Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik
26. Jahrgang, Nr. 1-2, 2014
Aus dem Inhalt:
- Björn Opfer-Klinger: Eine kleine Region spaltet den Vierbund. Die Dobrudscha als Konfliktregion im Ersten Weltkrieg;
- Karl-Heinz Gräfe: Der Weg in den Zweiten Weltkrieg. Ursachen und treibende Kräfte;
- Marie Sophie Hingst: Am anderen Ufer der Drina: Der Krieg, Egon Erwin Kisch und der Begin des Ersten Weltkrieges an der serbischen Front, 1914-1915;
- Johann Böhm: Die Anfänge der NS-Presse im deutschen Siedlungsraum von Rumänien seit 1922;
- Joachim Kuropka: Geschichtssteller. Wie man deutsch-polnische Gespräche (nicht) führen sollte;
- Georg Herbstritt: Flucht aus Rumänien (1968-1989). Erkenntnisse aus Securitate-Akten und vergleichende Betrachtungen mit der Situation in der DDR;
- William Totok: Mit tückischer Durchtriebenheit. Durchsetzung der offiziellen Geschichts- und Kulturpolitik im national-kommunistischen Rumänien mit nachrichtendienstlicher Unterstützung (II);
- Gabriel Andreescu: Institutionalisierter Misserfolg. Der Beitrag ´der Securitate-Akten-Behörde und des Verfassungsgerichts zur Aufarbeitung in Rumänien (I);
- Klaus Popa: Wie das System, so der Exponent. „Volksgruppenführer“ Andreas Schmidts Aufstieg und Niedergang;
- Heinrich Bienmüller: Europa, was nun? Überlegungen eines deutschen Bürgers zum Thema Europas, mit Hilfe des angewandten „Politischen Dualismus“;
- Michaela Nowotnick: Dieter Roth: Der müde Lord, Verlag der Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg 2013 (Rezension)
Bestellungen sind an den AGK-Verlag, Franzstr. 27, D-49413 Dinklage, Tel. 04443/91212, Fax: 04443/91213 oder an jede Buchhandlung zu richten.
Textprobe 1
Flucht aus Rumänien (1968 bis 1989).
Einblick in Securitate-Akten und vergleichende Betrachtungen mit der Lage in der DDR
Georg Herbstritt
[...] Schon die erste Durchsicht entsprechender Archivalien zeigt, dass sich die rumänische Führung in den 1970-er und 1980-er Jahren demselben Problem gegenüber sah wie diejenige der DDR: Auch rumänische Staatsbürger versuchten in großer Zahl, aus ihrem Land zu fliehen und im Westen ein besseres Leben zu führen. Die rumänischen Grenzsicherungsmaßnahmen stellten offenkundig eine Reaktion auf die Fluchtbereitschaft der einheimischen Bevölkerung dar. Dass auch DDR-Bürger diese Grenze zu überwinden versuchten, war aus dieser Perspektive nebensächlich.
Die rumänische Grenze in Richtung Jugoslawien war gut bewacht. Zwar gab es keine Selbstschussanlagen wie an der innerdeutschen Grenze, weniger Befestigungsanlagen und auch keine Minenfelder (Rumänien räumte die Minenfelder an der Grenze zu Jugoslawien bereits in der zweiten Hälfte der 1950-er Jahre wieder ab, die DDR begann an ihrer Westgrenze erst rund dreißig Jahre später damit). Doch gab es ebenso Wachtürme und Grenzsoldaten, die auf Flüchtlinge schossen, es gab Spürhunde und Stolper-/Signaldrähte, und auf den Zufahrtswegen in die grenznahen Orte sowie in den Eisenbahnen, die dorthin fuhren, fanden Personenkontrollen statt. [...]
Weiterlesen in unserer Printausgabe.
Textprobe 2
Mit tückischer Durchtriebenheit
Durchsetzung der offiziellen Geschichts- und Kulturpolitik im national-kommunistischen Rumänien mit nachrichtendienstlicher Unterstützung (II)
William Totok
[...] Vorschläge zur Verzögerung der Ausreise einiger Personen, von denen Cloos meinte, sie könnten durch eventuelle Aussagen zu seiner Enttarnung als Securitateagent führen, machte er auch bezüglich des Künstlers Viktor Stürmer. Aus den Akten geht nicht hervor, was Cloos zu seinen Interventionen veranlasst hatte, die Securitate zu ersuchen, Stürmer die Ausreisegenehmigung zu verweigern. „Es ist nicht ratsam, Stürmer die Übersiedlung zu gestatten”, schrieb „Konrad” (Cloos) in einem Bericht am 27. September 1969 .
Im Spätsommer 1969 hatte Julius Stürmer seinen in Kronstadt lebenden Bruder Viktor besucht. Nach seiner Rückkehr aus Rumänien, erzählte er Cloos Einzelheiten über den Verlauf seiner Reise sowie Mutmaßungen eines Securitatemajors, den er bei dieser Gelegenheit kennengelernt hatte, bezüglich der systematischen Ablehnung der Ausreiseanträge seines Bruders. Der Name des Offiziers, von dem Julius Stürmer behauptete, er sei zuständig für die Überwachung der Kulturschaffenden aus Kronstadt, wird in dem Bericht nicht genannt. Der Offizier vermutete, die Ablehnung der Ausreiseanträge sei auf die Denunziationen von drei inoffiziellen Mitarbeitern der Securitate zurückzuführen, die in ihren Berichten Viktor Stürmer wiederholt angeschwärzt haben. Es handelte sich dabei um drei bildende Künstler, deren Namen genannt werden und von denen einer tatsächlich inzwischen als besonders eifriger Securitateagent identifiziert wurde: Friedrich Bömches . Auf die tatkräftige Tätigkeit von Bömches hatte Ernest Wichner 2011 in einer Tageszeitung aufmerksam gemacht:
„Seine Berichte an den rumänischen Geheimdienst sind gemein - skrupelloser Freundesverrat. Wir wissen bisher nur, was er über seinen Freund und Förderer Walter Biemel berichtet hat, der als Bürger der Bundesrepublik Deutschland vor den Nachstellungen des rumänischen Geheimdienstes einigermaßen geschützt war. Bei dem Ansehen und den Privilegien, die IM ‚Gert Grundich’ beim rumänischen Geheimdienst genoss, dürfte eine Recherche bezüglich seiner IM-Tätigkeit in Rumänien selbst zu weiteren bestürzenden Erkenntnissen führen.” [...]
Weiter in der gedruckten Ausgabe der Halbjahresschrift.
Textprobe 3
Über den institutionalisierten Misserfolg der Aufarbeitung
Der Beitrag der Securitate-Akten-Behörde CNSAS und des rumänischen Verfassungsgerichts (I)
Gabriel Andreescu
Die Debatten über mögliche Securitate-Verbindungen von Persönlichkeiten des kulturellen und politischen Lebens, die trotz ihrer anerkannten und respektierten Biografie nun Zielscheiben für Kollaborationsvorwürfe mit der kommunistischen Geheimpolizei Rumäniens wurden, haben im gesamten vergangenen Jahrzehnt die Aufarbeitung dominiert. Sie haben nicht nur die wesentlichen Themen – Ermittlung der an politischen Morden Beteiligten, Verteilung der Verantwortung zwischen der Rumänischen Kommunistischen Partei, der Staatsanwaltschaft, den Rechtsorganen und der Securitate usw. – in den Schatten gestellt, sondern wurden auch von Fehlern, Manipulationen oder einfach von den Zeitumständen dermaßen beeinträchtigt, dass sie mehr Verwirrung als Erkenntnis schufen. Einige der Menschen aus dem Kulturleben, denen man das Stigma des „inoffiziellen Mitarbeiters“ (IM) anheftete, konnten sich nicht mehr wehren, da sie verstorben waren. Andere wurden nicht angehört. Die Aufgabe der Intellektuellen, die gegenüber ihren Kollegen die Positionen der Staatsanwälte und Richter eingenommen haben, war einfach. Die Tatsache, dass ihnen und auch dem Publikum das nötige Wissen fehlte, hat die Sache weiter vereinfacht. Unter den Anklägern befanden sich Historiker, Erforscher der kommunistischen Realität sowie Menschen mit Erfahrung in der Untersuchung von Literaturarchiven. Deren Beteiligung an der Aufarbeitung verlief leider unter der falschen Voraussetzung einer Überbewertung ihrer fachkundigen Kompetenzen auf diesem Gebiet. Das beweisen die Leichtigkeit und die Vehemenz, mit der sie über den Inhalt von Dokumenten urteilten, die sie nie gelesen hatten. Schwer lässt sich eine professionelle Diskreditierung unverhohlener ausmalen als die Weigerung, die eigenen Auslegungen mit den zur Verfügung stehenden Dokumenten zu konfrontieren. [...]
Übersetzung aus dem Rumänischen: Erzsébet Lajos, Andrea Zsigmond
Vollständiger Text - Teil 1 - in der Printausgabe der HJS.
Textprobe 4
Dieter Roth: Der müde Lord, Verlag der Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg 2013
Michaela Nowotnick
[...] Undifferenzierte Nebenfiguren und -schauplätze verwirren, einzelne Handlungsstränge verlaufen ins Leere, eine Aussage innerhalb des Textes ist vielfach nicht erkennbar. So ist beispielsweise vom „Chefideologen Ernesto Weichner“ die Rede, der eine „Hinterfotzigkeit anthologischer Art“ beging, indem er in einer bundesdeutschen Literaturzeitschrift neben den mit ihm befreundeten Autoren nur noch „Ferner-liefen-Autoren“ veröffentlichte. Ein Leser, der mit dem rumäniendeutschen Umfeld vertraut ist, erkennt hierin zweifelsfrei eine Referenz auf den Leiter des Berliner Literaturhauses, Ernest Wichner. Sofern man den Text aber nicht als Schlüsselliteratur lesen kann oder will, hat dieser kurze Absatz keine literarische Relevanz.[...]
Die ganze Rezension in der Printausgabe der Halbjahresschrift...
Textprobe 5
Wie das System, so der Exponent
„Volksgruppenführer“ Andreas Schmidts Aufstieg und Niedergang
Klaus Popa
[...]
In seinem Brief vom 9. März 1939 aus Berlin forderte Schmidt den in Siebenbürgen befindlichen Rührig auf, die Kameraden „von den Schiebungen, welche hier wie unten die Politik ausmachen, nichts merken“ zu lassen. Hier wurde zum ersten Mal die „Werbung der Jungen“ erwähnt, das später unter dem Namen „1000-Mann-Aktion“ bekannte Gesellenstück des Andreas Schmidt. Rührig sollte sich in dieser Angelegenheit mit Otto Schwarz in Verbindung setzen und diesem sagen, „daß wir nur zentral arbeiten, also muß alles über ihn gehen und direkt an mich.“
Bezeichnend ist die Abschlusspassage dieses Briefes, die Schmidts Verinnerlichung von NS-Propagandafloskeln, dumpfer NS-Ideologie und seinen betont konspirativen und militant-fanatischen Geist veranschaulicht:
„Ich hoffe, daß unsere Kameradschaft das Fundament einer ehrlichen Arbeit sein wird. Schaffen wir bessere Menschen als wir [es] sind und überbrücken wir die Gegensätze durch die Arbeit[,] dann tun wir unsere Pflicht.
Also bitte sei kalt[,] wo Kälte gebührt und Kamerad wo ehrliche Hoffnung auf eine Zusammenarbeit besteht. Halte uns Kaufmes und Otto Sch. warm[,] sie sind ehrlich. Mache es Otto klar, daß stets Kaufmes oder er heraufkommen müssen[,] wenn hier was erledigt werden soll, nur zentrale Zusammenarbeit kann die Sache fördern. Unbekannte Leute und vor allem solche[,] die hier ‚ausrutschen‘[,] verderben mehr als wenn niemand kommt. Versuche überall unsere Kameradschaft zu stärken.“
Der Rekrutierungsarbeit für seine machtpolitischen Ziele dienten auch die von A. Schmidt an Rührig am 20. März 1939 aus Güldendorf herausgegebenen Anleitungen. Rührig sollte für Besuche der anderen „Siedlungsgebiete“ sorgen und mit einigen „Gaujugendführern“ Verbin-dung aufnehmen, um diese für ihr Vorhaben zu gewinnen. Schmidt erwähnte, Kaufmes, Otto Schwarz und Emo Connert träfen bis Juni im „Reich“ ein. Er forderte Rührig zudem auf, alle, die gegen ihre „Arbeit“ hetzten oder ihr Handeln nur „auf einen kleinen Gesichtskreis“ abstimmten, „davon [zu überzeugen], daß wir die Treue gehalten und für Führer und Idee stets gestanden [haben].“ Denn „Wir leisteten Arbeit auf weite Sicht, ebenso gestalten wir unsere Vorbereitung, jedoch müssen wir stets bereit sein einzustehen auch wenn die Geschichte einen spontanen Umbruch mit sich bringt. Jetzt sind wir noch nicht so weit weil Vertrauen, welches erschüttert ist, jedoch für eine Zusammenarbeit unbedingt notwendig, fehlt.“
[...]
Vollständiger Beitrag in der gedruckten Ausgabe der Halbjahresschrift...
Textprobe 6
Die Anfänge der NS-Presse im deutschen Siedlungsraum von Rumänien seit 1922
Johann Böhm
[...]
Fritz Fabritius war von Hitler und seiner nazistischen Ideologie so begeistert, dass er sich von nun an dafür einsetzte. Von Beginn an wusste er um die Bedeutung der Propaganda, die er bereits zu Zeiten nutzte, als seine „Selbsthilfe“ noch eine unbedeutende Bewegung darstellte. Bereits im Frühjahr 1922 gab er ein Kampfblatt mit der Überschrift Selbsthilfe, Kampfblatt für das ehrlich arbeitende Volk heraus, das zu beiden Seiten mit dem Hakenkreuz versehen war, und mit dessen Hilfe er die nationalsozialistische Ideologie im deutschen Siedlungsraum Rumäniens verbreitete.
Da die „Selbsthilfe“ nationalsozialistische Politik propagierte, die der rumänischen Regierung zuwider lief, musste sie die beiden Hakenkreuze entfernen. Der Inhalt des Blattes änderte sich jedoch nicht.
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Rumäniendeutsche nationalistische und NS-Presse 1922-1944 (Collage: William Totok) |
Die ehemaligen Mitglieder der Jugendwehren , sowie „die Anhänger Fabritius aus den halb landwirtschaftlich eingestellten Kreisen der Vorstädte“ und andere Anhänger sammelten sich regelmäßig um Fabritius. Bei diesen Zusammenkünften wurde die internationale Lage nach dem Ersten Weltkrieg und die der Deutschen im Allgemeinen besprochen. Heinrich Dolles Buch „Aus Not zu Brot, aus Mißgeschick zu Lebensglück“ regte sie an, die von ihm vorgestellte „Selbsthilfe“ auch in Siebenbürgen ins Leben zu rufen. Mit Hilfe des „Selbsthilfe Kampf-blattes“ wurde für ein „artgemäßes deutsches Denken und Handeln, für Anerkennung des Grundsatzes: Gemeinnutz geht vor Eigennutz, für Brechung der Zinsknechtschaft durch gegen-seitige Hilfe und für Ansiedlung der ärmsten Volksgenossen“ geworben. Als die Bausparkasse Fuß fasste, wurden die „Grundsätze“, nach denen die „Selbsthilfe“ gearbeitet hatte, in sieben Punkten zusammengefasst, an denen sich der Aufbau der Deutschen in Rumänien sich zu orientieren habe. In Punkt sieben hieß es unter anderem:
„1. Gemeinnutz geht vor Eigennutz.
2. Einer für Alle, Alle für Einen!.
3. Jedem das Seine.“
Die ideologischen Köpfe der Selbsthilfe Fritz Fabritius, Dr. Waldemar Gust, Dr. Otto Fritz Jickeli, Dr. Alfred Bonfert, Pfarrer Alfred Csallner, Adolf Roth, Alfred Pomarius, Pfarrer Wilhelm Staedel et cetera, führten im „Selbsthilfe-Kampfblatt“ das doppelsinnige Schreiben fort, um auch gemäßigte Leser gewinnen zu können. „Er [der Leser] macht mit, wenn er erst einmal den Verdacht geschöpft hat, dass Texte in anderen Zeitungen sich nicht an die Wahrheit halten“. Wie hielt es das „Selbsthilfe-Kampfblatt“ mit der Wahrheit?
[...]
Der ganze Beitrag ist in der gedruckten Ausgabe der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, Heft 1-2, 2014, erschienen
Textprobe 7
Am anderen Ufer der Drina: Der Krieg. Egon Erwin Kisch und der Beginn des
Ersten Weltkrieges an der serbischen Front, 1914-1915
Marie Sophie Hingst
[...] Die Region war jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur topographische Gegeben-heit, sondern Teil jenes für Habsburg charakteristischen Dreiecks aus divergierenden Herr-schaftsansprüchen, Modernisierungstendenzen und kulturellen Formgebungen. Dafür steht exemplarisch der 1885 geborene Prager Journalist Egon Erwin Kisch. Er, der sich als Reprä-sentant der Mobilität selbst verstand, war ständig unterwegs. Er begann seine Karriere als linker Journalist in Prag und Berlin. Seine Arbeit als Journalist führte ihn jedoch wieder und wieder in die Grenzregionen der Donaumonarchie. Kakanien beschrieb er – anders als der Melancholiker Joseph Roth – nicht als literarischen Raum, sondern als Lebenswelt heterogener Provenienz. Zweimal trat Egon Erwin Kisch im Balkanraum in Erscheinung. Das erste Mal als Reporter, der die Verheerungen des zweiten Balkankrieges dokumentierte, das zweite Mal als Soldat im Schützengraben, als Teil des österreichischen Feldzuges gegen Serbien. Seine Beschreibungen und Betrachtungen bieten den Gegenpol zu dem vom Baedeker erhobenen Anspruch der eindeu-tigen Kategorisierbarkeit, die ihren Widerhall nicht nur darin fand, dass es in jedem größeren Ort ein „Hotel Europa“ gab, nebst zugehörigen Dienstleistungen in Form von Gepäckträgern und Biergärten mit guter Küche. Auch die allgegenwärtige Präsenz des in Wien residierenden Kaisers Franz Josephs auf Straßenschildern vermochte nicht über die Heterogenität der habsburgischen Herrschaftsstrukturen hinwegzutäuschen. So hinterfragte Kisch beständig die formulierten Stereotypen und wird im Ersten Weltkrieg zum Augenzeugen einer im Zerfall befindlichen Weltordnung, deren Ausgangspunkt auch entlang der Save und Drina verlief. [...]
Weiter in der gedruckten Ausgabe der Halbjahresschrift.
Textprobe 8
Eine kleine Region spaltet den Vierbund
Die Dobrudscha als Konfliktregion im Ersten Weltkrieg
Björn Opfer-Klinger
Von den Strandurlaubern der rumänischen Schwarzmeerküste und einigen Südosteuropawissenschaftlern abgesehen, dürfte sie nur wenigen Menschen in Deutschland ein Begriff sein: die Dobrudscha. Diese Region, die heute zu einem kleineren Teil zum bulgarischen und zu einem größeren Teil zum rumänischen Staat gehört, stand in der Tat nur selten im Zentrum der europäischen Politik. Die im Ersten Weltkrieg eskalierenden Machtrivalitäten der europäischen Großmächte führten aber dazu, dass dieser Fall in den Jahren zwischen 1913 und 1919 eintrat. Es sollte diese kleine Region am Rande Europas sein, die in der Schlussphase des Krieges eine wichtige Rolle für den Zusammenhalt einer der beiden Konfliktparteien, dem aus dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, dem Osmanischen Reich und Bulgarien bestehenden Vierbund, werden sollte. Der Streit um das Gebiet zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer wurde dabei zum Brennglas unterschiedlichster wirtschaftlicher und nationaler Interessen der beteiligten Akteure. Er offenbarte jedoch gleichzeitig die wachsenden innenpolitischen Probleme der bulgarischen und jungtürkischen Regierung in der zweiten Hälfte des Krieges. Wie aber konnte dieser kleine, rohstoffarme Landstreifen eine so große Bedeutung erlangen? [...]
Die Antwort auf die Frage des Verfassers enthält die Printausgabe der Halbjahresschrift.
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+++ Ein im Jahr 2005 verfasster Text von Johann Böhm +++
Eine Antwort auf Michael Kroner „Besaß die Deutsche Volksgruppe in Rumänien Waffenlager in den Jahren 1940-1944?
Betrachtungen über Aussagen des Chefs der rumänischen Geheimpolizei Eugen Cristescu beim so genannten Antonescu-Prozess von 1946“[1]
60 Jahre nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ ist und bleibt die Auseinandersetzung mit der Vorgeschichte und Geschichte der Naziherrschaft ein Dauerthema für die Geschichte, für die Medien und für die Literatur. Tilgen lassen sich die 12 Jahre Naziterror und die Hitler-Hörigkeit eines großen Teils der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben nicht. Dass auch sie „Die Fahne hoch!“ mitgesungen haben ist nur wenig bekannt, weil ehemalige hohe Nazifunktionäre der NSDAP der „Deutschen Volksgruppe in Rumänien“ (DViR) wie Otto Parsch, Stabsleiter der „Einsatz-Staffel“[2], nach 1949 Führungsmitglieder in der Bundesleitung der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich und Fritz Cloos, ehemaliger Landesjugendführer der radikal-nazistischen „Deutschen Volkspartei in Rumänien“ (DVR), von 1940 bis 1944 Gauleiter und Führer der „Deutschen Arbeiterschaft in Rumänien“ (DAR), nach 1961 graue Eminenz der Bundesleitung der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, Gründer der „Arbeitsgemeinschaft für südosteuropäische Volks- und Heimatforschung“ mit Sitz in Bad Tölz waren. Cloos schloss in dieser Arbeitsgemeinschaft alle ehemaligen NS-Amtswalter der NSDAP der DViR zusammen mit dem Ziel, nur das zu veröffentlichen, was sie für richtig hielten. Gegen alle anderen, die anhand von einschlägigem Quellenmaterial die Zwischen- und Kriegszeit kritisch betrachteten und darstellten, wurde, wie zum Beispiel gegen meine Veröffentlichungen[3], eine schonungslose Kritik bis hin zur Verleumdung in der Siebenbürgischen Zeitung, dem Organ der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, betrieben.[4]
Die Brisanz des Themas „Die Siebenbürger Sachsen als Paradebeispiel für die Exportstrategien des Nationalsozialismus“ haben Presse, Historiker, Forschungsstellen der Bundesrepublik noch nicht recht entdeckt. Die ganze NS-Funktionselite der NSDAP der DViR wurde auf Bundes- Kreis- und Gemeindeebene in die Führungsgremien der Landsmannschaft in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich und Kanada eingebaut, oder konkreter, sie wählten sich selber in diese Gremien ,und die Siebenbürger Sachsen nahmen dies wieder stillschweigend hin.
Aus der zeitlichen Distanz über ein halbes Jahrhundert erscheint die Integration der einstigen Exponenten der NSDAP der DViR in Deutschland und Österreich allzu rasch und problemlos verlaufen zu sein. Das gilt um so mehr angesichts der menschlichen Leiden, die diese ehemaligen Nazis ihren Opfern zugefügt haben und die nicht „wieder gutzumachen“ sind. Schließlich sind auch der Verlust der Heimat, die Entwurzelung der Deutschen aus Rumänien sowie die materiellen wie moralischen Lasten zu bedenken, mit denen noch Generationen auch nach Kriegsende zu kämpfen haben.
Es ist einfach unverständlich, dass ein Historiker Ausführungen ehemaliger hoher NS-Funktionäre und deren Mitstreiter, wie im Falle Karl M. Reinerth, für bare Münze nimmt und einschlägiges Quellenmaterial als unecht darstellt. Kroner schreibt: „In ihren kritischen Stellungnahmen zu Böhms Ausführungen weisen Karl M. Reinerth und Otto Parsch darauf hin, dass der Verfasser in seiner Dissertation die genannten Quelle [korrekt Quellen] fehlerhaft und unkritisch wiedergegeben hat. Die zitierte Meldung ist erstens nicht eine übersetzte Nachricht der Polizeiquästur von Kronstadt, sondern gehört wahrscheinlich zu einer Schrift des Chef-Direktors der Sicherheitspolizei – also von Eugen Cristescu –, der seine untergeordneten Kommissariate anwies, die darin enthaltenen Meldungen zu überprüfen. ‚Böhm allerdings gibt sie nach 40 Jahren’, so Reinerth, ‚als wahre Tatsache wieder.’“[5]
Ohne das Originaldokument in seiner Übersetzung zu prüfen[6], wie sich das normalerweise gehört, wenn man Darstellungen widerlegen möchte, fährt Kroner fort: „Als Zeitzeuge und Kenner der Szene weist Parsch darauf hin, dass Meldungen von rumänischen Polizeiorganen über Waffenlager der Deutschen Volksgruppe in Rumänien auf bloßen Verdächtigungen beruhen“.
Man muss staunen, dass Kroner ehemalige hohe Nazifunktionäre als „Wahrheitsengel“ und die rumänischen Polizeiorgane als unseriös und unglaubwürdig darstellt. Ich habe den Eindruck, dass er noch immer nicht begriffen hat, welche verheerende Rolle Parsch als Stabsleiter der „Einsatz-Staffel“ im Rahmen der NSDAP der DViR gespielt hat. Die menschenunwürdigenden Nazi-Artikel, die in der Südostdeutschen Tageszeitung (Beilage „Einsatz-Staffel“) veröffentlicht wurden.[7], werden von Kroner einfach ignoriert. Ignoriert wird auch meine Gegendarstellung zu Reinerths „Bemerkungen“ zu meiner Dissertation: „Das Nationalsozialistische Deutschland und die Deutsche Volksgruppe in Rumänien 1936-1944[8], in der ich die verleumderischen Darstellungen Reinerths mit einschlägigem Quellenmaterial widerlegt habe. Auch die Rezension von Ulrich Thomann: Karl M. Reinerth/Fritz Cloos: Zur Geschichte der Deutschen in Rumänien 1935-1945. Beiträge und Berichte“[9], in der anhand von Quellenmaterial bewiesen wird, mit welchen revisionistischen Methoden in dem genannten Buch versucht wird, den faschistischen Charakter der rumänischen „Eisernen Garde“ zu leugnen und die radikal-nazistische Einstellung der „Deutschen Volkspartei in Rumänien“ DVR – in der Fritz Cloos eine führende Rolle innehatte –, die die Deutschen in Rumänien in einen verheerenden „Bruderzwist“ katapultierte, herunterzuspielen, wird nicht beachtet.
Für Reinerths Darstellung ist äußerst charakteristisch, so Thomann, dass er all das, was die ehemaligen hohen Naziamtswalter in der Landsmannschaftsführung der Siebenbürger Sachsen belasten könnte, nicht erwähnt und er somit eine unvollständige und irreführende Geschichtsdarstellung mit seinem oben zitierten Buch präsentiert.[10]
Obwohl Eugen Cristescu, Chef der rumänischen Geheimpolizei, beim Verhör im Rahmen des Antonescu-Prozesses zugibt, dass die Siebenbürger Sachsen über Waffen verfügten und dass eine Reihe [Waffen-]Lager entdeckt wurden[11], wird das von Kroner überspielt; er glaubt eher dem ehemaligen Nazifunktionär Parsch. Auch der „Politische Monats- und Arbeitsbericht für April 1944“ von Volksgruppenführer Andreas Schmidt, in dem dieser beim Abschnitt „Einsatz-Staffel“ unter anderem schreibt: „Der Schießbetrieb für die KK-Gewehre ist wieder in Gang gebracht“, wird von Kroner ebenfalls nicht wahrgenommen.[12]
Interessant ist auch zu lesen, dass die von Andreas Schmidt angestrebte Bewaffnung der Deutschen Volksgruppe aus dem Reich Waffen verlangte, um sie im Falle eines „Abspringens Rumäniens“ als Verbündeter Deutschlands zu schützen. Kroner zitiert Reinerth mit den Worten: „... zu unserem Glück“ sind die „geforderten Waffen ... nicht geliefert worden.“[13] Ich frage mich, woher weiß Reinerth, dass die von Andreas Schmidt angeforderten Waffen nicht geliefert wurden? Die im Anhang beigefügte Abschrift[14] widerlegt jedoch Reinerths Behauptung.
In Kroners Aufsatz jedoch wird bewusst versucht, die verleumderischen Behauptungen aus den achtziger Jahren wieder aufzuwärmen, obwohl ich sie in meinen umfangreichen Publikationen (vgl. Fußnote 3) mit einschlägigem Quellenmaterial widerlegt habe. Dies ist ein eindeutiger Versuch, die Siebenbürger Sachsen von meinen Publikationen fernzuhalten, damit die junge Generation nicht erfährt, wer sich am Debakel dieser Deutschen schuldig gemacht hat.
Dem aufmerksamen Beobachter und Kenner der Geschichte der Deutschen in Rumänien von 1932 bis 1945 kann kaum entgehen, dass bei einigen Rumäniendeutschen im Bewusstsein der Trend zunimmt, die Epoche zwischen 1932 und 1945 zu isolieren oder mit dem Phänomen der Demagogie und Verdrängung zu erklären. Das Zusammenwirken von Information und Emotion, Politik und Geschichtserwartung wirft bei einigen Siebenbürger Sachsen Probleme auf, die mit bisherigen wissenschaftlichen Instrumenten nur unzulänglich erfasst werden konnten. Eine eigenständige Begründung durch wissenschaftliche Studien über die Zeit zwischen 1933 und 1945 ist aber unerlässlich, da es bezeichnenderweise nicht an Erscheinungen fehlt, die braune Naziperiode der Deutschen Volksgruppe in Rumänien publizistisch zu vermarkten. Über Andreas Schmidt und seine Nazi-Clique gibt es reichlich Quellen- und Bildmaterial, und an Histörchen mit Gänsehauteffekten mangelt es nicht. Die Ursprünge und die Ursachen für die Zerrissenheit der Deutschen in Rumänien von 1932 bis 1944 zu ergründen und zu vermitteln, dem immer wieder drohenden gedanklichen Kurzschluss zu entgehen, unsere heutige Lage sei im Druck des „Dritten Reiches“ zu suchen, muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden.
Die Schrecken des Nationalsozialismus sind vergangen, doch seine Spuren noch immer nicht verweht, trotz aller Versuche, Vergangenes totzuschweigen, Gegebenes zu ignorieren, so wie das öfters in den Südostdeutschen Vierteljahresblätter geschieht, wo ehemalige hohe Nazifunktionäre zu „großen Deutschen“ hochstilisiert werden.[15] Was geschehen ist, darf nicht schon vergessen sein: Wer Menschen von der Geschichte abschneiden will, der schneidet Menschen von der Wahrheit ab; beraubt sie prinzipiell ihrer Handlungsfähigkeit unter Bezug auf Wahrheit. Sinnvolles Handeln wird somit unmöglich. Zwar behauptet man gern, Völker lernten nichts aus der Geschichte – vielen ein fragwürdiger Anlass, jedes historische Bewusstsein zu vermeiden, Geschehenes unbefragt auf sich beruhen zu lassen. Doch kann die Behauptung nicht allgemein gelten. Zumindest einzelne nämlich werden klug aus geschichtlicher Erfahrung und Kenntnis, lernen aus der Vergangenheit. Politisches Interesse und Verständnis lassen sich bilden, politisches Gewissen lässt sich wecken. Schon deshalb scheint es mir gerechtfertigt, sich mit der Historie, so unfreundlich, ja abschreckend sie immer sein mag, auseinander zu setzen und die Ergebnisse dieses Erkenntnis- und Denkprozesses weiterzugeben.
Anhang
Wiedergabe des Textes von Eugen Cristescu, Chef der rumänischen Geheimpolizei, beim Antonescu-Prozess 1946 bezüglich des Zielschießens, der Schieß- und Marschübungen sowie [Waffen-]Lager der Siebenbürger Sabsen, in: Procesul Mareşalului Antonescu. (Prozess des Marschalls Antonescu. Dokumente), Herausgeber Marcel-Dumitru Ciucă. Einleitende Worte von Iosif Constantin Drăgan, Verlag Saeculum I. O., Bucureşti, 1996 Band I. und II 1996 – Band III, Bucureşti, 1998.
[Bd. I, S. 327] VORSITZENDER: Die nächste Frage!
ÖFFENTLICHER ANKLÄGER D. SǍRACU: Der Angeklagte möge sagen, auf wessen Initiative die Rumänisch-Deutsche Gesellschaft ins Leben gerufen wurde.
EUGEN CRISTESCU: Ich meine, auf Initiative von Herrn Mihai Antonescu und . . . von Herrn Mihai Antonescu.
ÖFFENTLICHER ANKLÄGER D. SǍRACU: Welche Politiker Rumäniens zählten zu den repräsentativen Mitgliedern dieser Gesellschaft?
EUGEN CRISTESCU: Es waren deren sehr viele. Ich gehörte ebenfalls dazu, ich war auch darunter, Herr Mihai Antonescu hatte mich als Mitglied angemeldet. Ich war bei der Eröffnungssitzung dabei, einmal [unleserlich], es ist mir nicht peinlich, es ist mir nicht peinlich.
Ich unterhielt Beziehungen zu sehr vielen Deutschen. Wer keine Beziehungen hat, hat keine Informationen, Herr Vorsitzender. Und der Agent, der mich mit Killinger an dessen Tisch im Gespräch sah, glaubte, ich verkaufe mein Land. Nun, meine Herren, ich verkaufte mitnichten mein Land; um an Informationen heranzukommen, musste ich diese Kontakte haben. Und ein zweistündiges Gespräch mit Killinger brachte mehr als hundert Agenten im Einsatz und hundert Ermittlungen. Dies war schon immer mein Beruf gewesen, und den habe ich mit allen meinen Verbindungen ausgeübt, ohne zu fürchten, jemals von jemand verdächtigt zu werden. Ich kannte ein einziges Interesse und eine einzige Linie: die Linie der nationalen Interessen.
VORSITZENDER: Die nächste Frage!
ÖFFENTLICHER ANKLÄGER D. SǍRACU: Hat der Angeklagte Kenntnis von Ion Antonescus Vorhaben vom 22. August, die Goldreserven Rumäniens in der Donau zu versenken?
EUGEN CRISTESCU: Davon weiß ich nichts, bekannt ist mir freilich, dass Herr Marschall Antonescu einen umfassenden Plan bereit hielt für den Fall des Waffenstillstands. Herr Marschall Antonescu fragte einmal auf einer [Textlücke]: „Was unternehmen die Deutschen?“ Meine Herren, ich habe diesen [. . .] geschaffen, und ein Zeuge wird hier auftreten, der Ihnen Einzelheiten liefern wird. Ich habe eine Menge Material über die Bewaffnung der Sachsen zusammengetragen, über ihre Schlagkraft, über die Reichtsdeutschen, die sich in Bukarest aufhielten, über diese verdeckten Dienste. Alle diese Daten benötigte Herr Marschall Antonescu [Bd. I, S. 328] als klaren Spiegel der Lage, um das Kräfteverhältnis zu einem gegebenen Zeitpunkt abschätzen zu können. Außerdem ist mir bekannt, dass Herr Marschall Antonescu drei in der Ausbildung befindliche Divisionen nahe Bukarest in Bereitschaft hielt, die er einzusetzen und zu verwenden gedachte bei dieser Gelegenheit, um jedweder Aktion der Deutschen entgegenzuwirken. Und darüber hinaus kann ich heute gestehen, meine Herren, dass mir Herr Marschall Antonescu den Befehl erteilte, über einen Mann bei der Fernmeldegesellschaft, der unser absolutes Vertrauen genoss, eine Liste sämtlicher deutscher Telefonanschlüsse, sämtlicher deutscher Firmen, deutscher Privatpersonen und deutscher Militärangehörigen aufzustellen. Dies . . .
VORSITZENDER: Ich werde Ihnen meinerseits eine Fragen stellen im Zusammenhang mit der Aktion der Deutschen in Rumänien: Wie war die Lage der Sachsen, und über welche Informationen verfügten Sie bezüglich der Sachsen und ihrer Aktion in Rumänien?
EUGEN CRISTESCU: Herr Vorsitzender, das ist zwar ein weites Feld, ich werde mich jedoch kurz fassen.
VORSITZENDER: Ja, beschränken Sie sich bitte aufs Wesentliche!
EUGEN CRISTESCU: Die Aktion der Sachsen, die mich interessierte . . .
VORSITZENDER: Sie haben ausgesagt, Sie hätten die Sachsen aus Rumänien überwachen lassen, wie stellten sie sich dar, was war ihr Status?
EUGEN CRISTESCU: Die Sachsen waren militärisch organisiert. Sie machten allerhand Übungen: Zielschießen, Schieß- und Marschübungen. In dieser Sache hatte Herr Marschall Antonescu sehr oft Streit mit Killinger und Herrn Andreas Schmidt; auch ins Ministerium des Innern wurde Herr Andreas Schmidt bestellt, der Herr General Vasiliu gegenüber äußerst impertinent auftrat. Auf Weisung des Herrn Marschall wurde dieser Herr zitiert, und es wurde ihm nahegelegt, die Angelegenheit mit den Uniformen und diesen Dingen einzustellen. Das war eine offene Aktion. Doch gab es bei ihnen auch sehr gut getarnte heimliche Aktionen . . .
VORSITZENDER: War die offene Aktion allumfassend? Schloss sie sämtliche Sachsen ein?
EUGEN CRISTESCU: Besonders die Jugend, Herr Vorsitzender. Die Jugend. In allen Städten Siebenbürgens war die Jugend hervorragend organisiert.
Die offene Aktion der Sachsen. Die Siebenbürger Sachsen bildeten ein Reservoir für die Deutschen, und diese acht geheimen Dienste [unverständliche Textstelle]; sie sollten ihnen als informative und selbst als ausführende Organe dienen im Falle, dass Rumänien seine politische Linie ändern und auf die Seite der Alliierten überwechseln würde. Und zwecks erfolgreicher Durchführung und Unterstützung dieses Vorhabens verfügten die Sachsen über Waffen. Eine Reihe von [Waffen-]Lagern wurde entdeckt, und in dieser Sache kam es zu einem großen Eklat. Als Herr Marschall Antonescu einmal zu einem Besuch bei Hitler aufbrach, überreichte ich ihm noch an der Gangway des Flugzeugs einen umfassenden und gut dokumentierten Bericht über diese ganze Aktion der Sachsen. Der Herr Marschall las ihn während des Flugs, nahm die Ungeheuerlichkeiten, die darin vermerkt waren, zur Kenntnis und warf sie Hitler vor. Hitler ließ sofort Himmler zu sich kommen und setzte ihn mit Herrn Marschall Antonescu in Verbindung. Herr Marschall Antonescu sagte ihm: „Mein Herr, dies ist die Aktion, ich schildere sie Ihnen in groben Zügen. Über Einzelheiten verfüge ich nicht, Details vermag ich Ihnen nicht zu geben, doch können Sie, wenn Sie mögen, jemand nach Rumänien schicken, um Kontakt aufzunehmen mit Herrn Eugen Cristescu, dem Leiter meines Nachrichtendienstes, der eine ausführliche Dokumentation vorlegen wird.“ Außer dem Herrn Marschall Antonescu [Bd. I, S. 329] war ferner auch Herr Killinger zugegen, dem Himmler vorhielt: „Warum haben Sie mich über diese Intervention des Marschalls bei Hitler nicht unterrichtet? Hitler hat mich nämlich gerüffelt.“
Wieder in Bukarest, eröffnete mir der Herr Marschall: „Ich habe mit Himmler Rücksprache gehalten, er wird einen seiner höchsten und besten Inspektoren aus der Berliner Zentrale herüberschicken, um vor Ort eine Untersuchung vorzunehmen. Bereiten Sie den Dossier für die Untersuchung vor.“
Ich habe auch späterhin mit Killinger Unterredungen geführt, dabei beklagte sich Killinger lauthals, weshalb ich ihn nicht in Kenntnis gesetzt habe, worauf ich entgegnete: „Mein Herr, ich habe Ihnen so oft gesagt, dass . . ., habe ich im Laufe unserer Gespräche nicht zigmal gegen die Aktionen der Sachsen protestiert? Und Sie haben keine Maßnahmen ergriffen. Jedesmal haben Sie mir in die Hand versprochen, doch unternommen haben Sie absolut nichts. Es ist an der Zeit, dass diese ganze Angelegenheit ein Ende nimmt, sind wir Rumänen die Herren in Rumänien, oder sind es etwa die Sachsen?“
VORSITZENDER: Worin bestand die Aktion der Sachsen?
EUGEN CRISTESCU: Sie besaßen Waffenlager, Herr Vorsitzender, die nach dem Protest des Herrn Marschall in die offiziellen Bestände der Deutschen Militärmission übergingen. Ein einziges Lager war ihnen geblieben, an der Schwarzen Kirche in Kronstadt/Braşov, und vor Beginn der Bombenangriffe auf Kronstadt/Braşov rollten eines Nachts riesige Lastkraftwagen der Militärmission an, alle vorhandenen Waffen wurden von der Militärmission übernommen. Der Inspektor, den Herr Hitler, Himmler versprochen hatte, hat sich nie gezeigt, obschon ich
eine ganze Dokumentation ausgearbeitet hatte, ich habe sie für den Prozess angefordert, sie liegt in meiner Dienststelle.
VORSITZENDER: Welches war ihr Rechtsstatus? Ihr Status laut Gesetz? Laut Gesetzen unseres Landes?
EUGEN CRISTESCU: Ja.
VORSITZENDER: Welchen Status hatten die Sachsen?
EUGEN CRISTESCU: Den gewöhnlichen Status . . . den gewöhnlichen Status, sicher doch.
VORSITZENDER: Gut, aber paramilitärische Verbände konnten sie aufstellen? [unverständliche Textstelle, S. 329, Zeile 13 v. unten: „al . . . românii“] Wie war das möglich?
EUGEN CRISTESCU: Nein. Das konnten sie nicht. Sie konnten keine paramilitärischen Verbände aufstellen.
VORSITZENDER: Sie hatten immerhin einen Sonderstatus, dank . . .
EUGEN CRISTESCU: Ja, doch Herr Marschall Antonescu bestellte ständig Killinger zu sich, ebenso . . . auf die Proteste Herrn Marschall Antonescus hin unterließen sie diese Marschübungen und die Aufstellung paramilitärischer Verbände.
VORSITZENDER: Gibt es noch Fragen?
ÖFFENTLICHER ANKLÄGER D. SǍRACU: Eine einzige Präzisierung noch: Was war der Zweck dieser Waffenlager der Sachsen?
EUGEN CRISTESCU: Um bei einem eventuellen Kriegsaustritt Rumäniens mit diesen Waffen den Rumänen in den Rücken zu fallen, das ist die reine Wahrheit. Dazu besaßen sie desgleichen eine weitverzweigte Organisation, und sie waren auch hier in Bukarest präsent. [Bd. I, S. 330]
ÖFFENTLICHER ANKLÄGER D. SǍRACU: Unter wessen Schutz standen diese terroristischen Organisationen?
EUGEN CRISTESCU: Wer sie beschützte?
ÖFFENTLICHER ANKLÄGER D. SǍRACU: Hatte man Kenntnis von diesen Organisatio- nen?
EUGEN CRISTESCU: Man kannte sie in Siebenbürgen. Und bekannt waren sie vor allem den Mitgliedern der Nationaltzaranistischen Partei. Denn, um vor Ihnen heute diese Aussage zu machen: Dieser Dienst, den ich aufgebaut hatte, beschäftigte mehrheitlich Juden, weil, meine Herren, man ihn mir mit jüdischem Personal ausgestattet hatte, außerdem rekrutierten sich seine Angehörigen aus der nationaltzaranistischen Jugend Siebenbürgens. Sie wussten nicht, für wen sie arbeiteten. Das gehört zu den Spielregeln dieser Dienste, und ich habe allein die Reisekosten verrechnet; die Menschen, die diesen . . . diese Arbeit erledigten, taten es aus gefühlsmäßigen Gründen. Sodass die ganze Aktion der Siebenbürger Sachsen sehr gut bekannt war.
ÖFFENTLICHER ANKLÄGER D. SǍRACU: Eine weitere Präzisierung: Wer finanzierte diese Organisationen?
EUGEN CRISTESCU: Wer das alles finanzierte? Die Deutschen. Wie sollten sie auch von inländischen Geldgebern finanziert werden! Übrigens, verfügten die Deutschen denn in unserem Land nicht über eine gewaltige Wirtschaftsorganisation?
VORSITZENDER: Sonst noch Fragen? Sie?
RADU LECCA: Herr Vorsitzender, ob Herr Cristescu . . .
VORSITZENDER: Sprechen Sie bitte etwas lauter!
RADU LECCA: Ob Herr Cristescu sich noch an die Umstände erinnert, unter denen Oberst [bei der SS galten andere Dienstrangbezeichnungen!] Böhme ausgewiesen wurde?
EUGEN CRISTESCU: Ja, das ist mir erinnerlich. Oberst [!] Böhme war der erste Polizeiattaché hier in Bukarest; vor der Flucht Horia Simas – der so genannten Flucht, Herr Vorsitzender, denn nach unseren Erkenntnissen war das keine Flucht, sondern vielmehr ein vereinbartes Sich-Absetzen –, vor dem Verschwinden Horia Simas, wurde er, Herr Böhme, von seinen Verbin. . ., seinen Verbindungsmännern in Berlin, bei der Gestapo, unterrichtet. Killinger war nicht informiert, er wurde erst später auf amtlichem Weg von der Reichsregierung avisiert, der rumänischen Regierung darüber Mitteilung zu machen. Dieser . . ., diese Tatsache, dass Böhme nicht rechtzeitig Killinger unterrichtet hatte, welcher der Gesandte seines Landes hier war, löste einen Krach in Berlin aus und führte dazu, dass Böhme Rumänien verlassen musste. Meiner Erinnerung nach hat sich das so abgespielt.
Aus dem Rumänischen von Rolf-Frieder Marmont
[1] In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 54. Jg., Heft Nr. 1, München 2005, S. 62-75.
[2] Aufgabe und Ziel der „Einsatz-Staffel“ war, die Erziehung der deutschen Bevölkerung in Rumänien aufgrund der „Lebensgesetze des germanischen Menschen und der unbedingten Hochhaltung der soldatischen Tugenden, Treue und Ehre, Gehorsam und Tapferkeit“ zu gewährleisten. Der Staffelmann wurde nach den „Gesichtspunkten des Blutes und der Rasse“ ausgewählt, der durch „alljährliche abzulegende Leistungsprüfungen“ und „Kampfgeist und Einsatzbereitschaft“ geprüft wurde. Im praktischen Leben musste er als politischer „Soldat des Führers Schrittmacher des Nationalsozialismus“ der Deutschen in Rumänien sein
[3] Dr. Johann Böhm, geb. 1929, seit 1969 in der Bundesrepublik Deutschland, Historiker und Politologe, Herausgeber mehrerer Publikationen: „Das Nationalsozialistische Deutschland und die Deutsche Volksgruppe in Rumänien 1936-1944“, Frankfurt am Mai; Bern; New York: Peter Lang, 1985, 264 Seiten; „Die Deutschen in Rumänien und die Weimarer Republik 1919-1933“, Ippesheim: AGK-Verlag 1993, 300 Seiten; „Die Deutschen in Rumänien und das Dritte Reich 1933-1940“, Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Peter Lang 1999, 411 Seiten; „Die Gleichschaltung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien und das ‚Dritte Reich’ 1941-1944“, Frankfurt am Main; Berlin; Bern; Bruxelles; New York; Oxford; Wien: Peter Lang 2003, 521 Seiten, u. a. Publikationen und Aufsätze.
[4] Vgl.: „Die Deutsche Volksgruppe in Rumänien 1940-1944“, in: Siebenbürgische Zeitung vom 15. Juli 1985, S. 7. und den Artikel von Hans Bergel: „Mich überkommt ein Grausen vor den Folgen“, in: Siebenbürgische Zeitung vom 15. August 1987, der Anlass zu einem Prozess beim Landgericht München gab. Aber auch viele Protestschreiben gegen die verleumderischen Methoden der ehemaligen NS-Amtswalter in der Landsmannschaftsführung gingen bei mir ein. Vgl. dazu Gymn. Prof. Harry Binder: „Siebenbürgische Reaktionen auf ein Buch von Dr. Johann Böhm“, in: Siebenbürgische Rundschau vom 30. Sept. 1985 sowie eine Stellungnahme vom 11. 7. 1985 von Prof. Dr. Axel Azzola, technische Hochschule Darmstadt, der von Herrn Rudolf Binder, Christophstr. 28, 7800 Freiburg i. Br., in einem beschämenden Ton mit den Worten angegriffen wurde: „Man höre und staune! So schulmeisterlich also ist der Stil des Herrn Azzola. [...] Auf die Lektion, die Herr Azzola unseren Wissensträger [damit sind die hohen Nazifunktionäre eines Fritz Cloos und seine NS-Kameraden in der „Arbeitsgemeinschaft“ gemeint- Anm. des Autors] erteilen will, bin ich sehr gespannt. Vielleicht hört man einmal etwas davon. In der gleichen Nummer schreibt Harald Roth unter anderem: „Seien Sie vorsichtig, wenn Sie Wissensträgern ‚Lektionen’ erteilen wollen.“ Man muss staunen, dass Leute dieses Schlages noch immer nicht begriffen haben, in welcher Zeit wir heute leben und was diese Nazis unserer Volksgruppe angetan haben.
Hier einige Äußerungen aus der Vielzahl der Protestschreiben gegen die Verleumderische Kampagne in der Siebenbürgischen Zeitung. Johann Hamsich: „Unsere ehemaligen Nazis möchten die Jahre 1940-1944 am liebsten ungeschehen machen. Sie haben in ihrem Buch das Kind beim Namen genannt und das passt ihnen nicht ins Konzept“..., Gundelsheim, 9.03.1988; Dr. Emmerich Henz: „Ihr schon lange fälliges Buch habe ich mit großem Interesse gelesen. Wie der Aufschrei des einen oder anderen zeigt, haben Sie sich mit der Herausgabe keine Freunde geschaffen. Natürlich, wenn der Zahnarzt beim Bohren auf den Nerv trifft, schreit der Patient auf ...“, Rheda-Wiedenbrück, 4. Nov. 1985; Dr. Alfred Graef: „Ich möchte wünschen, dass dieses Buch von allen jüngeren Siebenbürger Sachsen in der Bundesrepublik Deutschland und in anderen Ländern gelesen wird, die sich darüber orientieren wollen, was zur Zerstörung der bewährten siebenbürgisch-sächsischen Volksorganisation durch eigene Landsleute und durch verbrecherische Handlungsweisen prominenter Nationalsozialisten (SS-Schergen) geführt hat. [...] Herr K. M. Reinerth hat keine Ahnung davon, wie in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur das Informationswesen gearbeitet hat ...“, Weissdirn-Weg 74, St. Augustin 1, 12. 01. 1988. Sogar aus Kanada gingen Briefe bei mir ein. Pfarrer Henry Fischer aus Ontario, LIJ 6Y8, der ebenfalls ein Buch über diese Zeit schreiben wollte, wurde von den ehemaligen NS-Amtswaltern bedroht. „Ich wurde von den ‚Bundführern’ aus meines Vaters Dorf bedroht, weil sie die Geschichte nach 40 Jahren zu ihrem eigenem Nutzen kontrollieren und revidieren“ wollten (28. 06. 1991), eine Praktik, die auch von den ehemaligen NS-Amtswaltern in der Landsmannschaftsführung in München angewendet wurde. Ich könnte diese Beispiele nach Belieben fortsetzen. Sogar Herbert Arz von Straussenburg (vortragender Legationsrat I. Kl.) schreibt: „Mit großem Interesse habe ich Ihr Buch ‚Das n.s. Deutschland’ gelesen und mich dabei an vieles Langvergessenes wieder erinnert. [...] Als Jahrgang 26, kann ich mich an die Vorgänge in der Turnschule in Hermannstadt, im Jahre 1943, sehr gut erinnern ...“, St. Augustin 2. April 1988.
Ein gewisser Samuel Liebhart wirft mir in einem Schreiben vom 2. 09. 1985 vor, dass meine Recherchen nicht richtig seien, weil „die tödliche Gefahr“ des 2. Weltkrieges „nicht von Deutschland ausging, sondern vom russischen Kommunismus, und diese Gefahr haben die einfachen freiwilligen Soldaten aus Siebenbürgen an der Front besser erkannt als mancher konservative Politiker. Sie selbst haben sich dem derzeitigen Zeitgeist nicht nur in Sprache und Diktion angepasst, sondern auch Ihre Haltung ist dem derzeitigen Zeitgeist entsprechend ...“. Dann wirft er mir vor, dass ich ein „Nutznießer der Siebenbürger geworden sei, die im deutschen Heer gedient haben, wodurch sie schon die moralische Voraussetzung geschaffen haben, dass alle Siebenbürger den Anspruch auf eine Übernahme in die Bundesrepublik erworben haben, abgesehen von den entsprechenden Vorarbeiten, die viele Männer der Kriegsgeneration dafür geleistet haben, damit auch Sie selbst hier übernommen werden konnten“. Hier wird die Verlagerung des Feindbildes Nationalsozialismus auf den Kommunismus übertragen. Der Verstand bleibt einem stehen, wenn man bedenkt, dass es noch immer Historiker der Siebenbürger Sachsen gibt, die diese Leute salonfähig machen.
[5] In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 54. Jag., Heft Nr. 1, S. 68.
[6] Vgl. Anhang Nr. 1. Wir haben die erste und zehnte Seite abgedruckt, damit der Leser sich ein Bild über die Echtheit des Dokuments machen kann. Im Rechenschaftsbericht über die innere Lage: Stimmung, Ordnung und Sicherheit in der Zeit vom 1.-27.3.1944, wird über die Stimmung der Bevölkerung: Einfluss der inneren und auswärtigern Ereignisse, Einfluss der Teuerung, die Wirkung der von der Regierung ergriffenen Maßnahmen, über die Haltung der Intellektuellen, Studenten und Juden, über die Anwesenheit der deutschen Truppen, über die Ungarn und über politische Parteien usw. berichtet. Das Dokument ist vom Chef der Sicherheitspolizei, Nikolaus Zamfirescu unterzeichnet, und gehört nicht „zu einer Schrift des Chef-Direktors der Sicherheitspolizei – also von Eugen Cristescu“ wie dies Reinerth behauptet. (Archiv des Auswärtigen Amtes, Inland II C, Band 53). Reinerth behauptet sogar, „der Verfasser des Dokuments wollte damit ‚Stimmung’ machen“, eine Äußerung, die ihm nur Kinder aus dem Kindergarten abnehmen. Für einen Historiker ist die „Stimmungslage“ der Bevölkerung zu politischen Ereignissen von großer Bedeutung.
[7] Hier einige Überschriften von Artikeln in der Südostdeutschen Tageszeitung, Beilage „Einsatz-Staffel“, für die Parsch verantwortlich ist: „Deutsche Kulturmission im Osten“ (8. Juli 1941), „Die innere Ausrichtung“ (7. Sept. 1941), „Wehrwille und Lebenskraft“ (21. Sept. 41), „Das Prinzip der Führung“ (28. Sept. 41), „Politisches Soldatentum“ (21. Okt. 41), „Nationalsozialistisches Führungskorps“ (31. Okt. 41), „Blut gegen Gold“ (3. Febr. 1942), „Illusion und Wirklichkeit“ (8. April 42), „Formationsarbeit im Kriege“ (9. Juni 42), „Politischer Heroismus“ (15. Okt. 42), „Ewige Revolution“ (13. August 42), „Soldatentum und Kultur“ (8. Januar 1943), „Lob der Feindschaft“ (3. März 43), „Die biologische Seite des totalen Krieges“ (28. April 43) usw.
[8] In: Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde, 10. (81) Jg., Heft 2/87, S. 180-183).
[9] In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik [fortan HJS], 1. Jg., Heft Nr. 2/Sept. 1989, S. 106 und 2. Jg., Heft 2/Okt. 1990, S. 71-78.
[10] Um derartigen Geschichtsverdrehungen und Geschichtsfälschungen entgegenzuwirken, erscheint in Kürze das Buch: „Hitlers Vasallen der Deutschen Volksgruppe in Rumänien vor und nach 1945“, um der deutschen Öffentlichkeit die Augen zu öffnen, wer Schuld am Debakel dieser Deutschen war, und welche Funktionen diese ehemaligen Naziamtswalter mit Hilfe der deutschen Behörden nach 1945 bekleiden konnten.
[11] Vgl. Anhang Nr. 2, deutsche Übersetzung aus: Procesul Mareşalului Antonescu. Documente. (Prozess des Marschalls Antonescu. Dokumente). I. Herausgeber mit einem Vorwort Marcel-Dumitru Ciucă. Einleitende Worte von Iosif Constantin Drăgan. Verlag Saeculum I. O., Band I und II, Bucureşti, 1996; Band III, Bucureşti, 1998. Die rumänischen Texte sollten (so wie in diesem Falle) aber in ein korrektes Deutsch übertragen werden.
[12] Polit. Archiv des Ausw. Amtes, Inland IIC, Band 53.
[13] Michael Kroner: Besaß die Deutsche Volksgruppe Rumänines Waffenlager in den Jahren 1940-1944?, in: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 54. Jg., Heft 1/ München 2005, S. 68.
[14] Vgl. Anhang 3. Polit. Archiv des Ausw. Amtes, Inland II C, Band 53. Kroner interessiert es auch nicht, dass eine Abteilung der Deutschen Volksgruppe in Rumänien für Entführung und Hinrichtung errichtet wurde, die in Hatzfeld sieben Sozialdemokraten erschossen (vgl. Hans Wolfram Hockl: Offenheit hat überzeugt. Zur NS-Geschichte der Deutschen im Südosten. Chronologie der Revolution in Rumänien, Pro Vobis Verlag, Metzingen 1990, S. 11-14 „Sonderkommando ermordet Sozialdemokraten“; Seite 22 „Sozialdemokraten in Hatzfeld“ und Seite 21 „Morde sind für Cloos nur halb so schlimm!“
[15] Vgl. „August Georg Kenstler, Herausgeber der Monatsschrift „Blut und Boden“ und aktiver Vorkämpfer der nationalsozialistischen Agrarpolitik, in: HJS, 1. Jg., Heft Nr. 1/Mai 2003, S. 19-43 . Böhm nimmt hier zu dem Aufsatz: „August Georg Kenstler, der Artamanenführer aus Siebenbürgen“ von Rudolf Proksch, veröffentlicht in den Südostdeutschen Vierteljahresblätter, 29. Jg., München 1980, S. 275-279, Stellung. Kenstler, der sogar Himmler und Hitler Ratschläge gab, wie der Nationalsozialismus zu verwirklichen sei, wird in dieser Zeitschrift als „großer Deutscher“ dargestellt.
Das gleiche geschieht mit Fritz Benesch, einer der radikalsten Nazis in Nordsiebenbürgen; vgl. dazu Johann Böhm: Friedrich Benesch (1907-1991), Naturwissenschaftler, Theologe und Politiker, in: HJS, Heft Nr. 1/Mai 2004, S. 108-119; vgl. ferner „Zum Tode von Friedrich Benesch“ von Hans Bergel, in: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 40. Jg., Folge 3, 1991, S. 240-241; vgl. auch „Die anthroposophische Möglichkeit, Christ zu sein“, in: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, 40. Jg., Folge 4, 1991, S. 318-320.
Siehe auch - a se vedea si:
William Totok / Elena-Irina Macovei despre Fritz Cloos în „Caietele CNSAS” nr. 14 (2/2014), pp. 201-219
Aktualisiert - 12. 9. 2017, 11:30 h