Die Tarnorganisation des Fritz
Cloos
»Arbeitsgemeinschaft für südostdeutsche Volks- und Heimatforschung«
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Organizaţia paravan a lui Fritz Cloos
»Comunitate de lucru
pentru cercetări etnopopulare sudestgermane«
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Fritz Cloos |
[1] ACNSAS, SIE 2732, vol. 4, f. 25.
[2] În acest raport, din ianuarie 1967, el aminteşte că a reuşit prin „organizaţia“ sa să-şi adune prietenii în conformitate cu „programul stabilt în 1961“, avînd astfel posibilitatea „de a lucra mai în public şi ca o metodă de camuflare“ (ACNSAS, SIE 2732, vol. 13, ff. 63-74).
Geschichtsphilosophie des Cloos-Zirkels
Plädoyer für Auslassungen und selektive Quellenauswahl, Abgrenzung von der kritischen Historiographie, Verharmlosung der völkischen Verstrickungen, idyllische Darstellung der „Volksgemeinschaft”, Stilisierung überzeugter Nazis zu moderaten Nationalisten
- H. W. Loew: „Die in diesem Buch enthaltenen vier Beiträge wurden von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft verfasst, die die Ereignisse dieser Zeit als Betroffene miterlebten, zum Teil auch als Amtsinhaber mitgestaltend an ihnen teilnahmen. Nach unserer Überzeugung ist dies ein unbestreitbarer Vorteil gegenüber einer Reihe von Autoren, die sich mit den gleichen Ereignissen in schon vorliegenden Veröffentlichungen von wissenschaftlich recht unterschiedlichem Wert beschäftigten, dabei aber nur auf die ihnen zur Verfügung stehenden Berichte und Akten angewiesen waren und zum Teil Missdeutungen zum Opfer fielen.” (Ebenda, S. VI.)
- Karl M. Reinerth: „Ich hoffe, es wird mir recht gegeben: wenn sich schon jemand mit unseren Angelegenheiten beschäftigt, dann sollten das in erster Line doch wir selbst tun.” (Ebenda, S. 120.)
- Fritz Cloos: Die „Arbeitsgemeinschaft für südostdeutsche Volks- und Heimatforschung“ zu deren Mitinitiatoren und -begründern vor über 20 Jahren der Verfasser dieses Beitrages gehört, ging in ihrer Forschung zunächst von der „Wort-Methode“ (Oral-History) aus, Zeugnisse und Aussagen von Überlebenden aus den Reihen ehemaliger aktiver Teilnehmer am Geschehen des Zweiten Weltkrieges zu sammeln und diese anschließend mit den zahlreichen Veröffentlichungen, aber auch mit den Dokumenten zu vergleichen, die in bundesdeutschen Archiven einzusehen sind. / Es kann daher davon ausgegangen werden, daß die gegenwärtig zugänglichen und für diesen Fall wichtigen Unterlagen berücksichtigt sind und damit der von den Historikern geforderten Methode, „alles zu dokumentieren“, weitgehend Rechnung getragen wird. Darüberhinaus müssen Erinnerungen sowie private Aufzeichnungen der Erlebnisgeneration überprüfbar dargestellt werden, damit nicht der Eindruck einer Selbstdarstellung oder von Rechtfertigungsversuchen erweckt wird. / Es gibt jedoch, zumal in zeitgeschichtlichen Darstellungen, keine rein objektive Betrachtung, selbst wenn man den Leitsatz Rankes nach bestem Wissen und Gewissen berücksichtigt: zu berichten, „wie es eigentlich gewesen.“! (Ebenda, S. 171.)
Cloos tendierte intuitiv und zwangsläufig dazu, seine Haltung und ideologische Perspektive zu verabsolutieren, sie aber trotzdem "securitatekonform" aufzubereiten und dementsprechend zu agieren. Er beanspruchte für sich und seinen Arbeitskreis die Deutungshoheit und versuchte diese im Sinne seiner Auftraggeber akzeptabel zu gestalten.
Beispiele:1) Präventive Maßnahmen im Falle einer Vorladung zum Prozess des ehemaligen „Judenbeauftragten” in der Nazi-Botschaft in Bukarest, dem SS-Sturmbannführer Gustav Richter.
2) Abschwächung einer öffentlichen Solidaritätsbekundung für den sowjetischen Dissidenten Jakir („Wir rufen auf....”. Solidaritätserklärung von fünf Rumäniendeutschen mit dem Sowjetrussen Pjotr Jakir, 1973).
3) Beeinflussung der landsmannschaftlichen Berichterstattung anlässlich des 50. Jahrestages der Vereinigung von Siebenbürgen mit dem Königreich Rumänien (1918-1968).
4) Unterschiedliche Darstellung öffentlicher Personen: Hans Hartl, Hermann Oberth, Hans Herrschaft, Oskar Pastior, Dieter Schlesak, Hans Bergel, Richard Wurmbrand, Heinrich Zillich, Viktor Stürmer, V.I. Emilian, Erhard Plesch u.a.
5) Tätigkeit innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
6) Darstellung des faschistischen Militärdiktators Ion Antonescu, Verharmlosung des Holocaust und Leugnung antisemitischer Tendenzen innerhalb der Deutschen Volksgruppe aus Rumänien (DVR).
Meister der Verschleierungen
- Karl M. Reinerth: Am 16. 3. 41 wurden im Zuge der Vereinheitlichung [Hervorhebung - hjs-online] unserer Presse das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“, Hermannstadt, umbenannt in „Südostdeutsche Tageszeitung – Ausgabe Siebenbürgen“ und die „Banater Deutsche Zeitung“, Temeschburg, in „Südostdeutsche Tageszeitung – Ausgabe Banat“. (Ebenda, Fußnote 7, S. 123.)
- Karl M. Reinerth: Vermutlich mit diesen Ereignissen [Einmarsch der Nazitruppen in Jugoslawien im April 1941 und der Idee, im serbischen Banat einen deutschen Donaustaat - „Reichsgau Banat“ - zu gründen - Anm. hjs-online] im Zusammenhang stand bei uns die Niederschlagung eines sogenannten „Putschversuches“ [Hervorhebung - hjs-online] dreier Banater Amtswalter gegen die Volksgruppenführung im Mai 1941: es waren der Banater Gauleiter Peter Anton, der Leiter des Schulamtes Nikolaus Hans Hockl und der Leiter des Amtes für Propaganda Dr. Hans Wendel. Alle drei seien in Kronstadt von der Volksgruppenleitung im oberen Stockwerk ihres Hauses für etwa 10 bis 12 Tage in Einzelhaft genommen, scharf bewacht und, nachdem Vertreter der Volksdeutschen Mittelsteile sie verhört hatten, wieder freigelassen worden. Ihre völkischen Ämter jedoch hätten sie verloren, Peter Anton dazu auch noch den Vorsitz in der Banater „Agraria“. / Über die Hintergründe dieses Vorfalls habe ich bis jetzt keine brauchbaren Akten finden können, obwohl es doch sicher Berichte der Volksgruppenführung gegeben haben müßte. Ich kann mir [Andreas] Schmidts ungewöhnlich rücksichtsloses Vorgehen eigentlich nur durch einen ähnlich scharfen Befehl erklären, wie der vorhin erwähnte von Heydrich. / Sind hier die „geheimen Postwege“ benützt worden? In unserer Presse erschien natürlich nichts darüber. Aber es gibt noch einige - besonders Banater - Landsleute, die meine spärlichen Kenntnisse ergänzen oder berichtigen könnten, wofür ich ihnen besonders dankbar wäre. / Gegen Anton, Hockl und Wendel wurde einerseits der Vorwurf erhoben, sie hätten sich geweigert, die von der Volksgruppenführung angeordnete Propaganda durchzuführen, die deutschen Männer sollten den Einberufungsbefehlen des rumänischen Militärs Folge leisten und nicht versuchen, das Land illegal zu verlassen, was vom rumänischen ins serbische Banat damals sehr oft der Fall war. (Ebenda, S. 131)
Volksgenossinnen und Volksgenossen
Über die 9. Tagung des Arbeitskreises von Cloos, die zwischen dem 5. und 6. Mai 1979 in Sindelfingen stattfand und in deren Mittelpunkt das Thema, „Das Deutschtum in Rumänien zwischen 1918 und 1935“ stand, zu dem sich die Referenten Dr. A. Seiwerth, Kaspar Hügel, Sepp Komanschek (Banat), Dr. Franz Kopetzki (Buchenland) und Dr. Alfred Bonfert geäußert hatten, berichteten die Südostdeutschen Vierteljahresblätter. Die Zeitschrift, die den Arbeitskreis eigentlich immer wieder als Multiplikator publizistisch unterstützt und dessen Tätigkeit gelobt hatte, machte in dem Tagungsbericht einige ansonsten unübliche kritische Bemerkungen bezüglich der stattgefundenen Diskussionen aber auch der Wortwahl der Referenten und Veranstaltungsleiter, Fritz Cloos und Dr. H. W. Loew. Der kritische Bericht aus der Zeitschrift beschränkt sich allerdings bloß auf Anspielungen, ohne konkrete Beispiele zu nennen, wenn es darin abschließend heißt:
Volksgenosse Cloos als "Kriegsberichter"
Ingenieure der menschlichen Seele (J. W. Stalin / Andrej Shdanow)
Genosse Stalin hat unsere Schriftsteller 'Ingenieure der menschlichen Seele' genannt. Diese Definition hat einen tiefen Sinn. Sie bezeugt die ungeheure Verantwortung der Sowjetschriftsteller für die Erziehung der Menschen, für die Erziehung der Sowjetjugend und dafür, dass Ausschuss in die Sowjetliteratur keinen Eingang finden darf.Andrej Shdanow, „Referat über die Zeitschriften 'Swesda' und 'Leningrad', 1946 (gekürztes und zusammengefasstes Stenogramm)“, in: Bolschewik, Nr. 17/18, 1946. [Aus: A. Shdanow, Über Kunst und Wissenschaft, Dietz Verlag Berlin 1951]
Valentin Heinrich, Die Geschichte des Matthias Schmidt (Povestea lui Matthias Schmidt), Staatsverlag für Kunst und Literatur, Bukarest 1954.
Die sieben VON HATZFELD
Hier
ruhen die sieben in enger Reih.
Ob
Tag oder Nacht ist, schon einerlei!
Meuchelnde
Kugeln zerfetzten das Herz,
Das
Auge erlosch vom lähmenden Schmerz.
Sie
standen aufrecht mit hartem Genick.
Vom Haß gegen Hitler glühte ihr Blick.
Sie
trugen in ihrer Brust die Idee,
Wie
Feuer erlodernd, was auch gescheh:
Die
Freiheit erkämpfen und Licht und Recht -
Aus
stickigem Staube erheben den Knecht.
Deswegen fingen die
Häsher sie ein,
War denn kein Knüttel,
und war denn kein Stein?
Sie waren zu fünft - den
sechsten zerriß
Die Granate, die man
ins Zimnmer schmiß.
Der siebente schritt
durch die Sternnacht dahin,
Wie ein Wild erlegten
die Mordschützen ihn.
So
blieben sie fünf - im erstarrten Ort
Schienen
die Gärten urplötzlich verdorrt.
Hunderte würgte
qualvoll ein Schrei,
Und keiner rief trotzdem:
Lasst sie frei!
Die Felder und Häuser
regten sich kaum,
Peitschend
zersprengten die Salven den Raum.
Hinter der Mühle, beim
Schober von Stroh,
Wurden sie
eingescharrt, hastig und roh.
Die Erde trank das vergossene
Blut,
Was
Fleisch war und Bein und Herz – es ruht.
Und
dennoch sind sie unverändert da,
Dem
heutigen Dasein unverrückbar nah.
Wo über die Felder ein
Bauer geht,
Da gehen sie mit, auch
ihre Hand sät.
Und
wo auch entsteht ein Gemeinschaftsbau,
Legen
sie Ziegel auf Ziegel genau.
Denn
keiner ist tot, der so wie sie litt,
Sie
atmen in unserem Atem mit.
Im Kerne der Zeit, im
Denken, im Wort,
Im Glühen der Fahnen leben
sie fort.
Zur Einführung Die Geschichte des Matthias Schmidt spricht vom Schicksal eines werktätigen deutschen Menschen unseres Landes, der einen anderen Weg ging als jene, die dem Irrlicht des Hitlerismus nachliefen und mit ihm in dem grundlosen Sumpf versanken, in den der Faschismus einen Großteil des deutschen Volkes stieß. Matthias Schmidt und seine Genossen gehörten zu jenen deutschen Arbeitern. unseres Landes, die sich der faschistischen Welle tapfer entgegenwarfen, und ihr Leben ließen für die neue Zeit, die da kommen sollte. Der Roman vom Leben und Sterben des Matthias Schmidt spielt in Hatzfeld, dort hart an der Grenze unseres Landes, wo sich heute zwei Welten scheiden: die des absterbenden Kapitalismus und die neue Welt des aufbauenden Sozialismus, zu der auch unser Vaterland, die Rumänische Volksrepublik, zählt. In Hatzfeld, dieser Großgemeinde mit starkem industriellen Einschlag, wo heute die Schlote großer Fabriken zum Wohle aller rauchen, spielte sich in den letzten Jahrzehnten ein hartes Stück Klassenkampf ab. Und so begegnen wir auch in unserem Buche Vertretern verschiedener Gesellschaftsschichten: Fabrikanten, Großbauern, Intellektuellen, Arbeitern, Kleinbauern, Häuslern. Noch klarer als in der Großstadt liegen hier die Klassengegensätze auf der Hand, treten charakteristische Gestalten in Erscheinung, die das Alte und das Neue in unserer Welt verkörpern. Die "Herrischen", die Ausbeuterklasse, sind um die Jahrhundertwende, zur Zeit, als Matthias Schmidt geboren wurde, ihrem Volke fremd und im Begriff, sich völlig zu magyarisieren. Trotzdem finden wir sie später als feurige "deutsche" Nationalisten, als "Völkische", als Nationalsozialisten. Aber die Nation war und blieb ihnen immer nur ein eigensüchtiger Begriff - genau wie beim schwäbischen Großbauern der Mensch erst von fünfzig Joch Feld aufwärts begann -, ein Begriff ihrer Klasse, ob nun ihre Blicke nach Budapest oder nach Berlin gingen. Immer standen sie dem Volk, seinem Hoffen und Streben, seinen Leiden und Freuden feindlich und kalt abweisend gegenüber. Der werktätige deutsche Mensch war ihnen bloß gut genug, um den Arbeitern anderer Nationalitäten, Ungarn, Serben, Rumänen, als Prellbock in den Fabriken gegenübergestellt, um auf Hitlers Schlachtfelder in den Tod geschickt zu werden. Dem werktätigen deutschen Menschen unseres Landes, der jetzt einen neuen Weg geht, ist dieses Buch gewidmet: die Geschichte des Matthias Schmidt. Der Verfasser
Valentin Heinrich, Die Geschichte des Matthias Schmidt, Staatsverlag für Kunst und Literatur, Bukarest 1954, S. 5-6.
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Geschändetes Denkmal der sieben ermordeten Antifaschisten aus Hatzfeld (Foto: William Totok, 2002) |
Neuer Weg, 21. September 1974, S. 5 |
[1974. Hans
Kehrer. Heidestadt 1944. Dachzeile: In Vorbereitung des XXX.
Jahrestages der Befreiung]
Heidestadt 1944 (*)
Hans Kehrer
[...]
V. Bild
(Kanzlei im Heidestädter Gemeindehaus. Am späten Abend.)
Windisch
(allein im Raum, spricht am Feldtelefon): Kommt nicht in Frage, Herr General! Ich weigere mich kategorisch! Herr
General, ich bitte Sie nochmals, für unsere besondere Situation Verständnis
aufzubringen! — Wie Sie wollen. Aber keinen einzigen SS-Urlauber werde ich zu
Ihnen abkommandieren! Das sind ausnahmslos Volksdeutsche, Banater! Wie?...
Jawohl, zweitklassige Deutsche, wie ein maßgebender Herr Ihres Stabes zu sagen
beliebt — aber immer noch gut genug, den
S. 23
Kopf für Deutschland hinzuhalten, nicht wahr? Darum wohl sieht man ja auch großzügig über die Zweitklassigkeit hinweg! — Diese Männer haben jetzt ihre eigenen Familien zu evakuieren, ihre eigenen Frauen und Kinder! Und einen besseren Geleitschutz über serbisches Gebiet als diese Männer gibt es nicht! — Bis ins Reich, Herr General, also zumindest bis Wien! — Das müssen Sie schon mit der Volksdeutschen Mittelstelle in Berlin ausmachen! — Wenn Sie mit den Tito-Partisanen bisher nicht fertiggeworden sind, werden es diese zwei-dreihundert Leute auch nicht schaffen! — Wären Sie, wie wir es gefordert haben, gleich nach dem 23. August in das rumänische Banat eingedrungen und nicht erst am 14. September, wir hätten die Evakuierung der gesamten deutschen Bevölkerung des Banats bereits vergessen! — Mißlungen. Leider! — Nein, nicht unsere Schuld, da muß ich schärfstens widersprechen! — Die Zauderer in Ihrem Stab, Herr General! — Das letzte Wort in dieser Sache ist noch nicht gesprochen — meine Aufzeichnungen werden nach... nach dem Endsieg schwer ins Geweht fallen! —Mein letztes Wort: keinen einzigen Mann! Ende! (Legt ab.) Bornierter Piefke!
Haffner (tritt
hastig ein): Stabsführer, ich bin soweit!
Windisch: Nun?
Haffner: Ganze Arbeit! Hier ist die Liste!
Windisch (liest
halblaut):Mathias Schmidt... (Die
restlichen Namen werden undeutlich gemurmelt.) Fast alles Deutsche!
Schande!
Haffner: Wie ich sagte: Die Agitation wird meist von
Deutschenbetrieben.
Windisch: Sozis? Kommunisten?
Haffner: Zwei Kommunisten, fünf Sozis. Alle verhaftet.
Windisch: Was für Leute?
Haffner: Einfache Arbeiter. Aber die Agitation dieser
Leute hat besonders die ärmeren Schichten verwirrt und unsicher gemacht. Die
Bereitschaft zur Evakuierung ist merklich gesunken. Ob diese Männer spontan,
also unabhängig voneinander, oder auf Weisung von auswärts agiert haben, war
bisher nicht zu ermitteln.
Windisch: Ist auch Nebensache! Wer die Moral der Bevölkerung
zersetzt, ist ein Feind und Verräter. Spontan oder organisiert — das steht hier
nicht zur Diskussion! Umlegen! Alle! Einzeln und unauffällig. In den
Maisfeldern am Dorfrand, in den Lehmgruben der Ziegelei, ganz gleich wo, aber
umlegen! Bis morgen früh soll alles erledigt sein.
Haffner: Zu Befehl!
Windisch: Die Leichen liegenlassen — oder
oberflächlich begraben. — Egal. Man soll sie aber leicht finden, und es soll
sich herumsprechen. Man soll sehen, daß wir nicht spaßen!
Haffner: Jawohl!
Windisch: Aber einen holen Sie mir jetzt herauf. Einer
genügt! Ich will mir doch ein Bild machen, wie sowas aussieht.
Haffner: Sofort! Lambert!
Lambert (tritt
auf): Zu Befehl!
Haffner: Holen Sie einen von den Brüdern herauf. Ganz gleich welchen!
Lambert: Einen heraufholen! Zu Befehl! (Ab.)
S. 24
Windisch: Der Armeegeneral aus Belgrad hat angerufen. Ich soll ihm die SS-Urlauber, die wir hier gesammelt und organisiert haben, überstellen!
Haffner: Unerhört! Und wer begleitet die Kolonnen?
Windisch: Nun, Sie können sich ja ausmalen, was ich
diesem alten Scheißer erzählt habe! An die Volksdeutsche Mittelstelle habe ich
ihn verwiesen. Was meinen Sie, was für einen Rüffel der einsteckt, wenn er es
wagt, dort seine Forderungen zu stellen!
Lambert (tritt
ein): Melde, Häftling im Vorzimmer!
Windisch: Herein mit ihm!
Lambert: Zu Befehl! (Geht ab und erscheint sofort mit Mathias Schmidt.) Häftling zur
Stelle!
Schmidt (etwa 40
Jahre alt, kräftig, unrasiert, zunächst leicht verstört, gewinnt allmählich
seine Fassung wieder. Jede Pose in der Darstellung muß vermieden werden.
Mathias Schmidt muß wie ein Mensch, nicht aber wie ein Held wirken!)
Windisch (betrachtet
ihn eine Weile):So. So also sehen die aus!
Haffner (zu
Schmidt): Nehmen Sie Haltung an! Sie stehen vor dem Stabsführer des
Evakuierungskommandos!
Schmidt: Haltung? (einfach)
Dieser Herr ist nicht mein Vorgesetzter. Und außerdem: Sind wir denn beim
Militär?
Windisch: Lassen Sie es gut sein, Haffner! (Zu Schmidt) Sie heißen?
Schmidt: Mathias Schmidt.
Windisch: Trägt den Namen des Volksgruppenführers und
ist ein Schwein!
Schmidt: Das verbitt ich mir! Ich laß mich von Ihnen
nicht beleidigen!
Windisch: Sie werden sich noch ganz andere Dinge
gefallen lassen müssen! — Beruf? Schmidt: Arbeiter. Windisch (höhnisch): Jaja, unsere liebe deutsche
Arbeiterschaft, die so gerne nach links schaut! — Wer wird den Krieg gewinnen?
Schmidt: Das weiß ich nicht. Wissen Sie es?
Windisch: Sie wissen es also nicht mehr! Aber gestern
haben Sie es noch gewußt! Gestern haben Sie den Leuten in Ihrer Gasse erzählt, daß
die Bolschewiken gewinnen werden. Stimmt das?
Schmidt (schweigt).
Windisch: Nun? Stimmt das oder stimmt es nicht?
Antworten Sie! Haben Sie das behauptet oder nicht?
Schmidt: Nein.
Windisch: Was höre ich? Sie haben „Nein“ gesagt?
Schmidt: Jawohl!
Windisch: Sehr gut. Was also haben Sie gesagt?
Schmidt: Ganz einfach: Ich habe gesagt, daß es so
aussieht, als ob die Sowjets gewinnen würden. Das ist doch ein Unterschied!
Oder nicht?
Windisch: Es kommt aufs gleiche hinaus. So etwas darf
man nicht einmal denken, geschweige denn aussprechen!
Schmidt: Haben Sie, sagen wir, seit Stalingrad, nie an
diese Möglichkeit gedacht?
S. 25
Windisch (schreit): Schweigen Sie! Es geht nicht darum, was ich denke, sondern darum, daß Sie die Moral bewußt zersetzen. Soll ich Ihnen Zeugen bringen?
Schmidt: Nicht nötig. Ich weiß auch so, wer mich
angezeigt hat.
Windisch (schnell):
Sie geben es also zu?
Schmidt: Ich habe nichts behauptet. Es hat sich so
ergeben, als ich sagte, daß ich nicht flüchten werde.
Windisch: Niemand flüchtet! Wir evakuieren! — Und Sie
wollen zu Hause bleiben?
Schmidt: Ja. Ich bleibe mit meiner Familie hier.
Windisch: So. Und weshalb?
Schmidt: Weil ich das so für richtig halte. Und weil
ich selber beschließe, was mit meiner Familie geschehen soll oder nicht.
Windisch: Weil Sie außer Ihrem deutschen Namen nichts
Deutsches mehr an sich haben, Sie Bolschewik! Weil Sie unser Feind sind.
Schmidt: Ich bin doch hier geboren und hier zu Hause!
Und von hier laufe ich nicht weg! Warum soll ich denn? Gerade jetzt, wo ihr bald
laufen müßt? Ich bin nicht zu den Russen gelaufen, als der Hitler gekommen
ist...
Windisch: „Der Hitler“! So spricht er vom Führer!
Schmidt (unbeirrt):
...und ich lauf nicht zum Hitler, wenn die Russen kommen!
Windisch: Sie haben aber auch andere aufgehetzt, sich
nicht evakuieren zu lassen!
Schmidt: Das ist nicht wahr! Aufgehetzt hab ich
niemanden! Wer mich um meine Meinung gefragt hat, dem hab ich sie gesagt! Man
wird doch noch über eine so wichtige Sache, ob man bleibt oder flüchtet, eine eigene
Meinung haben dürfen!
Haffner (blättert
in seinen Papieren):Nach dem 23. August haben Sie überall das große Wort
geführt und erklärt, daß jetzt die Arbeiter die Macht übernehmen werden.
Windisch (höhnisch):
Daß wir wiederkommen könnten, war wohl nicht in Ihrer Rechnung, wie?
Haffner: Am 16. haben Sie erklärt, Deutschland habe
den Krieg verloren und ein Narr ist, wer sich evakuieren lasse. Am 17. haben
Sie wieder gegen die Evakuierung gesprochen. Am 18. haben Sie wörtlich erklärt:
,Wenn nur die Rumänen und Russen bald hier wären, damit wir endlich Ruhe haben.
— Am 19. haben Sie das Evakuierungskommando zum Teufel gewünscht. — Genügen
Ihnen diese Beweise?
Windisch: Was sagen Sie jetzt?
Schmidt (nach
einer Weile): Ich habe gesagt, was ich gedacht habe. Weil ich ein freier
Mensch bin und mir eine eigene Meinung erlaube.
Windisch: Sie waren ein freier Mensch! Jetzt sind Sie
ein Häftling. Und Sie können sich wohl denken, wie wir mit Verrätern umgehen!
Schmidt: Ich habe nichts und niemanden verraten.
Verräter sind die, die mich angezeigt haben!
Windisch: Sie haben als Deutscher Ihr Volk und Ihren deutschen
Namen verraten. Sie haben sich auf die Seite unseres Todfeindes, des Bolschewismus,
geschlagen, haben gegen die deutschen Besatzungsbe-
S. 26
hörden, gegen Führer und Reich agiert, haben andere angehalten, sich nicht evakuieren zu lassen, haben durch Ihre Propaganda die Moral der schwer geprüften deutschen Bevölkerung zersetzt — dafür spreche ich Ihnen das Todesurteil aus! Das gilt auch für die...
Schmidt (braust
auf): Sie? Wer sind Sie denn? Woher kommen Sie? Wer hat Sie zum Richter
über mich eingesetzt? Und zum Richter über die anderen? Todesurteil? Ohne
Gericht? Ohne Verhandlung? Ohne Zeugen und Gegenzeugen? Ist das Ihre
Gerechtigkeit!? Vielleicht die Neuordnung Europas, wie es in Ihren Zeitungen zu
lesen war?
Windisch: Schweigen Sie!
Schmidt: Warum denn? Weil Sie eine Pistole besitzen
und ich keine? Weil Sie sich hier eigenmächtig zum Herrn aufspielen? Damit werden
Ihre Argumente nicht besser! Und durch unsere Erschießung wird Ihre Stellung
hier nicht stärker. Das muß Ihnen doch klar sein. Ihre Tage sind so und so
gezählt!
Windisch: So gefallen Sie mir schon besser, Mathias
Schmidt! Nur schön die Katze aus dem Sack gelassen, nur schön die
kommunistische Fassade immer weniger tarnen und die rote Farbe bekennen. Ihre
Stunden sind gezählt!
Schmidt (sehr
einfach): Gewiß. Meine Stunden sind gezählt, das war mir klar, als ich
verhaftet wurde. Mir geht es aber nicht um meine Person. Die Sache — die lebt!
Dagegen seid ihr machtlos. Ihr könnt Menschen morden, im KZ verrecken lassen —
gegen Ideen kommt ihr nicht auf.
Windisch (wütend):
Kein Gequassel, du Schwein! Hier ist keine Volksversammlung!
Schmidt: Gewiß. Aber da ich sterben muß, bin ich jetzt
so frei, so frei, daß ich über Ihr ohnmächtiges Geschrei nur lächle.
Windisch: Das wird Ihnen vergehen, wenn Sie in die
Mündungen unserer Pistolen blicken. Im letzten Augenblick werden Sie bedauern
und bereuen!
Schmidt: Bereuen? Ja — daß ich nicht immer mit dem
größten Einsatz gegen euch gekämpft habe. Bedauern, daß meine Kinder ohne mich
aufwachsen müssen. Aber es bleibt mir ein Trost: Meine Kinder wachsen in eine
Welt, die nicht die eure ist. Wir Arbeiter werden sie errichten. Und jetzt —
will ich zu meinen Genossen.
Windisch: Sie haben hier nichts zu wollen! Sie gehen,
wenn ich Sie abführen lasse!
Schmidt: Möglich. Aber mehr war nicht zu sagen.
Meinerseits ist das Gespräch beendet. (Sie
blicken sich lange stumm in die Augen.)
Windisch (brüllt):Lambert!
Lambert (kommt):
Zu Befehl!
Windisch: Abführen!
Lambert: Zu Befehl! (Zu Schmidt) Vorwärts! (Sie
gehen ab.)
Windisch (eiskalt):
Es bleibt dabei: Umlegen! Alle! (Pause)
Wir haben diese Leute unterschätzt. Genau wie wir die russischen Kommunisten
unterschätzt haben. Wir sind gegen den Osten angetreten, ohne ihn zu kennen.
Wir haben ihn weder politisch noch militärisch analysiert. Am wenigsten
politisch. Das kann unser Verhängnis sein!
(Dunkel.)
S. 27
Neue Literatur,
25. Jg., Heft 7, Juli 1974, S. 7-27 (hier: 23-27)
(*) Der zweite Teil der gekürzten Fassung des Theaterstückes ist in der NL, Heft 8, 1974, S. 21-39 erschienen. Eine Besprechung der Uraufführung des Stückes am DSSTT verfasste Gerhardt Csejka. Sie ist unter dem Titel, „Handfeste Tatsachen oder große Symbolik? (Zur Premiere von Hans Kehrers „Narrenbrot“)“ in der NL, 25. Jg., Heft 9, September 1974, S. 108-110, erschienen. Eine Theaterchronik kurz nach der Premiere in Hatzfeld / Jimbolia verfasste Emmerich Reichrath für die Tageszeitung Neuer Weg: „Eine dramatische Chronik aus dem Banat. Hans Kehrers Schauspiel ‚Narrenbrot‘ in Jimbolia uraufgeführt“ (in: NW, 26. Jg., Nr. 7865, 22. August 1974, S. 6). Kurz vor der Premiere veröffentlichte Franz Engelmann ein Interview mit Kehrer: „Ein notwendiges Stück. Gespräch mit Hans Kehrer vor der Uraufführung von ‚Narrenbrot‘“, in: NW, 26. Jg., Nr. 7857, 13. August 1974, S. 3.
[...] Artur Phleps(*) ist nicht wie Zillich ein personifizierter, ideologischer Schreibtischtäter. Er hat Mordaktionen angeordnet, die seine SS-Division „Prinz Eugen“ ausgeführt hat. (Ausführlich in Casagrande, Die Volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“. Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen, 2003. Zum Problemkomplex SS siehe, Milata, Zwischen Hitler, Stalin und Antonescu. Rumäniendeutsche in der Waffen-SS, 2007.)
[...]
Eines dieser Kriegsverbrechen, das im Vergleich zu den Aktionen in Jugoslawien geringfügig erscheinen mag, fand im September 1944 in der westrumänischen Kleinstadt Hatzfeld (rum. Jimbolia) statt, als „Truppenteile der 4. SS-Division Prinz Eugen“ sowie aus dem Urlaub heimgekehrte SS-Leute zusammen mit „zurückgekehrten Volksgruppenpotentaten“ in die Ortschaft einmarschierten und die deutsche Bevölkerung „zur Flucht zwingen wollten“. In der Nacht vom 14. zum 15. September 1944 wurden 7 rumäniendeutsche Nazigegner ermordet. Wer die Mörder in SS-Uniform waren, ist nie geklärt worden. (Vgl. Hockl, Offene Karten, S. 62-63.)
[...]
In seinen polemischen Angriffen auf Hockl, bezeichnete Heinrich Zillich die sieben Antifaschisten als „kommunistische Untergrundkämpfer“, dabei waren die Opfer Anhänger der bis zum 23. August 1944 verbotenen sozialdemokratischen Partei. Bloß einer unter ihnen, Matthias Schmidt, hatte Kontakte zur illegal agierenden kommunistischen Partei.
Die Geschehnisse konnten, wie gesagt, nie vollständig aufgeklärt werden. Die von Hans Wolfram Hockl angestoßenen Aufklärungsversuche scheiterten am Widerstand der so genannten „Wissenträger“ aus dem Kreis von Cloos, die als einzige authentische Zeitzeugen den Anspruch auf eine objektive Darstellung der Vorkommnisse erhoben hatten. Die Taktik der Zeitzeugen à la Cloos bestand darin, nicht nur die Spuren eigener Verstrickungen zu verwischen, sondern auch die Vergehen ihrer früheren Parteigenossen zu verharmlosen oder zu leugnen.
[...]
In einem die historische Wahrheit elliptisch verzerrenden Glissando portätierte Hans Bergel den SS-General Phleps als einen tapferen, makellosen und tugendhaften siebenbürgischen Soldaten. Das von Bergel konstruierte Porträt von Phleps entspricht im Grunde der bewährten Methode der Geschichtsklitterungswerkstatt eines Fritz Cloos. Die ethno-politische Aufwertung von Phleps erfolgt durch die systematische Ausklammerung von historischen Fakten.
Das Fälschen von Tathergängen durch bewusstes Verschweigen verschleiert die politische Biografie von Phleps bis zur Unkenntlichkeit.
Eine 1971 in der „Siebenbürgischen Zeitung“ von Bergel veröffentlichte Würdigung des sächsischen SS-Generals ist ein fadenscheiniges Plädoyer für die moralische Rehabilitierung eines Beteiligten an den Nazi-Verbrechen während des zweiten Weltkriegs und fußt auf den bei einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft vom 22.-23. November 1969 in Marburg vorgetragenen Referaten, zum Thema „Die Ereignisse um den 23. August 1944 und ihre Auswirkungen auf die deutsche Volksgruppe in Rumänien“ (vgl. Reinerth/Cloos, a.a.O., S. 250), für deren Vorbereitung Cloos 1967 von der Securitate unbekanntes dokumentarisches Archivmaterial angefordert hatte (ACNSAS, SIE 2732, vol. 13, Bl. 64).
Bergel, der am 15.-16. April 1972 in Sindelfingen als Referent an der Tagung der Arbeitsgemeinschaft zum Thema „Die Ereignisse im Karpaten- und Donauraum 1935-1945“ teilgenommen hatte und als Redner über den Aufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 an der Veranstaltung: „Die deutsche Volksgruppe in Rumänien während des Zweiten Weltkrieges“, desselben Kreises am 15.-17. Juni 1985 aufgetreten war (vgl. Reinerth/Cloos, a.a.O., S. 251-252), beschreibt Phleps als einen tragischen Helden und als Opfer widriger Umstände, als jemand, der „ohne es zu wissen“ einfach „falschen Propheten diente“. Damit will Bergel sagen, dass Phleps kein in die Vernichtungsmaschinerie der Nazis verstrickter Täter war, obwohl dieser die kriegerischen Handlungen in einer der wichtigsten terroristischen Organisationen des NS-Staates, der Waffen-SS, als militärischer Entscheidungsträger mitgestaltet hat. Um das heroische, mit einem Märtyrerglorienschein ausgestattete Porträt abzurunden, wird ihm als Verdienst auch noch zugeschrieben, die ideologischen Überzeugungen der Nationalsozialisten nicht geteilt zu haben. Sein einziges ideologisches Fundament, falls man der Lesart Bergels Glauben schenkt, war seine Heimatliebe. Seine Gedanken bewegten sich „zeit seines Lebens um den Begriff 'Heimat'„, schreibt Bergel und stützt seine Aussage auf einen Tagebucheintrag des SS-Mannes, in dem es heißt: „Mein einziger Wunsch ist, daß ich so lange meine Spannkraft behalte, bis ich meine Heimat wieder befreit habe...“. „Befreit“ also von der Sowjetarmee, die auf dem Vormarsch war, nachdem die Nazis ihren ideologisch motivierten Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion - gegen den Bolschewismus und das internationale Judentum, wie sich Goebbels in seinen Propagandareden auszudrücken pflegte - angezettelt hatten und dessen apokalyptisches Ende sich für das tausendjährige Reich im Spätsommer 1944 abzuzeichnen begann.
„Nicht nötig ist es, ihm einen späten Kranz zu flechten, Geister einer Epoche zu beschwören, die zu den Akten gelegt ist. Denn ihrer geachtet oder ungeachtet, wird man diesen General — den seine mehrnationale Truppe wie einen Vater liebte, den nachlässige Offiziere wie eine ätzende Säure fürchteten, der das flaire einer zutiefst bäuerlichen Welt Birthälms mitbrachte und dennoch höchstes militärisches Können und Ansehen verkörperte — in jenem klaren Licht der Unvoreingenommenheit sehen müssen, das wir als den Primat unseres historisch-politischen Verständnisses moderner Faktur veranschlagen. Daß er letztlich falschen Propheten diente, ohne es zu wissen — wie kein Geringerer als Gerd Geiser es in seinem Roman „Die sterbende Jagd“ für alle formulierte, die, betrogen bis zuletzt, alles hergaben — macht auch seine posthume Tragik aus. Notwendig aber wird es gerade daher sein, Artur Phleps so zu sehen, wie er seinen Weg bis zum Ende ging: Ohne das Bild der Heimat, ohne sein menschliches Gesicht preisgegeben zu haben. Gestalt eines Mannes, der in der Erinnerung seiner einstigen Soldaten, dank dieser Menschlichkeit, Sinn und Widersinn der Historie erträglich machte.“
(Hans Bergel, „In memoriam Artur Phleps. Porträt eines siebenbürgischen Generals“, in: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19, 30. November 1971, S. 1 und 5)
(*) Im Januar 1942 war Phleps (29. November 1881 - 21. September 1944?) am Aufbau der 7. Waffen-SS-Freiwilligen-Gebirgsdivision „Prinz Eugen“ beteiligt, die überwiegend aus so genannten „Volksdeutschen“ bestand, und übernahm deren Kommando; nach dem Sturz des militärfaschistischen rumänischen Antonescu-Regimes, am 23. August 1944, wurde er mit der Evakuierung der rumäniendeutschen Bevölkerung aus Siebenbürgen und dem Banat betraut.
Bergel: „Die Tatsache schließlich, daß der General, dessen Gedanken sich zeit seines Lebens um den Begriff „Heimat“ bewegten, fiel, indem er im wörtlichen Sinne seine Heimat verteidigte, läßt auch im Schlußakkord seines Lebens den Ton aufklingen, der die Unterstellung des nur-Militärischen als Antriebskraft seines Lebens und Wirkens verbietet.“
2008 entdeckten auch die Autonomen Nationalisten aus Rumänien, abgekürzt NAT88 (Autonome Nationalisten aus Temeswar – Heil Hitler), den sächsischen SS-Mann Artur Phleps, den sie in ihrer Internetpublikation „Lupta NS” (Nationalsozialistischer Kampf) als nachahmenswertes Beispiel vorstellten. Die Waffen-SS wird als eine Organisation beschrieben, die sich durch „Mut, fanatischen Glauben und Loyalität bis in den Tod” ausgezeichnet hat, heißt es dort. In die gleiche Galerie von heroischen SS-Leuten werden neben Artur Phleps auch Otto Skorzeny und Leon Degrelle eingereiht. In einem weiteren Artikel, den die gleiche Publikation der Autonomen Nationalisten 2013 unter dem Titel „Blut und Ehre!” veröffentlicht hatte, wird das von Nicolae Baltă ins Rumänische übersetzte Buch von Henri Landemer, „Waffen SS. Forţa militară a Ordinului Negru” (Die Waffen-SS. Die militärische Stärke des des Schwarzen Ordens) Pro Editura şi Tipografie Bucuresti, 2007, zur Lektüre empfohlen.
[1984. Nationalistischer Kolportageroman, dessen Hauptgestalt SS-Mann Artur Phleps ist. Auszug]
[1984. Fragment dintr-un roman naţionalist colportat al cărui personaj principal este generalul SS, Artur Phleps]
Evelyn se afla în hol şi aştepta ca tatăl ei să coboare.
Era hotărîtă să mai facă o ultimă încercare pentru a-l determina să intervină în favorul celor arestaţi din ordinul lui Phleps şi îşi făgăduise să se stăpînească, să nu se enerveze de obtuzitatea tatălui ei şi să-i spună iarăşi vorbe grele, ci să fie cît mai mieroasă, să caute cuvintele cele mai măgulitoare, să apeleze la sentimentele cele mai nobile ale tatălui ei, să facă totul pentru a-l îndupleca şi a-l înclina spre bunăvoinţă, spre omenie, spre clemenţă.
Siehe auch - a se vedea si:
William Totok / Elena-Irina Macovei despre Fritz Cloos în: „Caietele CNSAS” nr. 14 (2/2014), pp. 201-219
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