal eine Anfrage wert? Schöne Solidarität der „Schreibenden“ hier bei uns!
Doch die einseitige Berichterstattung geht weiter. Auf der Mitgliederversammlung des VS NRW vom 19. April 1986 behandelte der Vorsitzende des VS NRW, Volker W. Degener, in seinem Bericht ebenfalls diese vier Fälle und erläuterte: „Rumäniendeutsche leiden besonders stark unter der Isolierung und Verfolgung.“ Eine glatte Verdrehung der Tatsachen. Die Rumäniendeutschen haben selbst heute noch, nach der „Massenauswanderung in die BRD“ seit 1979, die besten kulturellen Möglichkeiten von allen deutschen Volksgruppen auf der ganzen Welt (dafür sind sie dann aber auch mitunter besonders unverschämt und dreist): eigene Schulabteilungen mit deutscher Unterrichtssprache in allen Fächern, Kirchen, eine protestantische Hochschule in Hermannstadt, ein Staatstheater in Temeswar, zwei Tageszeitungen(Neuer Weg landesweit in Bukarest und Neue Banater Zeitung für das Banat in Temeswar), zwei Wochenzeitungen (Karpatenrundschau in Kronstadt und Die Woche in Hermannstadt), eine eigene Literaturzeitschrift, die monatlich erscheint, Neue Literatur in Bukarest und eine eigene wissenschaftliche Zeitschrift, die zweimal jährlich in Hermannstadt erscheint: Forschungen zur Volks- und Landeskunde. Dazu kommen deutsche Rundfunksendungen. Bis vor kurzem gab es auch ein deutsches Fernsehprogramm einmal die Woche und eine Zeitschrift für die Kulturhäuser, Volk und Kultur. 
Durch die Abwanderung gehen leider die Institutionen der deutschen Minderheit langsam aber sicher kaputt. Nicht weil die Rumänen deutschfeindlich wären, sondern weil es keine Leser, keine Kirchengänger, Schüler, Kindergartenbesucher etc. mehr aus den Reihen der deutschen Minderheit gibt. Die Rumänen waren ihren Deutschen immer freundlich gesonnen, hatten diese doch 1919 für den Anschluß Siebenbürgens und des Banats aus der österreichisch-ungarischen Monarchie-Konkursmasse an Rumänien gestimmt.
Jetzt so tun, als ob die Deutschen in Rumänien besonders verfolgt würden, ist einfach unredlich und auch undankbar  dazu, denn die Rumänen, großzügig und liebenswürdig wie sie als Vertreter der östlichen Romania nun mal sind, versuchen den Beitrag ihrer Deutschen zu erwähnen, ja zu würdigen. Es erscheint zur Zeit eine „Geschichte der Deutschen in Rumänien“ (seit dem 12. Jahrhundert) und eine Geschichte der deutschsprachigen Literatur Rumäniens (ebenfalls seit dem Mittelalter). In welchem anderen nichtdeutschsprachigem Land gibt es so etwas auch nur entfernt ähnliches? 
So bedauerlich die aktuellen Schwierigkeiten Rumäniens auch sein mögen, sie anhand der deutschen Minderheit auszurollen, erinnert fatal an die dummdreiste reichsgermanische Besserwisserei unseligen Angedenkens, als schon mal deutsche Volksgruppen mißbraucht wurden.
Schon auf der ordentlichen Mitgliederversammlung des VS NRW in Paderborn erwähnte ich den Fall des verfolgten Rumäniendeutschen, dem hier als Unterdrücktem Geld und ein Auto gespendet wurden. Der Verfolgte setzte sich ins Wiedergutmachungsauto und fuhr zurück nach Rumänien zur Entgegennahme des Kommunistischen Jugendverbandpreises für Lyrik und Ethik.
Natürlich kann man auch mit Geld und Preisen verfolgt werden, nur sollte man dann auch diese raffinierten Arten der Verfolgung uns mitteilen, man kann aber auch mit „kümmern um einen“ vom Leben zum Tod befördert werden. 
Hoffentlich verfolgen wir die Verfolgten nicht allzu sehr bei uns in der BRD mit unserem zum Teil noch immer reichsgermanischen Heinimentalität wie den armen Rolf Bossert, den wir, die BRD-Gesellen, auf dem Gewissen haben und nicht die Rumänen .
Eine dauernde bevorzugte Behandlung, wie sie vielen ehemaligen DDR-Autoren von Institutionen zu teil wird, ist auf die Dauer eine Benachteiligung, bringt sie doch diese Autoren um eigene „realistische“ Erfahrungen und nimmt ihnen die Möglichkeit der Opposition, indem sie penetrant zu Wohlwollenempfängern degradiert werden.
Ingmar Brantsch, Köln

  • Anm. Der Text von Brantsch wurde auch von Johann Lippet in seinem Band, Das Leben einer Akte. Chronologie einer Bespitzelung, Wunderhorn, Heidelberg 2009, S. 123-126, reproduziert und mit zahlreichen erklärenden Fußnoten versehen.

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[2018: Herta Muller: Pe mine nu m-a întrebat nimeni dacă vreau să intru în Uniunea Scriitorilor, Agerpres, 18 aprilie 2018]


Herta Muller: Pe mine nu m-a întrebat nimeni dacă vreau să intru în Uniunea Scriitorilor

Scriitoarea Herta Muller, laureată cu premiul Nobel pentru Literatură în 2009, neagă faptul că ar fi membră în Uniunea Scriitorilor din România (USR) şi caracterizează drept o procedură nedemocratică cooptarea sa în Uniune.

„Asta e o glumă? Nici măcar nu ştiam că sunt membră a Uniunii Scriitorilor din România. Pe mine nu m-a întrebat nimeni dacă vreau să intru în Uniune şi nimeni nu mi-a comunicat că am fost admisă - indiferent din ce motiv. Şi când să se fi întâmplat asta? Niciodată nu am primit vreo solicitare de-a plăti cotizaţia“, afirmă celebra scriitoare într-o declaraţie acordată AGERPRES.

Ea spune că, deşi s-a pus problema în anii '80 să devină membru al USR, când a condiţionat primirea de admiterea în Uniune a scriitorului şi jurnalistului William Totok, de vreme ce acesta nu a fost primit, nu şi-a mai exprimat niciodată intenţia de a deveni membră a breslei scriitorilor români.

„Pe vremea când mai trăiam în România, în 1985 sau 1986, s-a pus problema să fiu primită în Uniunea Scriitorilor. Atunci am condiţionat primirea mea de primirea lui William Totok. Dar cum el nu a fost admis, nu am intrat nici eu. De atunci nu am mai avut nici un contact cu această organizaţie. Şi nici ulterior nu mi-am exprimat vreodată intenţia de-a deveni membru al Uniunii. Ce înseamnă tot acest teatru absurd? Un fel de cooptare ca pe vremuri? Cineva decide peste capul meu şi apoi mă trage şi la răspundere. Asta nu este în niciun caz o procedură democratică“, a mai spus Herta Muller.

Într-o postare pe pagina sa de socializare, criticul literar Vasile Popovici, membru al Filialei Timişoara a USR, afirmă că în 1985, cu un an înainte de a pleca definitiv în Germania, Herta Muller a depus un dosar de înscriere în Uniunea Scriitorilor, porţile rămânând însă „definitiv închise“ din cauza deciziei din acea vreme a Partidului Comunist.

„În ianuarie 1990, adică imediat după Revoluţie, toate cererile adunate în anii '80 şi nerezolvate au fost aprobate de Consiliul Uniunii, inclusiv a Hertei Muller. Însă ea era deja de patru ani în Germania. În anii de după revoluţie au existat schimburi de mesaje între secretariatul Asociaţiei Scriitorilor din Timişoara şi scriitorii germani din Banat plecaţi în Germania. Nimeni - nici Herta Muller - n-a mai fost însă interesat de statutul de membru al Uniunii Scriitorilor din Romania“, susţine Popovici.

El spune că, la fel ca şi conducerea filialei Timişoara, conducerea Uniunii de la Bucureşti „n-are absolut nici un rol în faptul că foştii colegi scriitori germani rezidenţi de ani de zile în Germania au ales să ignore statutul lor de scriitori cu carnet în Romania“.

„Pentru astfel de cazuri statutul Uniunii Scriitorilor prevede faptul că acei scriitori ce au fost admişi în Uniune, dar care nu-şi achită cotizaţia rămân în continuare membri, dar - şi aici intervine cuvântul mizerabil - cu statut de suspendare. Aşa scrie în statut, aşa e!“, mai scrie criticul.

Potrivit unor informaţii apărute în presă, scriitoarea Herta Muller a fost suspendată din Uniunea Scriitorilor din România pentru că nu şi-a plătit cotizaţia de 150 de lei pe an. AGERPRES/(AS - autor: Daniel Popescu, editor: Antonia Niţă, editor online: Daniela Juncu)

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[2018: Nobel Prize winner, Herta Muller, says she was not aware is member of Writers Guild: ‘It is absurd theatre', Romania Journal, 19.4. 2018]



Nobel Prize winner, Herta Muller, says she was not aware is member of Writers Guild: ‘It is absurd theatre’
Posted by: Valeriu Lazar  in SOCIAL, SOCIETY & PEOPLE 6 hours ago 0 

Romanian born Nobel Prize winner, Herta Muller, says the suspension from the Romanian Writers Guild (USR) is ‘absurd theatre’.

„Are you joking? I didn’t know I am member of the Writers Guild. Nobody asked me if I want to be member and no one announced me I am member. When did this happen? I have never received any request to pay the membership fee,” Herta Muller has told hotnew.ro.


The writer added that „when I lived in Romania, in 1985 or 1986, I was to become USR member. I made the necessary steps and I depended on William Totok. As he wasn’t admitted, I did not join the URS either. Since then, I’ve had no contact whatsoever with USR. I haven’t expressed my intention to join the guild. How can one define this absurd theatre? Membership, as before (in communism – our note). Anyway, it not democratic,” Herta Muller said.

In reply, Nicolae Manolescu, USR President, says Herta Muller is USR member, the Timisoara branch.

„Currently, she is suspended for not paying the membership fee for years. This means she has no voting rights. That’s all. She did not attend the elections, a week ago. Some USR members volunteered to pay the fee for her, but they can’t do it without her consent. Herta Muller said she is not interested in the guild. The membership fee is RON 150 per year,” Manolescu said.

Herta Muller has been suspended from the Writers Guild because she did not pay her membership fee.

„Herta Muller has never paid her membership fee to the Writers Guild. She is a member of the Timisoara branch, exclusion is out of discussion, this is a false story. After all, she was not excluded from USR during the communism,” writer Mircea Mihaies, representative of the Timisoara Branch in the USR Steering Committee, said a few days ago.

He said that, in the same situation as Herta Muller there are other writers who did not pay the membership fees, such as critic Eugen Simion.

Herta Muller was born on August 17, 1953 in the village of Nitchidorf in the Swabian Banat. She studied German and Romanian at the University of Timisoara, then working as a translator in a factory and as teacher.

The Swedish Academy awarded her the Nobel Prize for Literature in 2009.

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[2018: Robert Schwartz: Herta Müller - Opfer rumänischer Eitelkeiten, Deutsche Welle, 20.4. 2018]


RUMÄNIEN
Herta Müller - Opfer rumänischer Eitelkeiten 
Die deutsche Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller ist vom Schriftstellerverband ihres Heimatlandes Rumänien suspendiert worden. Doch war sie nach eigenem Bekunden nie Mitglied des Verbands. Ein Politikum mit Folgen.

Es klingt wie einer der berühmten Witze des fiktiven Senders Radio Eriwan aus kommunistischer Zeit: Stimmt es, dass die Parteiführung ihrem verdienten Mitglied Iwan Iwanowitsch ein Auto gegeben hat? Antwort: Im Prinzip ja! Aber es wurde ihm nicht gegeben, es wurde ihm genommen. So ähnlich entwickelt sich der jüngste Skandal rund um den Rumänischen Schriftstellerverband - und im Mittelpunkt steht die deutsche Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller.

Sie stammt aus dem Banat, einer Region in West-Rumänien, und war schon vor ihrer Ausreise in die Bundesrepublik 1987 als junge Autorin in ihrer Heimat bekannt. Sie gehört der deutschen Minderheit der Banater Schwaben an. Zusammen mit einigen Schriftstellerkollegen der „Banater Aktionsgruppe“ war sie vor allem wegen ihrer kritischen Texte ins Visier der gefürchteten Securitate geraten, der Geheimpolizei des kommunistischen Diktators Ceausescu.

Eine Mitgliedschaft, von der sie nichts wusste

Ihr erster Gedichtband „Niederungen“ erschien 1982 - zensiert - in Bukarest und gelangte auf Umwegen nach Deutschland, wo er im Rotbuch-Verlag 1984 - unzensiert - veröffentlicht wurde. Verstärkte Bespitzelung und Drangsalierung durch die Securitate, üble Verleumdungen und Drohungen waren die Folgen. „Wer mich verleumdete, bewies seine Heimatliebe“, erzählte sie in einem FAZ-Interview. Das scheint bis heute seine traurige Gültigkeit nicht verloren zu haben.

Vor wenigen Tagen erfuhr Herta Müller, die in Berlin lebt, dass sie vom Rumänischen Schriftstellerverband ausgeschlossen wurde, weil sie es versäumt hätte, ihren Jahresbeitrag zu zahlen. Die Maßnahme trifft nicht nur sie, sondern auch andere Autorinnen und Autoren, von denen einige - wie Herta Müller oder ihr Banater Schriftstellerkollege William Totok - in Deutschland leben. Später ruderte der Verband zurück und sprach von einer „Suspendierung“. 

„Soll das ein Witz sein?“ Das war die erste Reaktion der Nobelpreisträgerin auf die Nachricht. In einer Stellungnahme für die DW schreibt sie: „Ich wusste nicht, dass ich im Rumänischen Schriftstellerverband bin. Mich hat nie jemand gefragt, ob ich beitreten möchte und mir hat niemand mitgeteilt, dass ich - warum auch immer  - aufgenommen worden bin.“ Mehr noch: eine Aufforderung, Mitgliedsbeiträge zu zahlen, habe sie nie bekommen.

„Das absurde Theater“

Als sie noch in Rumänien lebte, soll es allerdings einen Vorschlag gegeben haben, sie in den Verband aufzunehmen. Sie habe damals ihre Aufnahme von jener eines anderen Banater Autors, William Totok, abhängig gemacht. Weil dieser aber nicht aufgenommen wurde, sei sie auch nicht beigetreten. Seither habe sie keinen Kontakt mehr zu dieser Organisation. Und habe danach auch nie die Absicht geäußert, Mitglied des Verbands zu werden, heißt es in ihrer Stellungnahme. „Wie soll man dieses absurde Theater nennen? Vereinnahmung wie einst? Irgendwer entscheidet über meinen Kopf hinweg und macht mich danach dafür verantwortlich. Demokratische Vorgänge sind es jedenfalls nicht“, so Herta Müller. 

In einem DW-Gespräch bestätigte William Totok den Sachverhalt. Und dennoch: Wie ist es zu erklären, dass beide Autoren - und nicht nur sie - als Mitglieder des Verbands fungieren? „Nach der Wende von 1989“, so Totok, „hat der neu aufgestellte Schriftstellerverband als Zeichen der Öffnung mehrere Exil-Autoren aufgenommen, ohne sie aber offiziell zu benachrichtigen.“ Auch bei ihm sei nie eine Zahlungsaufforderung für den Jahresbeitrag eingegangen.

Eine rumänische Posse

Die Posse hat aber ein übles Nachspiel in Rumänien, weil sie just zu dem Zeitpunkt der Neuwahlen für die Verbandsleitung aufschlug. Die alte Riege um den Publizisten und Literaturkritiker Nicolae Manolescu will sich plötzlich - 28 Jahre nach der Wende - an die Statuten gebunden fühlen. Andere Autoren sprechen von einem Skandal. Anstatt stolz zu sein, eine Nobelpreisträgerin in den eigenen Reihen zu haben, würde die Leitung Unterstützung von zum Teil in Bedeutungslosigkeit versunkenen, aber durch und durch „patriotischen“ Schriftstellern für eine Wiederwahl suchen.

Im Netz, aber auch in einigen einschlägigen Publikationen ist eine populistische Verleumdungskampagne gegen Herta Müller losgetreten worden, die von persönlichen Attacken bis zur Verunglimpfung des Nobelpreises reicht. Hier nur zwei Beispiele von Meinungen in rumänischen Zeitungen, das erste davon mit antisemitischer Färbung: „Jüdinnen sind in der Regel ziemlich hässlich, aber die Dicke Herta schlägt sie alle!“ Oder: „Wir brauchen keine Nobelpreisträger, die ihre Schulden nicht bezahlen. Soll sie doch in Deutschland bleiben und sich nicht klüger wähnen als wir!“

Ganz nach dem Motto, also: „Wer mich verleumdet, beweist seine Heimatliebe“. Auch 31 Jahre nach Herta Müllers Ausreise aus ihrer alten Heimat Rumänien. Und da hört jeder Witz auf.

Datum 20.04.2018
Autorin/Autor Robert Schwartz

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[2018: Stefan Both, Documentul prin care William Totok îşi retrage cererea de intrare in Uniunea Scriitorilor din România. La fel a făcut atunci şi Herta Müller, Adevărul, 21.4. 2018] 


Documentul prin care William Totok îşi retrage cererea de intrare in Uniunea Scriitorilor din România. La fel a făcut atunci şi Herta Müller
Stefan Both,


Această cerere demonsetrează că William Totok, alături de Herta Müller şi Johann Lippet, nu mai doreau să facă parte din USR, chiar dacă înainte a existat o solicitare de intrarea în Uniune.

În contextul discuţiilor privind suspendarea scriitoarei de Nobel Herta Müller din Uniunea Scriitorilor din România, scriitorul şi publicistul William Totok, cofondator al Grupului de Acţiune Banat – Aktionsgruppe Banat (1972-1975), ne-a pus la dispoziţie document inedit. Este vorba de scrisoarea prin care îşi retrage cererea de intrare în Uniunea Scriitorilor din România. Tot atunci, împreună cu Totok şi-au retras cererile şi Herta Müller şi Johann Lippet.
 
„Herta Müller, Johann Lippet şi eu ne-am retras în decembrie 1985 cererile de primire în Uniunea Scriitorilor, formulate cu un an înainte. Decizia am motivat-o într-o scrisoare adresată Asociaţiei Scriitorilor din Timişoara şi Uniunii Scriitorilor din Bucureşti prin faptul că cererile de primire sunt trecute printr-un filtru politic, ceea ce contravine statutului organizaţiei”, precizează William Totok, care din 1987 trăieşte ca scriitor şi jurnalist la Berlin şi este corespondent al posturilor de radio Europa Liberă şi Radio France Internationale.   


Această cerere demonsetrează că William Totok, alături de Herta Müller şi Johann Lippet, nu mai doreau să facă parte din USR, chiar dacă înainte a existat o solicitare de intrarea în Uniune.  Citiţi şi: Preşedintele Uniunii Scriitorilor din Timişoara, despre suspendarea Hertei Müller: „Bănuiesc că ea nici nu ştia că e membră în filială“ William Totok, fost disident anticomunist: „Voi avea talanga de gât toată viaţa“

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[Decembrie 1985. William Totok, Cererea de retragere a dosarului de primire în Uniunea Scriitorilor depus la Asociaţia Scriitorilor din Timişoara]

[Dezember 1985. William Totok, Verzichtserklärung auf die Aufnahme in den Rumänischen Schriftstellerverband]




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1988: Replik von Richard Wagner auf Angriffe von Ingmar Brantsch (geb. 30. Oktober 1940 in Kronstadt - gest. 31. Oktober 2013 in Köln) während einer Diskussion in Marburg anlässlich der Tagung zur rumäniendeutschen Literatur im Herbst 1989 / 

1988. Replica lui Richard Wagner după atacurile lui Ingmar Brantsch (n. 30 octombrie 1940 la Brașov – m. 31 octombrie 2013 la Köln) în cursul unei discuţii, desfăşurată la Marburg cu prilejul unui simpozion dedicat, în toamna anului 1989, literaturii germane din România.


WAGNER: Ich finde das langsam unerträglich, was der uns leider seit langem bekannte Herr hier von sich gibt. Sie sind doch der Herr Ingmar Brantsch? Es ist mir wirklich unerträglich, weil Sie uns jetzt fast seit einem Jahrzehnt durch solche Unterstellungen und solche Verleumdungen verfolgen. Als wir in Rumänien noch gelebt haben und in Rumänien in einer sehr schlimmen Situation waren, da haben Sie Polemiken in irgendwelchen Blättern hier gegen uns geführt. Ich sehe, das hört nicht auf. Ich verstehe das überhaupt nicht mehr. Und ich will mit Ihnen auch überhaupt nicht diskutieren. Ich habe bloß eine Bitte, lassen Sie uns in Ruh. 





Wilhelm Solms, (Hg./ed.), Nachruf auf die rumäniendeutsche Literatur (Necrolog pentru literatura germană din România), Hitzeroth, Marburg, 1990, S. 225

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2014 (1968): Dieter Schlesak zu „Barbu Elena“ / Dieter Schlesak despre „Barbu Elena“


„Und noch etwas Verrücktes habe ich in den Akten entdeckt, dass nicht etwa mein Jugendfreund Ingmar Brantsch mich bespitzelt hat, sondern dessen Mutter.
Am 21.Mai 1968 wird „Barbu Elena“, die Mutter von Ingmar Brantsch aktiv und berichtet über ihn und über mich: Dass ihr Sohn Ingmar zur „Jungen Akademie“ nach Westdeutschland ausgereist sei und Gedichte rumänischer und rumäniendeutscher Autoren für eine Anthologie mitgenommen habe. Dass sie diese kopiert und dem Geheimdienst übergeben hat. Der Offizier berichtet, sie seien untersucht worden und hätten keinen „feindlichen“ Inhalt.
Und noch mehr an Briefen kopierte sie und wusste vieles über IB und DS zu berichten. Hat sie an der Tür unsere Gespräche belauscht?” 

(zit. aus: Dieter Schlesak, Meine Akten. Meine Spitzel, digitale Version, in der im Internet veröffentlichten, mehrmals geänderten Fassung eines Buchprojekts, vom 3. 4. 2012, S. 138 - http://schlesak.blogspot.com/2012/04/beendet-2.html)  







ACNSAS, I 257358, vol. 1, ff. 251-256 (Auszüge / fragmente) 





Richard Wagner, "Besserwisser Brantsch", Banater Zeitung, 14.9. 2010