falls naturhafte Kulturen. Sie müssen uns
nicht feindlich sein. Wir erleben dies gerade heute, da wir dem
ostasiatischen Raum seine Eigengesetzlichkeit zusprechen und mit ihm
verbündet kämpfen.
Freilich trieb das dynamische Wachstum
Europas auch manche sinnlose Idee hervor, die sich aber nur vorübergehend
Einfluß sichern konnte, weil sie vom natürlichen Leben verworfen wurde. Wäre
es anders, so hätte der Bolschewismus bei uns inmitten der fortgeschrittenen
Industrie triumphieren müssen, was seine Theoretiker ja erwartet haben.
Tatsächlich siegte er im russischen Bauernland, bei einem Volk, das der
Tyrannei leicht unterliegt, das nach Abschlachtung der begabtesten Schichten stumpfer
geworden ist als jemals zuvor und derart unvernünftig, sich von seinen
Henkern einreden zu lassen, sein Jammerleben sei besser als das der Europäer.
Keiner Knechtung kann unser Blut so restlos
verfallen! Dafür gab mir das einzige beglückende Erlebnis, das ich, abgesehen
von unseren Siegen, in der Ukraine hatte ein schönes Beispiel. Es war mir
möglich gewesen, viele der volkreichen deutschen Dörfer am Bug bei Odessa zu betreten.
Der Bolschewismus hatte sie innerlich nicht zerbrochen. Hier allein fand ich
unverschleierte Gesichter. Hier allein, trotz dem nachwirkenden lähmenden
Entsetzen, bald Tatkraft. Es war deutsches Blut, und, wenn man will,
europäisches, das dem Leiden kein Vergnügen abgewinnt und deshalb wohl auch
ärger gelitten haben mochte als das sarmatische, aber willenlos war es nicht
geworden. Es hielt an den natürlichen Werten fest, die ihm eingeboren sind.
Schon einige Wochen nach der Befreiung schufen sich diese Bauern Volksschulen,
zum Teil mit elf Klassen. Aus den Kolchoswirtschaften traten Landarbeiter
hervor, grau gekleidet und zerfetzt wie alle Menschen Rußlands, einstige
deutsche Lehrer, und begannen zu unterrichten. Sie äußerten als wichtigsten
Wunsch: Schickt uns Bücher aus dem Reich, unsere Kinder müssen erzogen
werden.
Was ist das für ein Urtrieb? In den
ukrainischen Dörfern lungerten die Bauern herum und wußten nicht, was sie
nach der Flucht der Gewalthaber beginnen sollten, denen sie nun nicht mehr
glaubten und die sie seit dem Anblick unserer Wirklichkeit hassen. In den
deutschen Kolonien aber stellte man aus eigener Kraft die Schulen wieder auf.
Auch die Bolschewiken haben das getan und
die Kunst des Schreibens verbreitet, doch zu welchem Zweck? Zu jenem, für den
sie die Technik einspannten, für den sie der Bauern Boden raubten, für den
sie Kindergärten errichteten! Zu jenem, daß alle Mütter ausnahmslos zur Kolchosarbeit
eilen, daß die Befehle gelesen werden können, daß eine phrasenvolle Einförmigkeit
die Menschen restlos versklave und zur Maschine verwandle. Bei den
Bolschewiken diente die Schule nur der Front.
Die befreiten deutschen Bauern am Liman des
Bugs, am Ingul und bei Odessa wollten etwas anderes. Ihr Blut, ihr
europäisches Gewissen trieb sie an, das Leben natürlich zu ordnen. Sie
wollten ihre Kinder erziehen, denn darauf beruht jede Ordnung, daß sie den
Menschen redlich forme, ihn seines Wertes versichere, ihn als denkendes und
handlungsfähiges Wesen fördere.
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Blut
und Boden
„Die Frage nach der lebensgesetzlichen
Ewigkeit eines Volkes ist also im wesentlichen eine Frage danach, ob ein Volk
gewillt ist, in seinen leiblichen Nachkommen und durch seine Nachkommenschaft
ewig zu leben; es ist dann weiterhin die Frage, ob sich das Volk diesem
Lebensgesetz des Blutes unterwirft oder ob es hierzu nicht mehr die
seelische, sittliche oder körperliche Kraft aufbringt.
Es ist nun eine merkwürdige, aber
historisch einwandfrei zu beweisende Tatsache, daß alle Völker
indogermanischer oder germanischer Prägung sich immer nur dann lebendig
erhalten haben, wenn sie neben ihrem Wissen um die Gesetze ihres Blutes den
Zusammenhang mit dem Grund und Boden nicht verlorengehen ließen, und daß sie
insbesondere nur so lange lebten, als sie noch Bauern zu sein vermochten und
sich auch zum Bauerntum bekannten.” (R. Walther Darré, „Die große Frage an
die deutsche Jugend” 15.3. 1939, in: ders., Um Blut und Boden. Reden und Aufsätze, Zentralverlag der NSDAP,
Franz Eher Nachf., GmbH., München 1941, S. 13-16 , hier S. 15)
„Die Verwurzelung des Geschlechts mit der
Scholle, die Einheit von Blut und Boden muß wiederhergestellt werden”,
fordert Darré an einer anderen Stelle, („Blut und Boden als Lebensgrundlage
der nordischen Rasse” 22.6. 1930, ebenda,
S. 17-29, hier S. 28).
Nach einem ideologischen Rundumschlag zielt
er auf die bevorzugten Feindziele der Nazis und schreibt: „Wir sehen hier
also, daß das Judentum in seiner Wurzel nomadisch
ist und daher seine lebensgesetzliche Dynamik, d.h. die Kraftäußerung der ihm
innewohnenden Gesetzlichkeit seiner Art, immer nomadisch ausgerichtet sein
muß und bleiben wird. Damit wird verständlich, dass das Judentum aus
Arterhaltung heraus bestrebt ist, bei einem so germanisch bedingten Gastvolk,
wie dem deutschen Volke, das Bewußtsein des grundsätzlichen Unterschiedes
zwischen ihnen beiden zu vernebeln und zurückzudrängen; deshalb ist der Jude
innerhalb des deutschen Volkes in erster Linie der geschworene und
grundsätzliche Feind des natürlichen Gegensatzes zum Nomaden: des Bauern.” („Unser Weg”, ebenda, S. 60-106, hier S. 71.) Dieser
Aufsatz des Landwirtschaftsspezialisten Darré, ist ursprünglich in der
Zeitschrift „Odal”, 2. Jg., Heft
10, 1933-34, erschienen. Darré erblickte im deutschen Bauern den rassischen
Mittelpunkt des Volkes, was er mit dem symbolisch aufgeladenen Begriffspaar
„Blut und Boden” auszudrücken versuchte. In seinen frühen Schriften versuchte
er Unterschiede zwischen deutschen und slawischen Bauern hervorzustreichen,
später konzentrierte er sich im Sinne der Rassenlehre auf den vermeintlichen
Gegensatz zwischen Juden und Deutschen. Als NSDAP- und SS-Mitglied träumte er
ähnlich wie SS-Führer Himmler von der Aufzucht einer reinrassigen
Bauernschaft, als Grundstein für einen neuen deutschen Adel. Nach 1933 wurde
er Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, wurde aber aufgrund von
Zwistigkeiten 1942 abgesetzt. Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde
er nach dem Krieg zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt, allerdings schon 1950 aus
der Haft entlassen. Darré gilt als der Theoretiker der kruden
sozialdarwinistischen Blut-und-Boden-Doktrin. Der Schöpfer des Begriffes Blut
und Boden ist Oswald Spengler, der ihn in seinem geschichtspessimistischen
Werk „Der Untergang des Abendlandes” in einem anderen Zusammenhang benützt.
Die Blut-und-Boden Dichtung hingegen ist eine völkische Literaturströmung,
die insbesondere in Nazideutschland in Erscheinung getreten war. Zu den
beliebten Motiven der Blubo-Literatur, wie man sie später nannte, gehören
Legenden und Mythen ebenso wie die Tendenz zur Verherrlichung des bäuerlichen
und kreatürlichen Lebens, der idealisierten Natur und des bodenständigen
Bauern, als Gegenpol zum Städter, als Vertreter einer nivellierenden, urbanen
Zivilisation.
(Vgl. Johann Böhm, August Georg Kenstler,
Herausgeber der Monatsschrift „Blut und Boden” und aktiver Vorkämpfer der
nationalsozialistischen Agrarpolitik [I]. Zu: „August Georg Kenstler, der
Artamanenführer aus Siebenbürgen” von Rudolf Proksch, in: HJS, 2003/1, S. 19-43; ders., Die
Artamanen in Siebenbürgen [II]. Zu: „August Georg Kenstler, der
Artamanenführer aus Siebenbürgen” von Rudolf Proksch, in: HJS, 2004/2, S. 60-70.)
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