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Freitag, September 16, 2016

Historische Absonderlichkeiten




Historische Absonderlichkeiten



Im neuen Heft 2016 der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik





Hier einige Leseproben aus:




  • Georg Herbstritt: Selbstdarstellung und Fremdwahrnehmung. Eine Begegnung von Stasi- und Securitateoffizieren im Herbst 1973 im Spiegel ihrer gegensätzlichen Gesprächsnotizen

"Vorgestellt werden zwei Geheimdienstberichte aus dem Herbst 1973. Den einen verfasste ein Offizier der rumänischen Securitate, Dumitru Dănău, den anderen ein Offizier des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR, Werner Kamilli. Beide Berichte handeln vom selben Ereignis, nämlich von einer Besprechung zwischen Geheimdienstoffizieren beider Seiten. Die Besprechung fand am 27. und 28. September 1973 in Bukarest statt. Rückblickend kommt ihr ein besonderer Stellenwert zu: es ist die letzte Arbeitsbesprechung über die letzte gemeinsame Aktion beider Staatssicherheitsdienste, die bislang bekannt ist. Und einiges spricht dafür, dass es tatsächlich die letzte Begegnung dieser Art gewesen ist." - Weiter in der Printausgabe der Halbjahresschrift.



  • Karl-Heinz Gräfe: Ukraine - Nationalität, Nation und Staatsbildung bis 2014 (II)
[...] Die Militärinterventionen Frankreichs  und Großbritanniens  (130 000 Mann) seit November 1918 gegen die Ukrainische  Räterepublik  und die mit ihr verbündete  RSFSR wurde unterstützt von den weißen Truppen Denikins (250 000), sowie der beiden bürgerlichen Ukrainischen Volksrepubliken  UNR und ZUNR (100 000 Mann). So wurde das ukrainische  Siedlungsgebiet erneut  blutiger  Kriegsschauplatz.  Die Streitkräfte  Sowjetrusslands  und der Sowjetukraine  ero- berten  aber bis 1920  nahezu  die gesamte  Ostukraine  (außer  Gouvernement  Volynien)  wieder zurück.[...]  Den gesamten Text finden Sie in der Halbjahresschrift



  • Marina Schmieder: Der Landwirt und Politiker Fritz Dittloff (1994-1954): vom Direktor der landwirtschaftlichen Reichskonzession Drusag in der Sowjetunion zum Abgeordneten des Niedersächsischen Landtags. 
[...] Zum Gedenken an Fritz Dittloff schrieb 1954 sein langjähriger Mitarbeiter und landwirtschaftlicher Attaché der Deutschen Botschaft Moskau (DBM) Otto Schiller: „Dittloff hat in den deutsch-sowjetischen Beziehungen der Weimarer Republik eine bedeutende Rolle gespielt.“ Diese Charakteristik und die Tatsache, dass Dittloff den bankrotten deutschen Agrarbetrieb Drusag in der Sowjetunion in eine Musterwirtschaft verwandelte, ist Anlass genug, sich mit der Biographie des tüchtigen deutschen Landwirts und Kaufmanns zu befassen. Jedoch hatte Dittloff nicht nur ein lobenswertes Berufsleben, sondern auch eine kompromittierende Parteivergangenheit. Deshalb werden im Folgenden nicht nur sein beruflicher Werdegang und seine Rolle beim Ausbau der Drusag einer Betrachtung unterzogen bzw. sein Handeln in einem sowjetischen Umfeld erklärt, sondern es wird auch auf sein politisches Engagement während der NS- und der Nachkriegszeit hingedeutet.[...] - Den ganzen Beitrag finden Sie in der Halbjahresschrift



  • Karl Gutzkow: Die Nihilisten. Erzählung


Der Aktualitätswert seines Werkes ist angesichts eines um sich greifenden Neokonservatismus kaum zu unterschätzen. Gerade die 1852 in seiner Zeitschrift „Unterhaltungen am häuslichen Herd” erstmals veröffentlichte Erzählung „Die Nihilisten” (als Einzelpublikation 1853) – aus der wir das 3. Kapitel abdrucken – liest sich heute wie eine Gegenschrift zu den antiemanzipatorischen und antifeministischen Ausführungen von Fahnenträgern des neuen Zeitgeistes à la Birgit Kelle (Verfasserin des Buches „Dann mach doch die Bluse zu“, 2013)...

  • Ana Donţu: Bildfenster 25. Gedichte



  • Klaus Popa: Das Sonderkommando „R“ der „Volksdeutschen Mittelstelle“ der SS in Transnistrien 1941-1944
[...] Nach vollständiger Erfassung der „Volksdeutschen“ in Transnistrien, führt der „Stabsbefehl Nr. 101“ vom 10. April in 18 BKs Transnistriens die Zahl von „knapp 135.000“ an.  Die „Zusammenstellung der erfassten Volksdeutschen im Reichskommissariat Ukraine, Transnistrien und Heeresgebiet“  gibt 130.866 Volksdeutsche an, welche Zahl sich aus 33.090 Männern und 47.032 Frauen und 50.744 Kindern zusammensetzt. Es fällt der Kinderreichtum auf. Die „Anlage 2 zum Stabsbefehl Nr. 112“ vom 8. Juli 1943, welche eine Aufstellung der BKs und Ortschaften nach Präfekturen, und die jeweilige Zahl der Volksdeutschen auflistet, weist eine Gesamtzahl von 129.902 Personen auf.  Der „Monatsbericht Februar 1944 – Amt VII“ der VOMI erwähnt eine Zahl von 135.000 Transnistriendeutschen, die eventuell rückgeführt werden müssen.  Eine weitere, allerdings niedrigere Zahl der „Volksdeutschen“ aus Transnistrien, bringt ein „Aktenvermerk“ der VoMi vom 19. April 1944, wo festgestellt wird, dass von 128.949 Transnistriendeutschen 116.434 der Kategorie I zugezählt werden konnten. 12.515 gehörten der Kategorie II, nur 3.470 der Kategorie III an. Von den letzteren lebte fast die Hälfte in der Stadt Odessa. Außerdem seien von 31.953 Ehen nur 1.534 Mischehen. [...] - Weiterlesen in der gedruckten Ausgabe der HJS, 1-2, 2016.



  • Boris Blahak: Hus und Beneš am Eisernenen Vorhang. Zur Synchronisierung von historischer Hussitenangst und            erlebter Zwangsmigration in der ostbayerischen Grenzregion der frühen 1950er Jahren
[...] „Das Festspiel, wenn es seinen Namen verdient, ist Propaganda-Literatur. Davon muss man ausgehen. Alles andere wäre Augenwischerei. Wenn wir uns an dem Begriff Propa-ganda-Literatur stossen [!], ist das unser Problem.“  Diese Feststellung des schweizer Literaturwissenschaftlers Peter von Matt stellt die Gattung Festspiel in den gleichen ästhetischen Problemzusammenhang, dem jede Literatur ausgesetzt ist, die in politisch unruhigen Zeiten mit dem Ziel einer kollektiven Willensbildung funktionalisiert wird. Zur unabdingbaren thematischen Struktur des Festspiels gehört dabei, dass sich seine Handlung stets auf zwei Ebenen bewegt, die logisch aufeinander bezogen sind: Auf einer diachronischen Ebene erkennt man, wie ,wir‘ zu dem wurden, was ,wir‘ jetzt sind. Auf einer synchronischen Ebene wird deutlich, was ,wir‘ jetzt sind, davon aber selektiv nur das, was eine Beziehung zu dem aufweist, was ,wir‘ wollen. Im Zuge dieser kollektiven Willensbildung wird die diachronische Ebene gleichsam in die Zukunft hinein verlängert. Die strukturellen Positionen ,so wurden wir‘, ,so sind wir‘, ,das wollen wir‘ sind dabei ineinander verzahnt und determinieren die Auswahl des Dargestellten. [...] - Der gesamte Beitrag kann in unserer Printausgabe gelesen werden.



  • Johann Böhm: Glanzpunkte der NS-Bewegung innerhalb der deutschen Volksgruppe in Rumänien von 1933 bis 1944

[...] Die emotionale Einbindung in eine verschworene Gemeinschaft wie bei der „Einsatz-Staffel“ , der Konformitätsdruck, der von den Gruppenmitgliedern ausging, stärkte den inneren Zusammenhalt und die Kameraderie der „Einsatz-Staffel“. In Schulungen wurde immer wieder betont, dass es keine echte Gemeinschaft gebe, die nicht eine Gemeinschaft des Blutes zur Voraussetzung habe. Und es gebe auch keine andere Freiheit des Geistes als die, die dem Einzelnen seine Entfaltung innerhalb der ihm zugehörigen Blutsgemeinschaft sichere.  Am 20. April 1941 verfügte der Führer der „Einsatz-Staffel“, Erich Müller, dass jeder Angehörige der „Einsatz-Staffel“ vor der Eheschließung eine Heiratsgenehmigung der Führung der „Einsatz-Staffel“ einzuholen habe. In der Verordnung hieß es:
„Jeder Mann der Einsatzstaffel muss eingedenk sein, dass er als Träger wertvollen Blutes nur eine Trägerin wertvollen Blutes heiraten darf, um in seiner Ehe durch zahlreichen Nachwuchs den Bestand des deutschen Blutes zu sichern.“ [...] - Der vollständige Beitrag kann in der Printausgabe der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, Heft 1-2, 2016, gelesen werden. 



  • William Totok: Ambivalente Lebensläufe. Securitateoffiziere zwischen Verklärung und Sachlichkeit (1)
[Martin Schnellbach] "ist mit der Genannten Haidu Rozalia [richtig: Hajdu Rosalia  – Anm. W.T.] verheiratet, von Beruf Kindergärtnerin, die früher Mitglied der DJ  war, der Organisation der faschistischen Jugend, ihr damaliger Bekanntenkreis bestand aus faschistischen Elementen." 
Das 1952 verfasste "Referat der Generaldirektion der Staatssicherheit des Innenministeriums", aus dem das Zitat stammt, sowie weitere Dokumente und eine biografische Skizze des rumäniendeutschen Securitategenerals Martin Schnellbach sind in der gedruckten Ausgabe der HJS veröffentlicht



  • Klaus  Popa: Berichte von Pfarrern der evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien aus Transnistrien und aus dem Generalgouvernement 1942-1944. II. Folge
Bericht des Pfarrers J. Kaunert aus Kleinschenk

Transnistrienbericht 1942, 2. Hj.
Sr. Hochwürden
Herrn Bischof W. Staedel
Hermannstadt
betrifft: Bericht über die Tätigkeit in Transnistrien

Ew. Hochwürden !

[...]

Der große Zulauf der Sekten hat meiner Meinung nach aufgehört. Ihre Stärke war ihr unge-ordnetes Gemeindeleben; während die Pastoren erschlagen und verbannt wurden, blieb die Gemeinde ohne Führer und Hirten. Die Sekten hingegen konnten so nicht von den Bolschewiken getroffen werden, da sie solche Führer nur in Odessa hatten, sonst aber irgend jemand denselben Dienst tat. Nun aber die Kirche wieder ihre Pastoren hat, fällt manches zurück. -
Ein anderer Grund des Verlustes bei den Sekten ist ihre Weltabgeschiedenheit und als Folge ihr sich Abwenden von der "Welt" und die Jugend ist nun hier schwer zu fassen. -
Es ist nun nicht zu leugnen, daß sich solche Momente auch in der lutherischen Gemeinde bemerkbar machen. So erlebte ich es, daß ein Mann die Befürchtung aussprach, daß der Antichrist nahe sei und von Deutschland käme. Ich konnte hier darauf hinweisen, daß dieser wohl in Moskau eher zu finden sei in Stalin. -

An Sekten habe ich noch gefunden die Evangelisten, Sabbathaner und Fußwascher. - Bei den zwei letzten wäre es zu empfehlen die Staatsgewalt in Anspruch zu nehmen. [...] Weiterlesen in der gedruckten Ausgabe der HJS.





"Diese Absonderlichkeiten zu benennen ist wichtig, sie zu beschreiben ist schon schwieriger und sie zu erklären/begründen wird nicht immer von Erfolg gekrönt."
Ralf Sudrigian, "Was sind historische Absonderlichkeiten?", in: ADZ, 27. 11. 2016



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Aktualisiert: 30.11. 2016


Samstag, November 28, 2015

Zeitachsen


Zeitachsen
Äquilibristik und Realität





Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, 27. Jg., Heft 1-2, 2015


Aus dem Inhalt:



  • Gabriel Andreescu: Institutionalisierter Misserfolg. Der Beitrag der Securitate-Akten-Behörde und des Verfassungsgerichts zur Aufarbeitung in Rumänien (II)
  • William Totok: Mit tückischer Durchtriebenheit. Durchsetzung der offiziellen Geschichts- und Kulturpolitik im national-kommunistischen Rumänien mit nachrichtendienstlicher Unterstützung (III)
  • Klaus Popa: Berichte von Pfarrern der evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien aus Transnistrien und aus dem Generalgouvernement (1942-1944) (I)
  • Karl-Heinz Gräfe: Ukraine – Nationalität, Nation und Staatsbildung (I)
  • Werner Kremm: Periamportbewusstsein
  • Johann Lippet: Verortung (Gedichte)
  • Christopher Nehring: Von Dossiers, Kommissionen und hochrangigen Agenten. Das Erbe der bulgarischen Staatssicherheit 1989-2015
  • Björn Opfer-Klinger: Zwischen EU, Oligarchen und desillusionierten Bürgern. Bulgarien in der politischen Dauerkrise 2013-2015
  • Waldemar Schmidt: Die deutsche Minderheit in Kasachstan im 19. - 20. Jahrhundert
  • Johann Böhm: Die Gleichschaltung der deutschen Presse in Rumänien durch Volksgruppenführer Andreas Schmidt ab September 1940-1944
  • Heinrich Bienmüller: Arm und reich ...
  • Georg Herbstritt: „Aus den Giftschränken des Kommunismus“. Ein Tagungsbericht


Bestellungen sind an den AGK-Verlag, Franzstr. 27, D-49413 Dinklage, Tel. 04443/91212, Fax: 04443/91213 oder an jede Buchhandlung zu richten.

"Die HJS ist bekannt geworden, schwierigen Themen, wie der Nazi-Verstrickung gewisser Amtsträger aus den Führungskreisen der ehemaligen Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland oder die Mitarbeit mit der kommunistischen „Securitate“ nicht aus dem Wege zu gehen. Durch eine gründliche und unermüdliche Forschungsarbeit in verschiedenen Archiven (nicht nur aus Deutschland und Rumänien) konnten Dokumente vorgelegt werden, die Licht bringen in Bereichen, wo es von manchen Seiten eher vorgezogen wird, nur oberflächliche oder allgemeine Diskussionen zu führen. Dass es dabei auch zu Enthüllungen kommt, die für viele störend und unangenehm sein können, macht die HJS nicht gerade beliebt, dafür aber umso interessanter." - ADZ, 20. 12. 2015  

Leseproben aus den einzelnen Beiträgen



Textbeispiel 1


Klaus Popa: Berichte von Pfarrern der evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien aus Transnistrien und aus dem Generalgouvernement 1942-1944 (I)



[...] Die hier vorgelegten Berichte mancher in die beiden Territorien zum sogenannten „Einsatz“ gesandten Pfarrer sind in vielerlei Hinsicht aufschlussreich. Sie belegen, wie die einzelnen Pfarrer es verstanden, die ihnen anvertraute „Mission“ zu erfüllen, die sogenannten „Volksdeutschen“ religiös zu betreuen. Zwar werden nur in einzelnen Fällen sogenannte „völkische Vorträge“ erwähnt, welche die Pfarrer halten mussten, doch alle Pfarrer, welche von Bischof Staedel nach Transnistrien und ins „Generalgouvernement“ abgeordnet wurden, zählten zu dem Kreis der von Staedel persönlich ins Leben gerufenen „Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“, als Ableger des gleichnamigen „Instituts“ in Jena. 
Die „Berichte“ belegen, dass die Pfarrer ihre Tätigkeit als „Aufbauarbeit“ begriffen. 
[...] Es ist bemerkenswert, dass die meisten der involvierten Pfarrer sehr gut mit den sogenannten „Bereichskommandanten“ der Einsatzgruppe „R“(ussland) der SS zusammenarbeiteten und es nur in den seltensten Fällen Schwierigkeiten gab. Die fanatische Überzeugung des Bischofs und seiner Pfarrer, die sich in Gebieten einsetzen ließen, in denen die Vertreibungs-, Vernichtungs- und Umsiedlungspolitik des NS-Staates und des faschistischen Rumäniens furchtbare Realität war, ist auch daran festzumachen, dass dieser Personenkreis sich bedenkenlos der ihr zugedachten Aufgabe, eroberte Gebiete einzudeutschen, hingab,  trotz der eindeutig mit Stalingrad eingetretenen Kriegswende.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in der gedruckten Fassung der Halbjahresschrift.


Textbeispiel 2

William Totok: Mit tückischer Durchtriebenheit. Durchsetzung der offiziellen Geschichts- und Kulturpolitik im national-kommunistischen Rumänien mit nachrichtendienstlicher Unterstützung (III)


[...]

Zusammen mit dem Geschäftsmann Josef Henz wurden Hans Weresch und Rechtsanwalt Dr. Hans Reb Miteigentümer des enteigneten (arisierten) Temeswarer Restaurants „Lloyd”, das einen neuen Namen – Kaffee und Gaststätte Wien – erhielt (das ganze Dokument - hier unter dem Namen: Der Nationalsozialismus bei den Banater Schwaben in Archivdokumenten 1940-1944).


#




Neujahrswünsche der Betreiber des arisierten Lloyd aus Temeswar, BdZ, Mi, 1. Januar 1941 S. 5.
...und ein Ostergruß, in: SodT,  25. April 1943, S. 14



#

[„Zu viel Sahne”, in: Banater Deutsche Zeitung, 21. Februar 1941, S. 5.]

Das rumänisierte (arisierte) Temeswarer Lokal Café Wien (früher Lloyd) wird kritisiert, weil es aus Habgier nicht den Arierparagraphen respektiert:

[Uns erscheint die Sache noch unverständlicher] „zumal wir der bescheidenen Ansicht sind, daß unsere Frauenorganisationen doch einen anderen Zweck haben, als Auftreibverdienste zur Hebung des Geschäftsganges eines Kaffeehauses zu leisten, in dem übrigens nachmittags die deutschen Gäste recht oft die ärgerliche Wahrnehmung machen müssen, daß sie noch immer — 6 Jahre nach der Erbringung der  Nürnberger Gesetze — gezwungen sind, mit mauschelnden Juden  und leichtbeschürzten Dämchen zweifelhaften rassischen Ursprungs dieselbe Luft zu atmen. Nur deshalb, weil man sich scheut, das bewußte Täfelchen mit dem Arierhinweis anzubringen. Auch deutsche Unternehmungen haben Pflichten, und zwar in allererster Linie die Pflicht, sich in die allgemeine Gesinnungsauffassung unseres Volkes einzuordnene, auch dann, wenn die Jahresschlußbilanz dadurch etwas leiden sollte.”








[Dr. Hans Reb, „Richtigstellung”, in: Banater Deutsche Zeitung, 23. Februar 1941, S. 4]


Rechtsanwalt Hans Reb versucht in einem Schreiben an die Zeitung, die in dem nicht unterzeichneten Artikel geäußerten Vorwürfe zu entkräften. Reb wurde 1959 verhaftet und 1961 zusammen mit weiteren Angeklagten, darunter auch Hans Weresch, dem früheren Mitinhaber des arisierten Restaurant-Cafés Wien, in einem stalinistischen Prozess verurteilt. 







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Siehe auch: Schönstes Gebäude Temeswars soll saniert werden TU gibt 1,2 Millionen Euro für Arbeiten am Palais Lloyd aus, in: ADZ, 30.1. 2019. (Der Artikel enthält folgenden Hinweis: "Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es in Café Lloyd umbenannt. Das Kaffeehaus wurde 1940 – 1941 arisiert, es gelangte in den Besitz von Hans Weresch und Josef Henz und wurde, Berichten aus den 1980er Jahren zur Folge, zu einem Treffpunkt prominenter Banater Nationalsozialisten." Eine genaue Quelle für diese "Berichte" wird nicht genannt. )

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[19. Juli 1943. Eid auf Hitler seitens der Amtsträger der Deutschen Volksgruppe aus Rumänien. Eidesstaatliche Verpflichtung]



[19. iuli 1943. Jurămînt de fidelitate faţă de Hitler, depus de activişti ai Grupului Etnic German]


ACNSAS, I 258346, vol. 1, Bl. 289

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[Tabelle mit „verdächtigen“ deutschen Intellektuellen aus Temeswar, Denunziation, undatiert, entstanden wahrscheinlich Ende der 1950er Jahre.]

[Tabel cu intelectuali germani „suspecţi“ din Timişoara, denunţaţi, document nedatat, redactat probabil la sfîrşitul anilor 1950]



(Archiv / arhiva: HJS) 




[Die  oben veröffentlichten Dokumente sind nicht in der HJS abgedruckt.]


(Hier die Überschriften der Unterkapitel)

Adam Müller-Guttenbrunn als „völkisches“ Kampfinstrument der Securitate

Planmäßige Verästelung der Beeinflussungstaktiken

Feindbild: Richard Wurmbrand (1909-2001)

Legenden, Gefängnisfolklore und Zerrbilder

Fazit

Anhang

Vollständiger Text in der Printausgabe der HJS.

Textbeispiel 3

Gabriel Andreescu: Über den institutionalisierten Misserfolg der Aufarbeitung. Der Beitrag der Securitate-Akten-Behörde CNSAS und des rumänischen Verfassungsgerichts (II)




[...] Das Drehbuch und die Regie funktionierten: das Kollegium wurde als ein gespaltenes Entscheidungsgremium wahrgenommen. Einerseits die Gruppe der Drei , die den ehrlichen und kompetenten Teil verkörperten, und andererseits die Kollaborateure mit ihrer politischen Macht, die am Misserfolg der Institution schuld waren. Doch trugen Mircea Dinescu, Andrei Pleşu und Horia-Roman Patapievici genauso wie ihre Kollegen dazu bei, die Aktivitäten des CNSAS zu untergraben. [...]

Übersetzung aus dem Rumänischen: Erzsébet Lajos, Andrea Zsigmond, Ágnes Simon




Textbeispiel 4

Karl-Heinz Gräfe: Ukraine – Nationalität, Nation und Staatsbildung (I)


[...] 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es weder eine eigene Staatlichkeit noch eine einheitliche Nationalbewegung der Ukrainer. In Gestalt der 1890 gegründeten Ruthenisch-Ukrainischen Radikalen Partei R-URP (Rus’ka-Ukrains‘ka Radykal’na Partija) entstand zuerst im österreichischen Galizien und in der Bukowina eine eigenständige nationale westukrainische Bewegung, die auf die Errichtung eines ukrainischen Staatswesens (Republik) zielte. Aus ihr gingen 1899 zwei neue Parteien hervor: Die Ruthenisch-Ukrainische Sozialdemokratische Partei R-USDP (Rus’ka-Ukrains’ka Social’no-Demokratyčna Partija) und die Ukrainische Nationaldemokratische Partei UNDP (Ukrains’ka Nacjonal’no-Demokratyčna Partija). Im russischen Gouvernement Charkov entstand erst 1900 die Revolutionäre Ukrainische Partei RUP (Revoljucjona Ukrains‘ka Partija), aus der 1906 die Ukrainische Sozialdemokratische Arbeiterpartei USDRP (Ukrains‘ka Social’no-Demokratyčna Robotnica Partija) hervorging. Erst im Verlauf des Ersten Weltkrieges 1914-1818, als die Ukrainer in den Uniformen des Habsburger Kaiserreiches und der Zarenmonarchie auch gegeneinander kämpften, sowie während der Revolutionen in Russland und Österreich-Ungarn und dem gleichzeitigen Bürger- und Interventionskrieg (1917/18-1920) kam es zu meist kurzfristigen regionalen Versuchen ukrainischer Staatsbildung unterschiedlicher Lebensdauer im gesamten ukrainischen Siedlungsgebiet. Sie bekämpften sich jedoch zumeist gegenseitig und fanden nicht zu einer einheitlichen ukrainischen Staatlichkeit. Sie wurden entweder von Sowjetrussland oder Deutschland, Österreich-Ungarn, seit 1918/19 vor allem von Polen, Großbritannien, Frankreich und den USA wesentlich beeinflusst, nicht nur politisch, sondern auch militärisch:

Ukrainische Volksrepublik UNR (Ukrains’ka Narodna Respublika)/Großregion Ukraine,  Ostgalizien, Bukowina: November 1917 - April 1918 und Dezember 1918 - Oktober 1920 (Direktorium).

Ukrainischer Staat UD (Ukrain‘ska Deržava)/Großregionen Ukraine, teilweise Neurussland: Marionettenregime unter militärischer Besetzung des kaiserlichen Deutschlands: April - Dezember 1918.

Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik URSR (Ukrains‘ka Radjans‘ka Sozialistična Respublika) /Großregionen Ukraine und Neurussland ohne Krim und Dongebiet: Dezember 1917 - März 1918, November 1918 - Dezember 1922.

Westukrainische Volksrepublik ZUNR (Zachodno-Ukrains’ka Narodna Respublika)/Ostga-lizien, Bukowina, teilweise Karpatenukraine: November 1918 ‒ Januar 1919 und Januar – November 1919 als Westliches Gebiet der UNR ZOUNR (Zachidnja Oblast‘ UNR).

Russisch-Ukraine RU (Rus’ka-Kraina)/ukrainisch besiedelte ungarische Komitate Ung, Bereg Ugosca und Máramaros der Karpatenukraine: Autonomes Gebiet der Räterepublik Ungarn November 1918 – Mai 1919, danach der Slowakischen Räterepublik Juni - Juli 1919.
[...] 

Vollständiger Text in der Printausgabe unserer Zeitschrift.

Textbeispiel 5

Christopher Nehring: Von Dossiers, Kommissionen und hochrangigen Agenten. Das Erbe der bulgarischen Staatssicherheit 1989-2015


[...]
Dieser spezielle Fall zeigt, dass Vernichtungen in dem weit verzweigten Archiv der Staatssicherheit keineswegs erst nach dem Sturz Zhivkovs oder als Reaktion auf den Sturm der Ostberliner Stasi-Zentrale vom 15. Januar 1990 einsetzten. In einem weiteren Sonderarchiv, dem der Auslandsaufklärung (= Erste Hauptverwaltung DS - Pyrvo glavno upravlenie), wurde bereits ab Dezember 1989 mit außerplanmäßigen Dokumentenvernichtungen begonnen.  Im Mittelpunkt hierbei standen vor allem die Materialien über die so genannte „feindliche Emigration“. Wie der Fall des 1978 im Londoner Exil ermordeten Schriftstellers Georgi Markov beweist, wurden diese Akten entweder, wie bei Markov, komplett zerstört oder zumindest von Beweisen über geplante Ermordungen oder Entführungen befreit.  Wie sehr diese Beispiele für Archivsäuberungen nicht nur von dem Versuch, die eigene Haut zu retten, sondern auch von dem Chaos und der Führungslosigkeit im Innenministerium 1989/90 zeugen, dafür steht auch die Aussage des letzten Leiters der Sechsten Verwaltung DS Anton Musakov, nachdem das neue Partei- und Staatsoberhaupt Petar Mladenov noch im November 1989 eine Order an Innenminister Georgi Tanev ausgegeben hatte, die jegliche Aktenvernichtung verbot.

[...]



Diesen Beitrag können Sie in der gedruckten Ausgabe der HJS ungekürzt lesen.

Textbeispiel 6

Björn Opfer-Klinger: Zwischen EU, Oligarchen und desillusionierten Bürgern. Bulgarien in der politischen Dauerkrise 2013-2015




Es waren eisige Temperaturen zu Beginn des Jahres 2013 in Bulgarien. Auch wenn im Gegensatz zu den 1990er-Jahren die Strom- und Wärmeversorgung weitgehend funktionierte, so bedeuteten die Winter für die meisten Bulgaren doch immer noch eine schwierige Zeit. Größere Stockungen im Energiebereich waren zuletzt aufgetreten, als die Gasimporte aus Russland über das ukrainische Pipelinenetz infolge des Gasstreits zwischen der ukrainischen Regierung und dem russischen Gazpromkonzern im Januar 2009 eingestellt worden waren. Nein, die Energieversorgung funktionierte im Winter 2012/13 und doch löste sie die größten Demon-strationen in Bulgarien seit den Umweltprotesten 2007 aus. Nach ersten kleineren Aktionen gingen am 10. Februar 2013 Menschen in 15 Städte auf die Straße. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei und mancherorts wurden Einrichtungen der großen ausländischen Stromkonzerne mit Steinen beworfen. Es war der Auftakt für eine Krise, die im Laufe der nachfolgenden zwei Jahre immer größere Dimensionen annehmen und Bulgarien bis heute prägen sollte. Was also war passiert im Winter 2012/13? Schwere Wirtschafts- und Versorgungskrisen hatte die bulgarische Bevölkerung seit den 1980er-Jahren immer wieder erlebt und ein bedeutender Teil hat die daraus entstandenen Verhaltensweisen nachhaltig geprägt.
[...]

Den ganzen Beitrag finden Sie in der gedruckten HJS.

Textbeispiel 7

Johann Böhm: Die Gleichschaltung der deutschen Presse in Rumänien durch Volksgruppenführer Andreas Schmidt ab September 1940-1944


[...] Andreas Schmidt beauftragte und ermächtigte Walter May, die Angehörigen seiner Tätigkeitsbereiche in Körperschaften zusammenzufassen. May zögerte nicht lange und gründete die Kulturkammer der Deutschen Volksgruppe in Rumänien, die die alleinige zuständige Organisation für alle Fragen der Kulturpolitik auf dem Gebiete der Musik, der bildenden Künste, des Theaters und des Schrifttums wurde. Aufgabe der Kultur-kammer war:
„1. Die Zusammenfassung aller Kunstschaffenden und aller am Kunstschaffen beruflich
Beteiligten,
2. die verantwortliche Führung der Kulturpolitik auf dem Gebiete des Kunstschaffens.

Die erste Aufgabe, die organisatorische Zusammenfassung der Kunstschaffenden,
bezweckt:

1. die berufliche Interessenvertretung und den Berufsschutz der Künstler,
2. die sozialpolitische Betreuung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Arbeiterschaft in Rumänien, der die Kulturkammer als Berufskörperschaft, also korporativ, angehören wird,
3. die Ausbildung, Fortbildung und Förderung der Kunstschaffenden und der am Kunstschaffen Beteiligten. [...]

Weiter in der Printausgabe der HJS.

Textbeispiel 8

Waldemar Schmidt: Die deutsche Minderheit in Kasachstan im 19. - 20. Jahrhundert



[...] Die Geschichte der Deutschen in Russland greift weit zurück. Schon im 13. Jahrhundert besaßen deutsche Handwerker und Kaufleute Zünfte und Innungen in den Städten Wladimir und Luzk (bei Moskau). Unter dem Zaren Iwan dem Schrecklichen (1533-1584) wurden vermehrt deutsche Handwerker, Kaufleute, Gelehrte und Offiziere ins Land geholt. Dieser Trend verstärkte sich unter Peter dem Großen (1689-1725) und Katharina II. (1762-1796). Jedoch handelte es sich dabei um verhältnismäßig wenige Deutsche, im Unterschied zu der planmäßigen Besiedlung südlicher Gebiete Russlands mit deutschen Bauern, die im 18. Jahrhundert begann. Den Siedlungswilligen wurden dabei die freie Religionsübung ebenso zugesichert, wie der Erlass von Abgaben an die Staatskasse und die Befreiung von Militär- und Zivildienst. Mit der russischen Eroberung der kasachischen Steppe und Mittelasiens im 18. und 19. Jahrhundert tauchten auch hier Deutsche auf. Vorerst waren es Militärs, Beamte und Fachleute, die sich fast ausnahmslos in den Städten niederließen. Weit größer war der Strom von Deutschen, die im Zuge der russischen Besiedlungspolitik zusammen mit hunderttausenden russischen und ukrainischen Bauern bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Kasachstan, Mittelasien und Sibirien kamen. [...]

Vollständiger Beitrag in der Halbjahresschrift


Textbeispiel 9

Heinrich Bienmüller: Arm und reich ...


[...] In Deutschland klafft die Schere zwischen arm und reich zunehmend auseinander. Die Armen werden mehr und ärmer, die Reichen nehmen zu und werden reicher. Die obersten 10% der Haushalte in Deutschland besitzen 60% des Gesamtvermögens, die untersten 10 % haben Schulden . Reich wird man in Deutschland durch gewinnbringenden festen Besitz und Kapital. Kapital wird nicht oder nur wenig besteuert; es ist die Basis für kontinuierlich wachsenden Reichtum ohne körperlichen oder wesentlichen geistigen Einsatz. [...]

Essay in der gedruckten Fassung der HJS


Textbeispiel 10

Werner Kremm: Periamportbewusstsein


august 1974

das ist ein singsang,
geschrieben von einem, der auszog
das fürchten zu lernen
und zeitweise bokschan mit periamport velwechsert,
zu seiner persönlichen verteidigung aber behauptet,
nicht zu wissen,
was er tut,
auf die frage, weshalb er schreibe,
gegenwärtig folgender-
massen antwortet: die einzig seriöse einstellung eines schreib-
enden ist, zu schreiben.
wie könnte sonst dieser beruf erhalten bleiben,
rehabilitieren sollen ihn jene,
die ihn kompromittieren.

wer das liest
ist selbst dran schuld.

[...]

In der  Halbjahresschrift  können Sie den ganzen Text lesen, der 1974 entstanden ist und als verschollen galt. Darin wird ein Abstecher der Aktionsgruppe nach Periamport beschrieben. Damals, 1974, ist auch das Gruppenbild (Die Aktionsgruppe hält sich über Wasser) entstanden. Auch davon ist in dem Text von Werner Kremm die Rede. Aber in dem Text ist auch die Rede von Zeitgenossen der besonderen Art, von den damaligen Zuständen, von Fotografen, die sich - wie man später erfahren hatte  - mit Securitateoffizieren trafen, von merkwürdigen Redakteuren einer Bukarester Literaturzeitschrift, die heute in der Bundesrepublik leben und so weiter ...


Textbeispiel 11

Johann Lippet: Verortung (Gedichte)



Wiederholt versuchte Heimkehr


Ich fürchte mich nicht, weiß, daß ich träume,
mich wieder auf den Weg nach Hause gemacht,
erneut gestrandet in engen, labyrinthischen Straßen,
bei diesen Mengen von Menschen kein Durchkommen,
da bleibt nur, die Arme wie Flügel bewegen, durch die Lüfte
entschweben bis zum Stadtrand [...]

Demnächst auch im neuen Band von Johann Lippet - Kopfzeile, Fußzeile -, der im Pop Verlag, Ludwigsburg, erscheinen wird. 


Aktualisiert 16. April 2019

Donnerstag, September 12, 2013

Perspektiven






Perspektiven

25 Jahre Halbjahresschrift

Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik

25. Jahrgang, Nr. 1-2 Herbst 2013

ISSN: 0939-3420 

Unser letztes Heft


Aus dem Inhalt:


Stefano Bottoni: Zögernde Spione. Die ungarische Staatssicherheit und Rumänien 1975-1989;

Klaus Popa: Karl Kurt Klein, die „Marburger Burse“ und deren Leiter Johann Wilhelm Mannhardt 1922-1939;

Björn Opfer-Klinger: Ein Friede, der keiner war. Der Vertrag von Athen und der griechisch-türkische Gegensatz 1913-1923;

Karl-Heinz Gräfe: Rechtsextreme und faschistische Organisationen der russländischen Emigranten in Deutschland 1920-1941;

Waldemar Schmidt: Die Frage der Russlanddeutschen in der deutschen Presseberichterstattung der Jahre 1929-1935;

Johann Böhm: Die Grundbesitzverteilung der deutschen Bevölkerung in Ungarn, dem serbischen und rumänischen Banat, in Siebenbürgen und Kroatien (Syrmien und Slawonien) Ende 1943;

Johann Böhm: Auszug aus dem Buchmanuskript „Vertriebenen Politiker mit NS-Vergangenheit im Südostdeutschen Kulturwerk München nach 1951 sowie rechtslastige Veröffentlichungen in den Südostdeutschen Vierteljahresblättern“;

Gerhard Velburg: „Rumänische Etappe. Der Weltkrieg, wie ich ihn sah“;

William Totok: Mit tückischer Durchtriebenheit. Durchsetzung der offiziellen Geschichts- und Kulturpolitik im national-kommunistischen Rumänien mit nachrichtendienstlicher Unterstützung;

Georg Herbstritt: Register für die Jahrgänge 20-24 (2008-2012)

25 Jahre Halbjahresschrift
Register für die Jahrgänge 1-25 (1989-2013)
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Textprobe 1:


Zögernde Spione. Die ungarische Staatssicherheit und Rumänien 1975–1989


Stefano Bottoni


[...]  In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wann und wie der ungarische Staatssicherheitsdienst - konkret: die Hauptverwaltung III/I des Innenministeriums, zuständig für Auslandsspionage - begann, sich mit der Informationsbeschaffung aus Rumänien zu befassen. Die uns zugänglichen Quellen legen die Schlussfolgerung nahe, dass die ungarischen Sicherheitsorgane – auch ohne besonderes politisches Interesse – allmählich alternative Kanäle schufen, um die innenpolitische Lage Rumäniens und die Situation der ethnischen Minderheiten dort genauer zu untersuchen. Für diese Arbeit mobilisierte man das in westlichen Ländern bereits gut ausgebaute Netzwerk an Informanten, zu dem auch der „loyale” Flügel der ungarischen Emigranten gehörte. Man nutzte aber auch den Informationsfluss zwischen den Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts: Anfang der 1980er Jahre bekam die ungarische Staatssicherheit mehrere wertvolle Informationen aus sowjetischen, bulgarischen, polnischen oder tschechoslowakischen Quellen. Bis 1988 setzte Ungarn dieses Instrument lediglich zu defensiven Zwecken ein. Erst 1989 ging man dazu über, im Dienste der sich wandelnden sozialistischen Regierung die Prinzipien und Methoden der aktiven Aufklärungsarbeit gegen ein anderes sozialistisches Land zu nutzen. Die Tätigkeit des ungarischen Staatssicherheitsdienstes (der formal als III. Hauptverwaltung des Ministeriums des Inneren firmierte) ist nur bis zum 13. Februar 1990 dokumentiert. Die Aktenlage bietet eine einzigartige Einsicht in den Informationsstand und die Pläne der späten Kádár-Regierung und der politischen Elite der Wende. Anhand der Akten wird sichtbar, welche Informationen aus der extrem abgeschotteten Ceauşescu-Regierung durchsickerten und welche Handlungsoptionen man diesbezüglich in Ungarn in Zeiten des politischen Umbruchs sah.[...] 



(Vollständiger Text in der gedruckten Ausgabe der Halbjahresschrift

Bestellungen sind an den AGK-Verlag, Franzstr. 27, D-49413 Dinklage, Tel. 04443/91212, Fax: 04443/91213 oder an jede Buchhandlung zu richten.

Textprobe 2:


„Rumänische Etappe. Der Weltkrieg, wie ich ihn sah“


Gerhard Velburg







(Andere Auszüge in der gedruckten Ausgabe der Halbjahresschrift )

Textprobe 3:

Mit tückischer Durchtriebenheit  
Durchsetzung der offiziellen Geschichts- und Kulturpolitik im national-kommunistischen Rumänien mit nachrichtendienstlicher Unterstützung (I)

William Totok


[...] Anhand der Securitateakten kann der Entstehungsprozess des Tagebuches [von Ana Novac] rekonstruiert werden. Gleichzeitig lassen sich anhand der Dokumente aber auch literaturhistorisch unbelegte Behauptungen widerlegen, wie beispielsweise die von Hans Bergel verbreitete Geschichte, in der er sich quasi als Pate des Tagebuches aufspielt. In einem Brief an Manfred Winkler vom 15. Dezember 2002 betont Bergel, er habe Novac „1969 oder 1970” überzeugt, ihre Aufzeichnungen zu veröffentlichen. Dabei waren diese zu jenem Zeitpunkt bereits in Ungarn, Deutschland und Frankreich erschienen:


„[...] Leider lernte ich Alfred Gong[1] nicht mehr kennen – als er aus Bukarest nach dem Westen ging, ich denke, das war 1946, trieb ich mich als Partisanenkurier[2] in den Südkarpaten herum. Margul-Sperber[3] erwähnte ihn oft mit Bewunderung. Die Bühnenautorin Zimra Míro (sic!), die als Ana Novac später von sich reden machte, lernte ich erst nachher kennen. Ich war 1969 oder 1970 längere Zeit in Paris ihr Gast – zum Dank dafür, dass ich ihr nach der Flucht aus Bukarest bei den ersten Einbürgerungsschritten geholfen hatte. Ich ermunterte sie, ihre Aufzeichnungen aus Theresienstadt (sic!), sei es im deutschen Original (sic!), sei es auf Französisch, zu veröffentlichen. Sie war, wie alle Juden dieses Kreises, ungewöhnlich gebildet, belesen, mitteilungsfreudig. Sie stammte aus Siebenbürgen und war in Kronstadt einige Male mein Gast – wir verstanden uns auf Anhieb. [...]“[4]


Die Geheimpolizei war hellhörig geworden, nachdem sie 1959 erfahren hatte, dass Novac an einem Tagebuch arbeitet. Ihr gesamter Freundes- und Bekanntenkreis erregte nun automatisch das Interesse der Securitate, darunter auch Magdalena Stroe (geb. 1925)[5], die an der Bukarester Universität marxistische Philosophie unterrichtete und die 1944 das Leben eines von der Deportation in ein Vernichtungslager bedrohtes jüdisches Mädchen gerettet hatte und dafür 2003 in Israel mit dem Titel einer „Gerechten unter den Völkern” geehrt wurde.[6] Ins Fadenkreuz der Securitate gerieten auch Freunde und Bekannte Novacs aus Klausenburg, das Ehepaar László Földes (1920-1973) und Mária Földes (1925-1976) sowie Csehi Gyula (1910-1976).[7] Der Literaturkritiker und Hochschullehrer László Földes war nach der ungarischen Revolution 1956 aus der Partei ausgeschlossen worden.[8] Seine relative Rehabilitierung erfolgte Mitte der 1960-er Jahre. Zeitweilig war er Chefredakteur der Zeitschrift „Utunk” (1956) und stellvertretender Chefredakteur der Bukarester Wochenschrift „A Hét” (1970). Seine Frau Mária, eine Überlebende des Holocaust, schrieb - wie Ana Novac - Theaterstücke, in denen sie das nie überwundene KZ-Trauma literarisch zu verarbeiten versuchte[9]. Sie folgte ihren nach Israel ausgewanderten Kindern und beging dort 1976 Selbstmord, indem sie sich aus dem Fenster eines Wohnblocks stürzte.[10]

[...]






[1] Alfred Gong (geb. 1920 in Czernowitz, Bukowina, Rumänien als Alfred Liquornik; gest. 1981 in New York), wurde während des militär-faschistischen Antonescu-Regimes, 1941 in ein Lager nach Transnistrien deportiert, nach dem Krieg Flucht in den Westen. Verfasser von Gedichten.


[2] Eine selbstgebastelte autobiografische Legende, die Bergel in den letzten Jahren in Umlauf brachte. Eine dieser wundersamen Partisanen-Geschichten veröffentlichte Bergel unter dem Titel, „Die Unbesiegbarkeit des Freiheitsgedankens. Zur Geschichte der Erzählung »Fürst und Lautenschläger«“, in: Hans Bergel, Das Spiel und das Chaos. Essays und Vorträge, Edition Noack & Block in der Frank & Timme GmbH, Berlin 2013, S. 177-195.


[3] Alfred Margul-Sperber (1898-1967), deutsch-jüdischer Dichter aus der Bukowina, 1954 mit dem Staatspreis ausgezeichnet. Margul-Sperber hatte sich 1955 den Anwerbungsversuchen der Securitate erfolgreich widersetzt. Einer seiner Freunde, Alfred Kittner, der in den Akten unter dem Decknamen „Leopold Ludwig“, „Lalu“, „Karol“ und „Karol Andrei“ auftaucht, wurde auf ihn angesetzt. Es gibt keinerlei Berichte von Kittner zu Margul-Sperber, die inkriminierende Äußerungen oder gar Denunziationen enthalten. – Siehe William Totok, „Drama scriitorului Alfred Kittner“ (Das Drama des Schriftstellers Alfred Kittner), Deutsche Welle, 16. Dezember 2010; ders., „Securitatea şi lumea scriitorilor din România“ (Die Securitate und die Welt der Schriftsteller Rumäniens), Radio France Internationale, 28. Februar 2011; ders., „20 de ani de la moartea unui poet bucovinean. Alfred Kittner (n. 24 noiembrie 1906 la Cernăuţi - m. 14 august 1991 Düsseldorf)“, (20 Jahre seit dem Tod eines Dichters aus der Bukowina. Alfred Kittner, geb. 24. November 1906 in Tschernowitz - gest. 14. August 1991 in Düsseldorf), Radio Free Europe, 17. August 2011. Siehe auch das von Oberleutnant der Securitate Nagy Tiberiu verfasste Anwerbungsprotokoll von Kittner vom 20. Dezember 1958 (ACNSAS, R 249557, vol. 1, Bl. 334-337).


[4] Manfred Winkler / Hans Bergel, Wir setzen das Gespräch fort… Briefwechsel eines Juden aus der Bukowina mit einem Deutschen aus Siebenbürgen, herausgegeben und mit einem Nachwort von Renate Windisch-Middendorf, Frank & Timme GmBH, Berlin 2012, S. 175. - Im Anschluss an diesen Absatz folgt ein völlig unerwarteter Wechsel des Themas, um einen Seitenhieb auf Eginald Schlattner in den Brief einzubauen: Eine Kapazität wie der Germanist, Kunsthistoriker, Musikologe und Literaturkritiker Harald Krasser – Inhaber des Germanistik-Lehrstuhls in Klausenburg, Schüler der Koryphäen Wilhelm Pinder, Friedrich Gundolf, Hans Joachim Moser, ein unbestechlicher Geist – stellte das gelegentlich unumwunden fest. (Krasser wurde von der Securitate 1959 vom selben Mann ans Messer geliefert wie ich.)” – Zu diesem Problemkomplex siehe: William Totok, „Empathie für alle Opfer. Eginald Schlattner, ein Leben in Zeiten diktatorischer Herrschaft“, in: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, 24. Jg., Heft 1-2, 2012, S. 181-198.


[5] Siehe dazu die von "I. Dragomir" an seinen Führungsoffizier Oberstleutnant A. Olimpiu am 11. April 1963 übergebene ausführliche Charakterisierung von Magdalena Stroe (ACNSAS, I 264513, Bl. 80-81). Auf einen Brief an Magdalena Stroe, vom 19. Juli 2013, in der wir sie nach ihrem Verhältnis zu Novac fragten, erhielten wir am 14. September 2013 eine Antwort. Sie erklärte sich bereit, in einem Interview über ihre Erinnerungen an Ana Novac zu erzählen. Eine Anfrage an Lya Benjamin blieb leider bislang unbeantwortet.


[6] „Povestea româncei care și-a salvat prietena de la moarte sigură la Auschwitz” (Die Geschichte der Rumänin, die ihre Freundin vor dem sicheren Tod in Auschwitz gerettet hat), Digi24, 14. April 2012.


[7] Siehe u.a. den am 8. August 1963 von „Kovacs Peter“ verfassten Bericht, den er seinem Führungsoffizier Oberleutnant Florian Oprea in Klausenburg übergeben hat und in dem er auch auf inhaltliche Aspekte des Tagebuches von Ana Novac eingeht (ACNSAS, I 264513, Bl. 42).


[8] Siehe dazu die selbstkritischen Erinnerungen seines Freundes Ion Ianoşi, Internaţionala mea. Cronica unei vieţi, (Meine Internationale. Chronik eines Lebens), Polirom, Iaşi 2012, S. 380-381.


[9] Siehe zum Beispiel ihren Dreiakter „nach einer Idee von Romain Gary“, „Fata din baracă“ (Das Mädchen aus der Baracke), in: Teatrul, 19. Jg., Nr. 2, Februar 1974, S. 75-94.


[10] Ianoşi, a.a.O., S. 381.


(Vollständiger Text in der gedruckten Ausgabe der Halbjahresschrift



Textprobe 4:

Karl Kurt Klein, die „Marburger Burse“ und deren Leiter Johann Wilhelm Mannhardt 1922-1939


Klaus Popa


Karl Kurt Klein (6.5.1897 – 10.01.1971), der einzige Universalgelehrte, den die Deutschen Siebenbürgens in der Zwischenkriegs- und Nachkriegszeit aufzuweisen haben, entfaltete seine komplexe Tätigkeit als Publizist, Herausgeber, Pfarrer, Universitätslehrer und Kulturpolitiker in einer Zeit grundlegender Umwälzungen, die nicht nur das aus der frühen Moderne überkommene, noch tief von spätfeudalen Strukturen und Vorstellungen geprägte, in antagonistischen Blöcken organisierte europäische Staatensystem von Grund auf umkrempelten, sondern auch das Spannungsfeld lieferten für den revisionistisch-revanchistischen Nationalismus der alten imperialen Kernländer Deutschland, Österreich und Ungarn und den „neuen“ Nationalismus der durch den Versailler Vertrag zustande gekommenen mittel-, ost- und südosteuropäischen Staaten. Kleins Persönlichkeit und Tätigkeit war von eben diesen gegensätzlichen Koordinaten geprägt, wobei er seine deutschnational-konservative Ausrichtung, mit Ausnahme einiger, zumindest in der Korrespondenz mit Johann Wilhelm Mannhardt (1883-1969) gefallener antisemitischer Äußerungen, geradlinig bewahrte und grundsätzlich keiner Menschenfeindlichkeit oder nationalsozialistischen Extremismen verfiel. Klein war nämlich immer bereit, die zweite Dimension seiner Persönlichkeit, den intensiven und fruchtbaren Meinungs- und Werteaustausch mit den Nationalkulturen der Rumänen und Ungarn, wirksam werden zu lassen. [...]

(Weiter lesen in der gedruckten Ausgabe der Halbjahresschrift

Textprobe 5:

Hanuš Kuffners Propagandaschrift ,Náš stát a světový mír‘ (1918) in der völkisch-deutschnationalen Rezeption der 1920er- und 1930er-Jahre (II)


Boris Blahak


Die zweite Phase der reichsdeutschen Rezeption: anti-tschechoslowakische Feindbild-Konstruktion im Rahmen der nationalsozialistischen ,Ostmark-Propaganda‘

Der ersten Phase gelegentlicher anti-tschechoslowakischer Referenzen auf ,Unser Staat und der Weltfrieden‘ folgte eine wesentlich aggressivere, in welcher Kuffner im politischen Schrifttum des Dritten Reiches zu einem der am häufigsten zitierten tschechischen Autoren avancieren sollte. Diese Phase setzte noch vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler ein, als dieser per Führerbefehl vom 19. Januar 1933 den programmatisch benannten ,Gau Bayerische Ostmark‘ durch die Zusammenlegung der bisherigen NSDAP-Gaue Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern „als Bollwerk gegen die Slawengefahr im bayerischen Osten“[1] schuf. Hitler nutzte dabei aus, dass sich der Mythos vom ,bedrohten Grenzgebiet‘ bereits ein Jahrzehnt im kollektiven Gedächtnis der Region etabliert hatte und nun für seinen Revisionismus gegen die ČSR instrumentalisiert werden konnte, wobei er auf die bereits ausgebildeten Strukturen der Ostmark-Propaganda im staatlich-administrativen, wissenschaftlichen, medialen und privat organisierten Bereich zurückgriff. Der nationalpolitische Verständigungsbegriff verfestigte sich somit (zunächst noch parteiintern) zu einer verwaltungstechnischen Gebietsbezeichnung. [...] 




[1]    Adolf Hitler: Verfügung 1/33, 19.1.1933, in: Verordnungsblatt der Reichsleitung der NSDAP 40 (1933).

(Fortsetzung  in der gedruckten Ausgabe der Halbjahresschrift)
Textprobe 6:

Die Grundbesitzverteilung der deutschen Bevölkerung in Ungarn, dem serbischen und rumänischen Banat, in Siebenbürgen und Kroatien (Syrmien, Slawonien) Ende 1943 

Johann Böhm



[...] Wie in anderen Ländern, z. B. Rumänien, bildeten sich auch innerhalb der deutschen Minderheit in Jugoslawien 1932 erste Ansätze einer nationalsozialistischen Strömung heraus, die auf einen Kreis junger Akademiker in der „Deutschen Lehrerbildungsanstalt“ von Groß-Betschkereck zurück geht. Zu diesem Kreis gehörten Dr. Sepp Janko, Dr. Adam Krämer und Dr. Josef Trischler. Dieser Kreis, der auch innerhalb des SDKB tätig war und in der Wojwodina die nazistische „Erneuerungsbewegung“ gründeten, übten nach 1933 ein scharfe Kritik an der Führung des Kulturbundes.  1938 kam es dann zum offenen Machtkampf, der dann im Frühjahr 1939 mit Hilfe der „Volksdeutschen Mittelstelle“ (VoMi)b – Himmlers SS-Organisation – in Berlin, zugunsten der NS-Erneuerer um Sepp Janko entschieden wurde. Die NS-Erneuerungsführung mit Sepp Janko an der Spitze übernahm die Grundsätze des nationalsozialistischen „Volksgruppenrechts“ und leitete gemäß den Weisungen aus Berlin die „Gleichschaltung“ der deutschen Organisation in Jugoslawien ein.  Nach der Zerschlagung Jugoslawiens im April 1941 entstand für die Deutschen in Jugoslawien eine neue Situation. Die Deutschen in der Batschka und in der Baranja kamen an Ungarn und unterstanden der dortigen NS-Volksgruppenführung des Franz Basch, die Deutschen im serbischen Banat das ebenso wie Serbien von Nazi-Deutschland besetzt wurde, erhielten eine selbständige NS-Organisation unter Sepp Janko. Die deutsche Bevölkerung im „Unabhängigen Staat Kroatien“, der außer Kroatien-Slawonien und Ost-Syrmien auch ganz Bosnien und die Herzegowina umfasste, wurde zu einer eigenen Volksgruppe unter NS-Volksgruppenführer Branimir Altgayer zusammengefasst.  Der nördliche Teil Sloweniens fiel an das Deutsche Reich. Die Deutschen im serbischen Banat und im kroatischen Satellitenstaat erlangten während des Krieges eine privilegierte Stellung und bildeten eine Art „Staat im Staate“.
Durch den freiwilligen oder erzwungenen Eintritt der wehrfähigen Männer in die Waffen-SS (SS-Division „Prinz Eugen)  und deren Einsatz zur Bekämpfung der Partisanenverbände sowie die bedingungslose Mitwirkung der Volksgruppenorganisation bei der Stärkung der nationalsozialistischen Herrschaft und Kriegswirtschaft, unterstützte die deutsche Bevölkerung – gewollt oder ungewollt – die Unterdrückungsmaschinerie des Hitler-Regimes und seiner Kollaborateure und zog so den Hass der Verfolgten auf sich; die Stunde der Rache der Tito-Partisanen folgte dann Ende 1944 und Anfang 1945. [...]
(Ganzer Text in der Druckausgabe der Halbjahresschrift.)

Textprobe 7:

Die Frage der Russlanddeutschen in der deutschen Presseberichterstattung der Jahre 1929-1935


Waldemar Schmidt

  

Die Lebenssituation der Russlanddeutschen in der Bundesrepublik Deutschland, aber auch die Geschichte dieser Volksgruppe im Zarenreich und in der Sowjetunion sind in den vergangenen Jahren zum Thema vieler publizistischer und fachwissenschaftlicher Veröffentlichungen geworden. Dieser Aufsatz beleuchtet unbekannte Kapitel der Geschichte der Russlanddeutschen in den 20er und 30er Jahren. Er widmet sich zunächst der deutschen Presseberichterstattung der Jahre 1929-35 über das Problem der Russlanddeutschen. Nach den weltpolitischen Veränderungen des letzten Jahrzehnts, in deren Mittelpunkt der Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende des Ost-West Konflikts standen, war es notwendig, Fragestellungen zu untersuchen, die mit der Geschichte der einzelnen Regionen im ehemals totalitären System verbunden sind. Einer dieser Bereiche ist die Geschichte der Russlanddeutschen: die Siedlungen der Russlanddeutschen liegen über das ganze Territorium der ehemaligen Sowjetunion verstreut. Ihre Rolle in den Regionen Sibiriens, der Ukraine, des Wolgagebiets, im Kaukasus und in Kasachstan war unterschiedlich. Weniger bekannt sind auch die gegenwärtigen Bedingungen und Voraussetzungen, unter denen sich das Leben des noch im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion verbliebenen Teils dieser Bevölkerungsgruppe vollzieht. Die diesbezügliche Forschung ist eng verbunden mit der Betrachtung einiger Aspekte der Geschichte der nationalen Minderheiten in der Sowjetunion. Die Aktualität dieses Themas ist offensichtlich und wird  andererseits aber durch einen Mangel an konkreten Informationen über historische Tatsachen und Fakten zur Geschichte der Russlanddeutschen bestimmt. [...]
(Ganzer Text in der Printausgabe der Halbjahresschrift)

Textprobe 8:

Rechtsextreme und faschistische Organisationen der russländischen Emigration in Deutschland (1920-1941)


Karl-Heinz Gräfe
 

Zu den charakteristischen ideologischen Strömungen, politischen Bewegungen und Parteien wie Sozialdemokraten, Sozialisten, Kommunisten, Liberale und Konservative gehören seit dem beginnenden 20. Jahrhundert auch extreme Nationalisten und Faschisten. In einer Reihe von Staaten vor allem auf dem europäischen Kontinent errichteten sie auch ein politisches Herrschaftssystem wie in Italien, Deutschland, Spanien, Portugal, Ungarn, Rumänien, Kroatien, Griechenland oder in der Slowakei. Ich verwende für diese völkisch-rassistische rechtsextreme Ideologie, Bewegung und Herrschaftsform die Gattungsbezeichnung Faschismus, obwohl sich dieser Begriff im engeren Sinne auf die italienische Ursprungsform bezieht. Der deutsche Faschismus (ich verwende nicht den Begriff „Nationalsozialismus“, denn der Nazifaschismus ist weder sozialistisch noch national, sondern ist ein nationalistisch-rassistisches und diktatorisches Gesellschaftssystem auf der Grundlage von privat- und staatskapitalistischem Eigentum) war eine, wenn auch nicht typische nationale Form des Faschismus, sondern eher der „extremste Ausdruck des generischen Faschismus und das einzige vollständige faschistische Regierungssystem.“[1]  




[1]    Stanley G. Paine: Geschichte des Faschismus 1914-1945, München 1995, S. 570; vgl. auch Jerzy W. Borejsza: Schule des Hasses. Faschistische Systeme in Europa, München 1999; Robert O. Paxton: The anatomy of fascism, London 2004.


 (VollständigerText in der Printausgabe der Halbjahresschrift)



Textprobe 9:

„Vertriebene Politiker mit NS-Vergangenheit im Südostdeutschen Kulturwerk München nach 1951 sowie rechtslastige Veröffentlichungen in den Südostdeutschen Vierteljahresblättern


Johann Böhm

(Auszug aus dem Buchmanuskript)

[...] Aus einem Schreiben des Literaten und späteren Mitherausgebers und Autors der Südostdeutschen Vierteljahresblätter Heinrich Zillich an Will Vesper geht hervor , wie man sich entlastende Gutachten verschaffen konnte. Wegen seines Führergedichtes „Den Deutschen von Gott gesandt“ erhielt Zillich die Anklage der Spruchkammer, in der man ihm mitteilte, dass man ihn wegen seines „späten Parteieintritts“ bloß als „Mitläufer“ einstufen würde. Da er aber ein Gedicht „zur Verherrlichung Hitlers geschrieben habe“, würde man seine „Einstufung in die zweite Klasse der Entnazifizierung“ fordern . Im gleichen Schreiben bat Zillich Vesper, ihm einen unbelasteten Literaturhistoriker zu nennen, den er um ein literarisches Urteil über sein Führergedicht bitten könnte.  Ob Zillich ein derartiges Urteil erhielt, konnte nicht ermittelt werden. [...]

Vertriebenenpolitiker mit NS-Vergangenheit im Südostdeutschen Kulturwerk 


Prof. Dr. Friedrich Valjavec

Friedrich Valjavec wurde am 26. Mai 1909 in Wien als Sohn eines österreichischen Beamten in Agram (Zagreb) geboren und starb am 10. Februar 1960 in Prien am Chiemsee. Er wuchs in Werschetz (Banater Kleinstadt) auf. Ab 1919 lebte er in Budapest und absolvierte hier 1930 die Reichsdeutsche Oberrealschule.  In dieser Zeit knüpfte er Kontakte zu den führenden Politikern der Deutschen in Ungarn, Jakob Bleyer  und Edmund Steinacker.  1930 zog seine Familie nach Wien und im November des gleichen Jahres treffen wir ihn als Student in München an, wo er an der Universität Geschichte studierte und 1934 bei Prof. Karl Alexander von Müller  promovierte. Seit 1932 war Valjavec Mitarbeiter des im Jahre 1930 gegründeten Südost-Instituts. Nach der Promotion wurde er hauptamtlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut. Während seines Universitätsstudiums spezialisierte er sich auf Geschichte und Landeskunde Südost-europas. 1935 erhielt er von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein Stipendium, um die Geschichte der Deutschen im Südosten von 1780 bis 1918 zu entwerfen  und wurde damit Mitarbeiter des Südost-Instituts. 1938 ernannte man Valjavec zum Geschäftsführer des Südost-Instituts in München  und 1943 zum stellvertretenden Leiter. Bis 1941 war er jugoslawischer Staatsangehöriger , am 10. Juni 1941 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft.
Die Aufgaben des Südost-Instituts waren neben der Betreuung der deutschen Volksgruppen in Südosteuropa auch die historisch-geographische Erforschung dieses Raums. Eine wichtige Rolle spielte dabei die seit 1936 herausgegebene Zeitschrift des Instituts Südostdeutsche Forschungen, die 1940 in Südostforschungen umbenannt wurde.  Besonders wichtig ist hier der Standpunkt Valjavecs, der der Meinung war, in der Zeitschrift müsse man die Wechselwirkung zwischen der geistigen und wirtschaftlichen Überlegenheit der deutschen Siedler in diesem Raum und des sie umgebenden Volks- und Kulturbodens besonders hervorheben, um so die Aufbausendungen der deutschen Siedlungen im Südosten zu verdeutlichen. Interessant ist die Bemerkung Fahlbuschs  zu Valjavecs Promotionsarbeit Der deutsche Kultureinfluss im nahen Südosten (Bd. 1, München 1940), der er „diskursive Überinterpretation“ anlastet. Die südostdeutsche Forschungsgemeinschaft von Fritz Valjavec betreibe aus tiefster Überzeugung „Volkstumsforschung“, die sich durch „das Gleichsetzen massenhaften individuellen Handelns“ auszeichne, „was sowohl bei den Darstellungen der Ansiedlungsphase als auch bis in die Gegenwart hinein deutlich“ werde. „Den Einwanderern wurde nicht nur durch die leidvollen Pionierleistungen eine Art höherwertige Einheit bescheinigt, sie erfüllten darüber hinaus auch eine kulturhistorische Mission, die Fritz Valjavec direkt mit der Allegorie des ‚Volks- und Kulturbodens‘ definierte: ‚Aus menschenleerem, verödetem und versumpftem Gebiete schuf deutscher Hände Fleiß einen blühenden Kulturboden, der für die übrigen Gebiete beispielgebend war‘. Und ‚entsprechend seiner natürlichen Überlegenheit‘ wurde das ‚deutsche Element [...] für die umwohnende Bevölkerung Lehrmeister in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht.“  Mit Recht meint Fahlbusch, dass hier „eine diskursive Überinterpretation“ Valjavecs vorliege, „dessen nationalistische Konstruktionen unmittelbar mit seinen eigenen Wertvorstellungen gekoppelt“ seien. Daraus ergibt sich für Valjavec die Schlussfolgerung, dass man sich um diese zur deutschen Volksgemeinschaft zählenden Südostdeutschen kümmern, sie finanziell und ideologisch unterstützen müsse und ihnen einen besonderen Volksgruppen-Status in den Wohnstaaten einräumen müsse. [...]

(Auf diesen Text mussten wir aus Platzgründen in der der Halbjahresschrift... 1-2, 2013, verzichten.)


Textprobe 10:

Ein Friede, der keiner war. Der Vertrag von Athen und der griechisch-türkische Gegensatz 1913-1923



Björn Opfer-Klinger


[...] Auch die griechischsprachigen, orthodoxen Eliten im Osmanischen Reich sahen sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts in erster Linie als hellenische Untertanen des osmanischen Sultans. Mit der einfachen Vorstellung vieler griechischer Nationalisten, alle orthodoxen Christen im ägäischen Raum seien Teil einer imaginären griechischen Nation, konnten sie wenig anfangen. Das lag nicht zuletzt daran, dass der oligarchische, wirtschaftlich instabile griechische Staat wenig Anziehungskraft ausübte. Stattdessen zählten viele griechisch-orthodoxe Händler und Unternehmer zu den Gewinnern der sich verändernden wirtschaftlichen Verhältnisse im Osmanischen Reich. Sie kontrollierten zumeist den osmanischen Außenhandel im östlichen Mittelmeer, im Schwarzen Meer und auf der Donau. Die wachsende Präsenz ausländischer Gesellschaften und Konzerne aus den westeuropäischen Industriestaaten eröffnete vielen hellenischen Geschäftsleuten eine lukrative Zusammenarbeit als Subunternehmer, Bankiers oder Zulieferer für Exportprodukte. Auf diese Weise etablierte sich im Osmanischen Reich ein selbstbewusstes hellenisches Bürgertum. Dieses stellte die osmanische Herrschaft ebensowenig in Frage wie die vielen islamisierten Hellenen auf den ägäischen Inseln, die dort wiederum oft die gesellschaftliche Oberschicht bildeten.  Größere Anziehungskraft entwickelte der griechische Nationalismus erst Ende des 19. Jahrhunderts unter den Verlierern der wirtschaftlichen Krise des Osmanischen Reiches in Makedonien, Thrakien und Kleinasien. [...] 


(Weiter lesen in der Halbjahresschrift



Aktualisiert, 12. 12. 2013, 18:31 h